6.6

MB-Kritik

Hide and Seek - Kein Entkommen 2013

Action, Thriller – South Korea

6.6

Jung-Hee Moon

Inhalt

Bilderbuchfamilie, Traumjob und exklusives Apartment: Auf den ersten Blick führt Sung-soo das perfekte Leben. Doch der Schein trügt - der erfolgreiche Geschäftsmann leidet nicht nur an starken Schlaf- und Zwangsstörungen, sondern trägt ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit mit sich ... Eines Tages verschwindet plötzlich sein Bruder, kurz nachdem in der Nachbarschaft ein brutaler Mord geschah. Auf der Suche nach seinem Bruder kommt es zu beängstigenden Vorfällen, jemand scheint ihm aufzulauern. Sung-soo entdeckt rätselhafte Symbole an der Wohnung der Ermordeten - und auch an seiner eigenen Haustür. Treibt der Bruder ein bösartiges Spiel mit ihnen? Regisseur Huh Jung liefert einen nervenzerreißenden Thriller der Extraklasse ab, der obendrein auf einer wahren Begebenheit beruht.

Kritik

Südkorea hat sich in den letzten Jahren in Sachen Thriller-Kino zu einem wahren Füllhorn an nicht nur außergewöhnlichen Beiträgen entwickelt, sondern auch Filmen, die jedes Genre gerne in Beschlag nehmen, vereinnahmen und etwas vollkommen neues sowie überraschendes daraus preisgeben. Egal ob Gangster-Filme wie „New World“ oder schlichtweg das Motiv Rache („Oldboy“, „I Saw the Devil“). Regisseur Jung Huh geht mit seinem Debüt „Hide and Seek - Kein Entkommen“ abermals einen vollkommen neuen Weg und versucht Psycho-Horror mit Mystery zu einem packenden Thriller zu vermischen. Eine Mixtur die durchaus zu gefallen weiß und gerade den Zuschauer lange Zeit im Ungewissen und Dunkeln lässt. Doch wo Spannung, Suspense und Charaktere durchaus zu gefallen wissen (hier ist allerdings auch etwas kulturelles Vorwissen nötig), kann der Film dennoch nicht gänzlich überzeugen. Zu oft spielt Regisseur und Autor Jung Huh mit den Elementen des Horrors (die sich nie wirklich in den Film einfügen möchten), und auch die Auflösung selbst ist letztlich nicht so überraschend und intensiv, wie es nötig gewesen wäre.

„Hide and Seek“ ist somit eine Mixtur aus vielen bekannten Motiven: Home-Terror, der unsichtbare Dritte, Kammerspiel und letztlich dann auch ein wenig klassischer Horror. Doch gerade letzteres, welches sich in Traumform offenbart, sorgt immer dafür, dass der Zuschauer sich nicht wirklich in Charaktere wie Geschichte hinein versetzen kann. Doch nicht nur dies: Trotz dass alle Darsteller, hier vor allem Hyeon-ju Son als gestörter Familienvater Seong-soo, sich sichtlich Mühe geben, sind die Charaktere oftmals blass und geben nicht viel ihrer eigentlichen Psyche preis. Zwar wird mit Rückblenden gerade Seong-soos Vergangenheit beleuchtet, doch eine Auflösung gibt es nicht. Nur ein langgezogenes Finale, welches eher Kopfschütteln als Überraschung auslöst. Wo uns „Hide and Seek“ aber regelmäßig faszinieren kann, ist mit seinen Kulissen und den Widersprüchen: Armut gegen Reichtum. Doch selbst letzteres scheint nur ein Trugbild zu sein, das sich in riesigen anonymen wie melancholischen Betonbauten offenbart. Und auch der stets wiederkehrende vor dem Abriss stehende Wohnblock, mit mysteriösen Zeichen an den Türen, weiß zu gefallen. Gerade hier kann uns Regisseur Jung Huh in einen Sog führen, der anfangs eine Menge Atmosphäre verbreitet.

Doch letztlich fehlt zu einem Überraschungshit die psychische Ebene des Spiels: Weder die Auflösung noch die Familie rund um Seong-soo fügen sich somit in das eigentliche Thriller-Stück gekonnt ein. Was bleibt ist aber dennoch ein an vielen Stellen interessanter, ungewöhnlicher und mysteriöser Thriller, der uns fragen lässt, wie es denn nun weitergeht. Nur schade, dass dieses im letzten Drittel gänzlich auf der Strecke bleibt.

Fazit

„Hide and Seek“ ist abermals ungewöhnliches wie spannendes Thriller-Kino aus Südkorea, welches den Zuschauer jedoch nicht bis zur letzten Minute fesseln kann. Das Spiel aus Horror, Suspense und Kammerspiel fügt sich nicht immer gelungenen ineinander, sodass gerade die psychische Ebene etwas außen vor bleibt. Schade. Doch für Fans dennoch einen Blick wert.

Autor: Thomas Repenning
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