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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Spätwestern von Michael Cimino aus dem Jahr 1980 ging als einer der größten Hollywood-Flops in die Geschichte ein. Als historischer Hintergrund für die Handlung dient der "Johnson County War". Montana um 1890: Skrupellose Viehbarone wollen osteuropäische Siedler vertreiben und senden eine Todesschwadron aus. Der Marschall James Averill versucht den Einwanderern zu helfen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kommerzielle Misserfolge hat die Filmindustrie jedes Jahr aufs Neue zu beklagen. Die Geschichte hinter Michael Ciminos Jahrhundertepos „Heaven's Gate – Das Tor zum Himmel“ allerdings besitzt einen so legendären Status in ihrem rigorosen Scheitern, das sie unlängst mythischen Charakter inne trägt. Da ist also ein aufstrebender, sich nationaler Befindlichkeiten bewusster Regisseur wie Michael Cimino, der aufgrund seines Klassikers„Die durch die Hölle gehen“1978 mit internationalen Auszeichnungen geradezu übergossen wurde und die Kritiker selbstverständlich dazu veranlasste, ihm unentwegt eine schillernde Zukunft zu prophezeien. Tatsächlich würde niemand auch nur im Entferntesten auf die Idee kommen, Michael Cimino nicht als Ausnahmekünstler zu titulieren, mit dem heutigen Blick auf sein leider sehr übersichtliches Schaffen erst recht nicht. Dass Michael Cimino allerdings den Niedergang des New-Hollywood-Kinos einleiten und die Produktionsfirma United Artists in den Bankrott führen sollte, hätte sich niemand in jenen von Jubelchören dominierten Tagen ausgemalt. Überwältigender als Cimino aber kann man zweifelsohne keinen Fehlschlag landen.

Wobei 'Fehlschlag' ja noch relativ gelinde ausgedrückt ist, führt man sich erwähnte Folgen vor Augen und zählt die grauen Haare, die den Produzenten während der kräftezehrenden Arbeit an „Heaven's Gate – Das Tor zum Himmel“ gewachsen sein müssen. Immerhin trägt Cimino auch Mitschuld daran, dass es damaligen Regisseuren nicht mehr zwangsläufig erlaubt war, die Dreharbeiten unter ihrer Ägide mit freier Hand zu dirigieren. Es mag an dieser Stelle zwar vermessen klingen, doch nach Sichtung von „Heaven's Gate – Das Tor zum Himmel“ kommt man nicht umhin zu sagen, dass sich all die Tortur und schwerwiegenden Konsequenzen ausgezahlt bekommen haben: Ciminos New-Hollywood-Schwanengesang ist ein cineastisches Prunkstück; ein filmischer Monolith, vor dessen anmutiger Größe man ehrfürchtig zurückschreckt. Und darüber hinaus ist es, ähnlich wie schon „Die durch die Hölle gehen“, einer der wenigen Filme, die in das Herz der amerikanischen Nation vordringen, um all den Schmerz zu Tage zu fördern, der heute nur zu gerne unter rammdösig tönenden Parolen verschleiert wird.

Im historischen Kontext des Johnson-County-War, in dem europäische Einwanderer und die einheimischen Rinderbarone in martialischen Kämpfen aufeinandertrafen, fühlt Michael Cimino den Grundsätzen eines Landes auf den Zahn, welches sich noch heute mit der unbändigen Vision von Freiheit brüstet. Die Migranten töten das Tier, was ihnen nicht gehört, die Besitzer, das Großkapital dieser Tage, schlägt zurück, erreicht eine Todesliste – die von der Staatsgewalt abgezeichnet wird – und stellt die Einwanderer zum Abschuss frei. Schon früh klärt Michael Cimino den Zuschauer darüber auf, dass das Tor zum Himmel maximal ein Durchschussloch im Bettlaken ist, durch das einer der Auftragsmörder, in diesem Fall Nathan D. Champion (Christopher Walken), auf sein im Schlamm kauerndes Opfer blickt, während diesem die eigenen Gedärme langsam aus dem Torso quillen. Die Glückseligkeit, die Hoffnung, die Unschuld, all das sind Bestandsaufnahmen, die einzig im Moment existieren, nicht aber auf Dauer bestehen dürfen. Die Städte versinken im Schmutz, Kutschen sacken ein im Morast der Pfade und überall scheint die pure Xenophobie zu florieren: Fressen oder gefressen werden.

