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Nach einem Hörsturz, einer Gallenblasen-Operation und einem eingebildeten Herzinfarkt wird dem Entertainer Hape Kerkeling unmissverständlich klar, dass es so nicht weiter geht. Er nimmt sich ein halbes Jahr Auszeit und macht sich auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostela und auf die Suche nach... ja, nach was eigentlich? Nach Gott? Der Wahrheit? Sich selbst?
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit seinem Erlebnisbericht „Ich bin dann mal weg“ gelang Hape Kerkeling ein sensationeller Erfolg in den Buchhandlungen dieser Republik. Noch immer gilt die Lektüre als eines, wenn nicht sogar als das erfolgreichste Sachbuch des deutschen Literaturbetriebs. Darin verarbeitet Kerkeling seine Pilgerreise aus dem berühmt-berüchtigten Jakobsweg, der ihn von Saint-Jean-Pied-de-Port, Frankreich, nach Santiago de Compostela, Spanien, führt und nicht erst seit dem Bucherfolg jedes Jahr hunderttausende Menschen anlockt. Die einen suchen spirituelle Erfüllung, die anderen ein Abenteuer. Kerkeling sucht all das sowie auch sich selbst. Von dieser Suche erzählt jetzt nicht nur das Buch, sondern auch ein Film, in dem Kerkeling jedoch nicht persönlich auftritt. Er beschränkt sich voll und ganz auf Position des Co-Produzenten, stattdessen schlüpft Darsteller Devid Striesow („Zeit der Kannibalen“) in die Haut des deutschen Entertainers.

Das ist auch gleich die erste Hürde, die „Ich bin dann mal weg“ überwinden muss. Als Zuschauer, der Kerkeling kennt, fällt es zu Beginn durchaus nicht einfach sich mit Striesow als Darsteller anzufreunden. Das liegt nicht an dessen Talent oder Leistung, sondern ist schlicht und ergreifend ein Faktor der Gewöhnung und der Film macht es einem auch nicht unbedingt einfach. Wir kennen Hape Kerkeling als TV-Gesicht, Publikumsliebling und eloquenten Komödianten. Im Film sollen wir den privaten Kerkeling kennen lernen. Den Menschen hinter der Show-Fassade. Schön und gut, aber für dieses Vorhaben ist der Einstieg schon ziemlich desolat. So zeigt uns „Ich bin dann mal weg“ Striesow das allererste Mal in einem übertriebenen Fat Suit und mit glitzernden Pailletten -Sakko. Quasi als Parodie eines Entertainer-Klischees. Das ist also der „echte“ Kerkeling? das wirkt nicht nur irgendwie billig, sondern regelrecht konfus.

Zum Glück fängt sich die Inszenierung und verzichtet nach diesem Fauxpas auf ähnliche Stilmittel. So gelingt es Regisseurin Julia von Heinz („Hannas Reise“) doch noch, uns Devis Striesow als Kerkeling schmackhaft zu machen und auch Striesow selbst kann durch seine unaufgeregte Art überzeugen, auch weil er mimisch gut hinbekommt einen Mann darzustellen, der auf einer spirituellen Suche ist und versuchen will für sich etwas bessere zu finden. Auch die anderen Darsteller können weitestgehend überzeugen, auch wenn das Buch/Drehbuch sich dramaturgisch bei der einen oder anderen Nebenfigur etwas verrennt.

Wobei rennen vielleicht das falsche Verb ist, denn „Ich bin dann mal weg“ ist ruhig, ja fast schon bedächtig in Szene gesetzt. Regisseurin von Heinz drückt nicht aufs Tempo und dennoch generiert sie eine wohlige Kurzweiligkeit, weil sich die Geschichte letztlich voll und ganz um Kerkeling dreht. Dieser, also der Film-Kerkeling, kommentiert dann auch recht fleißig das Geschehen im Off und spart dabei nicht an immer mal wieder groben wie recht aufgesetzten Esoterik-Schwurbeleien, die trotz einer immensen Gottesfürchtigkeit aber eher selten, die ganz große Christenkeule auspacken. Manchmal wirkt „Ich bin dann mal weg“ sogar fast ein wenig agnostisch.

