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So wurde der Westen erobert: mit Unerschrockenheit, Zähigkeit und ständigen Auseinandersetzungen. Drei Regisseure inszenierten fünf ineinander verwobene Geschichten mit etlichen der legendärsten Actionsequenzen der Filmgeschichte und einem gewaltigen Staraufgebot: So wurde "Das war der Wilde Westen" verfilmt. Henry Fonda, Gregory Peck, Debbie Reynolds, James Stewart und John Wayne gehören zu den großen Namen in dieser Monumentalsaga über eine wagemutige Familie, die über mehrere Generationen immer weiter nach Westen zieht. Spektakuläre Szenen zeigen eine atemberaubende Wildwasserfahrt, eine donnernde Stampede panischer Büffel und ein packendes Duell auf einem führerlos dahin rasenden Zug.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das war der Wilde Westen stellte 1962 ein Prestigeprojekt für Produzent Bernard Smith dar, dessen erster Film Elmer Gantry ein großer Erfolg bei Publikum und Kritik war. Im Auftrag von MGM und Cinerama wollte er ein unglaublich starbesetztes Westernepos auf die Beine stellen, dass – basierend auf einer Artikelserie des LIFE-Magazine – die Besiedelung des Wilden Westens zwischen den Jahren 1830 und 1890 anhand von bedeutenden Ereignissen oder stellvertretenden Einzelschicksalen schildern sollte. Heraus kam ein insbesondere in technischer Hinsicht eindrucksvolles Mammutwerk, welches durch den Einsatz des dreistufigen Cineramaverfahren für ein überwältigendes Kinoerlebnis in so noch nie gesehener Breitbildqualität sorgte. Folgerichtig war der Film auch bei den Oscar-Verleihungen 1964 acht Mal nominiert. Am Ende gab es drei Goldjungen für Originaldrehbuch, Ton & Schnitt, wobei ausgerechnet die fantastische Kamera leer ausging (mit Cleopatra war die Konkurrenz allerdings auch unverhältnismäßig stark).

Es wurden John Ford (Der schwarze Falke), George Marshall (Die blaue Dahlie) und Henry Hathaway (Der Marshal) gleich drei gestandene Veteranen für die Regie verpflichtet, die die 164 Minuten in fünf Episoden unter sich aufteilten, wobei Hathaway mit 3 aus 5 hier den Löwenanteil übernahm. Hinzu kam ein fast obszönes Staraufgebot. Mit Carroll Baker (Giganten), James Stewart (Winchester‘ 73), John Wayne (Red River), Gregory Peck (Wer die Nachtigall stört), Henry Fonda (Spiel mir das Lied vom Tod), Lee J. Cobb (Die Faust im Nacken), Debbie Reynolds (Tammy), Eli Wallach (Zwei glorreiche Hallunken), Richard Widmark (Das Urteil von Nürnberg), Karl Malden (Der Scharfschütze), Walter Brennan (Über den Todespass) oder George Peppard (Frühstück bei Tiffany) seien nur die genannt, die zum damaligen Zeitpunkt bereits zur Hollywood-Elite zählten. Und als wenn das alles noch nicht protzig genug wäre, gönnt man sich nebenbei den zweifachen Oscarpreisträger Spencer Tracy (Teufelskerle) als Erzähler. Kleine Brötchen wurden hier definitiv nicht gebacken und mit pompösen Superlativen schmeißt der Film von der ersten bis zur letzten Minute nur so um sich.

