{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org
Big 71p6pvhjfql. sl1181

Verfügbar auf

Amazon prime

Inhalt

In seinem umfassenden Dokumentarfilm blickt der chinesische Künstler Ai Weiwei auf die globale Flüchtlingskrise.

Kritik

Niederschmetternder als das überwältigende Ausmaß der humanitären Katastrophe, die Ai Weiwei in seinem jüngsten Dokumentarfilm subsumiert, ist die Notwendigkeit dieses Werks. Human Flow ist in seinen starken Momenten effektiv konzipierter filmischer Aktivismus ohne Illusionen über die politische Apathie des Zielpublikums. Letztes sind vorrangig jene, für die der Strom der vor Krieg, Hunger und Terror fliehenden Menschen nur ein weiterer im Bewusstsein marginalisierter ethischer Kollateralschaden unserer Zeit ist. Die Tragik der Bilder von überfüllten Lagern ohne medizinische oder sanitäre Versorgung, durch die der Filmemacher spaziert, und bewaffneten Grenzpatrouillen wie die, denen er in Ungarn und den USA mit dem Kamerateam folgt, sind verstörende Zeugnisse der grassierenden Gleichgültigkeit angesichts fundamentalen Leids.

Vor den dieser Verrohung innewohnenden Gefahren warnt Maha Yahya in einer frühen Szene, die während der 140 Minuten Laufzeit ein Air grausamer Ironie erlangt. Die prekären Zustände und erschütternden Schicksale, die Ai beim unmittelbaren Kontakt und Gesprächen mit Geflohenen erlebt, dämpfen offenbar weder seine Laune noch seine penetrante Tendenz zur Selbstinszenierung. Die Aufnahme einer Frau, die beim Bericht ihrer Flucht von Verzweiflung überwältigt wird, mündet in einer ebenso langen Aufnahme von Ai, der ihr tröstend zuredet. In der ersten Einstellung hält er eine ausgestreckte Hand und die Handykamera bereit, als ein volles Schlauchboot anlegt. Während die Bewohner der Zeltstädte Stunden für Notrationen anstehen, lässt er sich gemütlich die Haare schneiden.

Ai posiert für die Kamera #withrefugees, Ai amüsiert Flüchtlingskinder mit seinem Handy, Ai macht beim Interview mit Prinzessin Dana Firas Faxen, die genauso viel Fokus erhalten wie ihr politischer Appell. Während prominente PolitikerInnen und AktivistInnen namentlich benannt werden, bleiben die Geflohenen die anonyme Masse, die der Titel evoziert. Als Identifikationsfigur dient Ai, der mit seiner Starpersona kokettiert. Er scherzt gegenüber einem Camp-Bewohner, er würde dessen Zelt gegen sein Berliner Studio tauschen, und brät sich im Lager Fleischspieße. Was da brutzelt, ist seiner Würde genauso beraubt wie eine Leiche, die schaulustig abgefilmt wird. Einmal verweilt die Kamera auf einem Protestschild mit der Aufschrift „Respect“. Mehr davon hätte dem Regisseur gutgetan.

Fazit

Der prominente Künstler und Dissident lenkt den Fokus seines Reports geschickt auf sich selbst als moralische Galionsfigur. Das postulierte ethische Anliegen erscheint als Kalkül, das humanitäre Desaster wird zum Werkzeug der jovialen Geste. Zynisch passend ist angesichts dieser Egozentrik das Schlussstatement, das ein Ideal von globaler Einigkeit und Gleichheit beschwört: vorbehalten einer exklusiven Gruppe.



Kritik: Lida Bach

Wird geladen...

×