Natürlich wird auch Kerkelings Vergangenheit, seine Beziehung zu seiner Oma, der frühe Tod seiner Mutter sowie der Beginn seiner Karriere als Zwischenszenen äußerst hastig durchgekaut. Da wäre mehr drin gewesen, aber vielleicht dürfen sich Kerkeling-Fans ja auch einen weiteren Film über ihren Star freuen, immerhin erwies sich seine Autobiographie als ebenso erfolgreich wie sein Erlebnisbericht vom Jakobsweg. Diese Rückblenden nutzt der Film immer wieder, um Kerkelings Motivation und seelischen Ballast zu unterstreichen. Wirklich notwendig gewesen wäre dies allerdings nicht. Viel mehr lenken die Blicke in die Vergangenheit zu sehr vom Wesentlichen ab und heißt es nicht auch, die beste Figur (ob nun real oder fiktiv) hat immer ein paar Geheimnisse? Nun, die hat Kerkeling gewiss auch noch, z.B. erfahren wir nichts über sein Privatleben (was so auch absolut richtig ist), aber es ist schade, dass der Film fast schon zwanghaft versucht uns Kerkeling zwanghaft menschlich näher zu bringen. Fast schon so, als ob die Pilgerreise nicht reichen würde.

Aber es hat insgesamt nicht funktioniert, denn „Ich bin dann mal weg“ hat zwei signifikante Schwächen. Eine ist,  dass die ganze Geschichte nicht wirklich berührt. Als Zuschauer erfährt man von den Strapazen des Pilgerns sowie die eine oder andere kleine Nebengeschichte, doch zu einem dramaturgischen, stimmungsvollen Ganzen will sich dies Alles einfach nicht zusammenfügen. Man beobachtet das alles nicht gelangweilt, aber wirklich angesprochen fühlt man sich von dem Gezeigten auch nicht. Es bleibt eine One-Man-Show, die scheinbar auch nur für ein One-Man-Publikum zugeschnitten ist. Am Ende fragt man sich ernsthaft, was das bitte sollte. Die narrative Notwendigkeit will sich schlicht und einfach nicht erschließen. Was bleibt ist das unschöne Gefühl einer Cash Cow beim Grasen zu zusehen.

Und das Zusehen ist dabei noch nicht einmal sonderlich schick geraten. Die Optik des Films ist überzogen von einer Patina aus impertinentem Color Grading und Postkartenmotiven. Authentizität kommt da selten auf und auf der großen Kinoleinwand ist noch deutlicher zu erkennen, dass das Ganze im Fernsehprogramm erheblich besser aufgehoben wäre. Aber egal ob im Kino oder im TV, am Ende bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück. Nicht nur vom Film, sondern von Kerkeling selbst. Der erklärte jüngst in einem Interview, dass er im Fernsehen niemals wirklich glücklich war und im Film wird er oft genug als fast schon wehrloses Opfer seiner spießbürgerlichen Fans dargestellt, die keinerlei persönlichen Grenzen wahrnehmen können, bzw. wollen. Kerkeling verkommt regelrecht zu einem Symbol der dunklen Seite des Ruhms. Wie ein armer Mann, der nie wirklich eine Chance hatte dem zu entgehen und nun damit kämpfen muss, als televisionales, deutsches Allgemeingut angesehen zu werden. Entschuldigung, aber das wirkt dann doch irgendwie kleingeistig und verlogen.

Fazit

In hell gespritzter Fernseh-Optik erzählt „Ich bin dann mal weg“ unaufgeregt und mit teils agnostischem Einschlag die Pilgerreise von Hape Kerkeling nach. Wirklich herausragend ist daran gar nichts und so richtig misslungen ist allerhöchstens der Anfang. Was also tun mit solch einer Produktion? Empfehlen? Abraten? Vielleicht reicht hier einfach der Tipp auf die TV-Ausstrahlung zu warten. Genau in dieses Medium gehört der Film letztlich nämlich auch. Das Kino ist für solch einen Stoff dann doch einfach ein gutes Stück zu groß.

Kritik: Sebastian Groß

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