Trotz seiner Episoden-haften Struktur besitzt der Film einen roten Faden, in dem er ein halbes Jahrhundert anhand des Lebens zweier Schwestern erzählt. Dabei sind ihre Figuren wie die ihrer Angehörigen auch nur Mittel zum Zweck, denn grundsätzlich will Das war der Wilden Westen nur das nahe bringen, was der Titel (speziell im Original: How the West Was Won) verspricht. Einen Querschnitt über die Besiedlung bzw. Eroberung der neuen Welt jenseits der übervölkerten Anlaufstellen an der Ostküste, bei der die vermeidlich wichtigsten Eckpfeiler dargestellt werden. Die frühen, beschwerlichen Versuche, über den noch nicht angepassten Flussweg das gelobte Land zu erreichen. Die Tracks Richtung Kalifornien während des Goldrauschs;den Bürgerkrieg; das Wettrennen um die Vormachtstellung der Eisenbahn und natürlich auch die Outlaws, die in dieser rudimentären Staatsform ihr Unwesen trieben. Das geschieht in dieser Einteilung vorteilhaft kurzlebig, so dass die knapp drei Stunden recht flott von der Hand gehen. Nachteilig ist im Umkehrschluss ein narrativ eher irrelevanter Plot, der sich seine Figuren nur zu Nutze macht, um eine grobe Verbindung zwischen zum Teil grandiosen Set Pieces vorzugaukeln. Denn da liegt eindeutig der Fokus, aber das gelingt zugegebenermaßen enorm beeindruckend.

Praktisch jede Episode verfügt über eine famose Actionsequenz, die selbst heute noch ein Staunen abringt und unter damaligen Gesichtspunkten schier aberwitzig gewesen sein muss. Sei es der Überlebenskampf in reißenden Stromschnellen, ein Angriff auf einen Planwagen-Track, eine wildgewordene Büffel-Herde (allein das dreht heute niemand mehr so) oder der Überfall auf einen Zug: hier werden fulminante Hot-Spots gesetzt, die nicht nur Anfang der 60er pure Kinomagie sind. Dazu in diesem überlebensgroßen Ultra-Breitbildformat - eine Urgewalt. Reduziert auf diese Momente ist Das war der Wilde Westen ein Referenz- und sogar Meisterwerk, das seines gleichen sucht. Problematisch ist neben der zweckmäßigen und wenig an echten Zusammenhängen oder Figuren interessierten Narration (da ploppen die zahlreichen Stars genauso schnell auf, wie sie auch wieder verschwunden sind) besonders die unreflektierte Selbstwahrnehmung in Bezug auf hier Geschilderte. Sicher, dass speziell beim Bau der Eisenbahn die Ureinwohner gelinde gesagt über’s Ohr gehauen wurden, wird in der entsprechenden Episode zwar schon thematisiert, grundsätzlich suhlt sich der Film aber in einer verklärten Romantisierung von großen Helden und Pionieren, die ein wildes Land für eine bessere Zivilisation „gewonnen“ haben. Das ist im zeitlichen Kontext zwar alles andere als ein Einzelfall, nichtsdestotrotz zum Teil sehr unangenehm und auch ein Indiz dafür, warum Western in den Folgejahren nicht mehr so waren wie zu den „goldenen“ Hollywoodzeiten. Bezeichnend für diese antiquierte Selbstwahrnehmung, dass ausgerechnet das Drehbuch einen Oscar erhielt.

Fazit

Ein inszenatorischer Kraftakt, der dem US-Western in dessen Dying Days ein wuchtiges, spektakuläres Denkmal setzt. So fantastisch es über knapp 3 Stunden aussieht, kann er seine rückständige Weltanschauung und – trotz leichter Ansätze – zu unkritischen Reflektion der eigenen Historie nicht kaschieren. Dennoch ein Film, den man als Genre- und Kinofan durchaus mal gesehen haben sollte, dafür ist das schlicht zu eindrucksvoll inszeniert. Das im gleichen Jahr mit „Der Mann, der Liberty Wallance erschoss“ (von und mit sehr deckungsgleichem Personal) ein diesbezüglich wirklich durchdachtes, nachdenkliches Meisterwerk entstand, ist im bezeichnend für den allgemeinen, wenn auch langsamen Stimmungswandel dieser Zeit.

Kritik: Jacko Kunze

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