Verrückt, jetzt verwursten sich die Europäer schon gegenseitig. Das nicht-englischsprachige Filme in den USA lieber neu gedreht anstatt vernünftig released werden ist ja nichts Neues. Der durchschnittliche US-Filmfan liest offenbar nicht gerne, beherrscht keine Fremdsprache und da so etwas wie Synchronisation gar nicht existiert meint wohl die heimische Filmindustrie, dass man mit ausländischen Filmen besser nur am Rande und in Arthouse-Nischenkinos belästigt wird, lieber selber machen. So gesehen wäre ein Remake von Inside - einem der Höhepunkte der Welle der neuen, französischen Härte aus dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends – keine große Überraschung, sondern einfach die logische Konsequenz. Warum genau die Spanier und speziell die dortige Genre-Größe Jaume Balagueró (Regisseur von [REC] und Sleep Tight, hier Produzent und Co-Autor) nun auch so vorgehen, das ist doch äußerst sonderbar. Zwar handelt es sich um eine US-Co-Produktion, aber welchen Nutzen sieht ein Balagueró darin, außer sich auf dem ganz billigen Weg die Taschen zu füllen? Schon auf dem Papier eine sehr fragwürdige Veranstaltung, die im Resultat diesen Eindruck nur traurig bestätigt.
Inhaltlich hält sich der Film stark an das französische Original. Variiert Details, schmückt hier und da etwas aus, grundsätzlich ist es aber – rein von der Geschichte – die gleiche Nummer. Ist allerdings kein Kunststück oder gar positiv hervorzuheben, denn der erste Inside war was das anbelangte nun alles andere als bemerkenswert. Ein narrativ bewusst einfach gehaltenes Terror-Manifest, dem sehr wohl bewusst war wo seine Stärken lagen. In der unbarmherzigen Tortur seiner bemitleidenswerten Protagonistin (damals Alysson Paradis, nun Rachel Nichols, Conan) durch eine böse Hexe (damals angsteinflößend verkörpert durch Béatrice Dalle, nun stinklangweilig-mausgrau durch Laura Harring, Inland Empire), knüppelhart und erschreckend schonungslos entfesselt in einem ungemütlichen, schockierenden Amoklauf von einem Home-Invasion-Ungetüm. Wahnsinnig explizit, direkt und trotzdem nicht nur deshalb herausstechend, sondern tatsächlich auch von hoher (An)Spannung gekennzeichnet. Nur deshalb funktionierte der Film, und das sogar bemerkenswert gut.
Bei dieser diffusen Neuinterpretation hat wohl niemand – nicht mal der einst begnadete Jaume Balagueró – verstanden, warum das Original so einen prägenden Eindruck hinterließ. Alles, was es damals auszeichnete, wird hier aus unerklärlichen Gründen radikal zurück gefahren. Mit einem locker für FSK: 16-Verhältnisse einzustufendem Minimum-Gore-Faktor (ob das Original jemals von der FSK begnadigt wird, es ist stark anzuzweifeln) und einem nicht nur deshalb extrem blutleeren, unmotivierten Plot gestraft ist dieser Inside genau das, was er auf gar keinen Fall sein dürfte: Wahnsinnig unspektakulär, belang- wie kraftlos, uninspiriert, ermüdend und – was nun wirklich kaum schlimmer sein könnte – irrsinnig feige. Praktisch jede Änderung zur Vorlage ist ein fataler Fehlgriff. Da fallen die schon in der Vorlage vorhandenen Logikdefizite wesentlich stärker ins Gewicht, denn damals wurden die bewusst in Kauf genommen, um den brutalen, Luft-abschnürenden Überlebenskampf nicht auszubremsen. Das Beugen der Logik für den Effekt, das darf besonders der Horrorfilm gerne, wenn es denn funktioniert. Bei diesem Inside scheint das nicht mal versucht zu werden. Und wenn doch, ist es so erbärmlich, dass man es nicht entschuldigend bewerten kann.
In dieser Hinsicht ist der Film wenigstens konsequent. Konsequent daneben. Ein Extrembeispiel das Ende. Bei Bustillo & Maury ein schockierender, nur in der leichten Überzeichnung überhaupt erträglicher Tritt (oder Schnitt) in den Magen, hier…nicht der Rede wert. Belanglos, mutlos, scheißegal und bezeichnend für diesen gesamten Unfall von einem Remake. Irrelevanter, überflüssiger, sinnloser und gescheiterter könnte es kaum sein.