„Heaven's Gate – Das Tor zum Himmel“ beginnt im Jahre 1870 und empfängt uns mit den befreundeten Harvard-University-Absolventen James Averill (Kris Kristofferson) und Billy Irvine (John Hurt). Beide scheinen mit Zuversicht ihrer kommenden Werdegang entgegenzublicken, scheinen mit Idealen ihres Weges gehen zu wollen. Nach den Feierlichkeit folgt eine herbe Zäsur. James, inzwischen stoischer Sheriff von Johnson County, hockt im finsteren Zugabteil, scheint desillusioniert, weil die Zeit keine Wunden heilt und das Land keinen Platz für Ehre in ihrem Wertemodell erlaubt. Billy, Mitglied der renommierten Ranchervereinigung Wyoming Stock Growers Association, hingegen ist drauf und dran dem Alkohol komplett zu verfallen und berichtet seinem langjährigen Studienkumpanen von der Existenz der ominösen Todesliste. Wer glaubt, die Tragödie bahnen sich damit erst an, der täuscht sich. Eine Gesellschaft, die derlei Mittel billigt, hat sich schon längst aus den Augen verloren: Alles, was folgen wird, ist schlichtweg nur die amoralische Potenzieren dessen. Averill steht zwischen den Fronten, und weil es in Ciminos Filmen nie Helden, sondern nur die Idee davon gegeben hat, ist auch er machtlos.

„Das Land besteht bald nur noch aus Witwen und Waisen“, stellt Averill angesichts der sich zuspitzten Situation fest. Es ist das Land, welches heute zwanghaft mit den Worten „der unendlichen Möglichkeiten“ behaftet wird. Ein Land, das seine Bewohner, Ethnien unberücksichtigt, um ihre Idealen und den festen Glauben an die eigene Stärke beraubt hat; ein Land, dessen Fundamente auf Verrat, Blut und Fremdenhass errichtet wurden. Frei jeder Verdorbenheit darf sich nur die Landschaft bezeichnen lassen, die von Vilmos Zsigmond in betörender Schönheit, aber nie romantisierenden Absichten dokumentiert wird. „Heaven's Gate – Das Tor zum Himmel“ ist so elegisch wie elektrisiert, es ist das innere Grollen mit der eigenen Identität, das den umfassenden Aufbruch und Zerfall, das Werden und Verstreichen, den Auftakt und den Umsturz derartig intensiviert: Irgendwann sind sie alle nur noch Fremde im eigenen Land. Keine Dekonstruktion ohne Neukonstruktion – Nur zu welchem Preis? Seine erschlagende Virtuosität ist noch heute einmalig und Michael Ciminos Mut, fortan nur noch Persona non grata angesehen, ein Mammutwerk zu inszenieren, dessen weitsichtige Ehrlichkeit wahrhaft imponiert, hat sich mehr als nur bewährt.

Fazit

Geschichte wird mit Blut geschrieben. Und „Heaven's Gate – Das Tor zum Himmel“ ist eines der unbändigen Meisterwerke der Filmgeschichten, dessen wahrhaftige Größe auch noch in 100 Jahren erstrahlen wird. Ein Mammutwerk, imponierend in seiner Ehrlichkeit, überwältigend in seiner cineastischen Virtuosität. Mit das Beste, was man filmisch erleben und erfahren kann.

Kritik: Pascal Reis

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