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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Bei einem Banküberfall wird der Kunde Carlo Antonelli als Geisel genommen und schwer misshandelt. Von der Ermittlung der Polizei enttäuscht spürt Antonelli seine Peiniger auf eigene Faust auf, doch wieder werden sie nicht verhaftet. Offenbar werden sie gedeckt. Antonelli hat die Schnauze voll und nimmt das Gesetzt selbst in die Hand.

Kritik

Beim superben Poliziottesco Toten Zeugen singen nicht fanden Regisseur Enzo G. Castellari (The Riffs – Die Gewalt sind wir) und Superstar Franco Nero (Django) erstmals zusammen, wurden gute Freunde und drehten daraufhin noch etliche Male gemeinsam. Ihr Auftakt war schon ein Highlight des italienischen Genre-Kinos der 70er, aber das Folgewerk setzt dem Ganzen nochmal die Krone auf.

Der Architekt Carlo Antonelli (Nero) will eigentlich nur sein hart erarbeitetes Geld bei der Bank einzahlen, als die Filiale überfallen wird. Als er die Chance wittert, versucht er das noch am Schalter liegende Geldbündel wieder einzustecken und sorgt damit unfreiwillig dafür, dass der Alarm ausgelöst werden kann. Zur Bestrafung erwählen die Gangster ihn als Geisel für ihre Flucht, die in einer wilden Verfolgungsjagd mündet. Am Ende können die Ganoven entkommen, Carlo bleibt verletzt und traumatisiert im Autowrack zurück. Sein Glaube an die Justiz wird in der Folge schwer erschüttert, denn die Bemühungen der Polizei zur Ergreifung des Trios geht gen null. Carlo ersinnt einen geschickten Plan, um mit der (zunächst) nicht ganz freiwilligen Hilfe des Kleinkriminellen Tommy (Giancarlo Prete, Der Tag des Falken) die Gangster aufzuspüren und in eine Falle zu locken. Die Fliegen sind im Netz, nun muss die Polizei nur zugreifen. Doch wieder schaut Carlo in die Röhre und muss desillusioniert feststellen, dass sein Freund und Helfer und das organisierte Verbrechen sich offenkundig gegenseitig die Hände waschen. Doch anstatt klein beizugeben dreht Carlo jetzt erst richtig auf.

Seiner Zeit gerne als reaktionärer, brutaler Selbstjustiz-Heuler und italienisches Äquivalent zum Ein Mann sieht rot verschrien, ist Ein Bürger setzt sich zur Wehr locker einer der besten Poliziotteschi der rotzigen 70er, der eben nicht nur als ein gewaltgeiler Rachethriller verstanden werden darf. Ganz in der Tradition der System-kritischen Krimis eines Damiano Damiani (Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert) oder Elio Petri (Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger) wird eher der schier ausweglose Kampf gegen Windmühlen in einer durch und durch parasitären, korrupten Gesellschaft und besonders Justiz zum Thema gemacht. Der von Franco Nero mit gewohnter Impulsivität verkörperter Wutbürger-Protagonist nimmt das Gesetzt nicht als bis an die Zähne bewaffneter Amokläufer selbst in die Hand, sondern manipuliert sowohl Unterwelt als auch Staatsapparat, damit sie zum Handeln in seinem Sinne gezwungen werden. Das dies schlussendlich doch in einer gnadenlosen Gewaltspirale mündet ist dabei nicht nur dem Genre geschuldet, sondern in seiner inhaltlichen Konsequenz absolut gerechtfertigt, beinah schon notwendig.

Statt der üblichen, knallharten Macho-Charaktere ist der Protagonist bis zum Schluss nur ein in die Ecke gedrängter, zutiefst enttäuschter, durchaus sensibler und (ungewohnt) verletzlicher Held, der nie genussvoll den Akt der Rache verübt. Sich der Gewalt so lange es geht sogar strikt verweigert, mit Grips und Taktik versucht an Ziel zu kommen und nur als letzter Strohhalm der Verzweiflung und Verteidigung zur Schrotflinte greift. Dann rumst es dafür gewaltig. Inszenatorisch hat der immer zackige, aber selten elegante Enzo G. Castellari hier wohl sein Glanzstück abgeliefert. Starke Bildkompositionen, ein rasanter Schnitt, ein schier grandioser Soundtrack und ein sackharter Showdown, der heute noch den Acker komplett auf links pflügt. Das war schon bei Tote Zeugen singen nicht ähnlich, hier ist das alles aber noch mal eine Schippe reifer, effizienter und vor allem in der Gesamtheit mit dem wesentlich besseren Plot nun endgültig an der Kante zum (Genre)Meisterwerk.

Fazit

Meine Herren, bitte anschnallen. „Ein Bürger setzt sich zur Wehr“ ist die nahezu optimale Mischung aus den sozialkritischen Krimidramen und den räudigen Reißern des italienischen Kinos zwischen den späten 60ern und frühen 80ern. Da geht es ordentlich zur Sache, ist dabei aber nie primitiv oder unreflektiert. Dazu einfach fantastisch inszeniert, in Bild und Ton absolut erlesen. Besser wird es in dem Genre kaum, daher zwingend zu sichten, wenn man damit etwas am Hut hat (oder haben möchte).

Kritik: Jacko Kunze

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