Inhalt
Im letzten Teil der Freitag der 13. Serie wird Jason in die Luft gesprengt. Doch damit ruht er nicht, denn sein Dämon lebt in dem Leichenbeschauer, gespielt von Richard Gant, weiter.
Kritik
Das die frühen 90er es allgemein nicht gut gemeint haben mit dem Horrorfilm, ist an praktisch jedem Beispiel hinlänglich belegbar, besonders böse wurde jedoch auf dem 9. Teil der Freitag, der 13.-Reihe eingeprügelt. Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung erntete überwiegend ein vernichtendes Feedback, sowohl von den immer bösen Kritikern, aber auch der eingefleischten Fanbase. Höchstinteressant, betrachtet man allein mal die beiden letzten Teile der Serie, Jason im Blutrausch und Todesfalle Manhattan. Als wenn so was noch in irgendeiner Form notwendig gewesen wäre. Aber nun gut, alles Geschmackssache. Dass die frühen 90er das ein oder andere Franchise fast zu Tode verwurstet haben, steht sicherlich außer Frage. Filme wie Freddys Finale – Nightmare on Elm Street 6, Hellraiser III oder Halloween VI – Der Fluch des Michael Myers (der ganz besonders) sind kaum entschuldbar, aber was zum Teufel hat denn dieser Film verbrochen, um so gehasst zu werden? Natürlich macht Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung einiges ganz anders, aber bei Gott, es ist der neunte (!) Teil eines Franchise, dass eigentlich schon nach Teil 4 im Jahr 1984 beendet werden sollte und nur aus kommerziellen Gründen nicht in Ruhe gelassen wurde. Wenn denn nicht jetzt, wann dann? Und dazu macht er das erstaunlich vernünftig.
Back to the Roots bzw. an den Crystal Lake, so sieht es zumindest in den ersten Minuten aus. Alles beim Alten, meint nicht nur das seit vier Jahren „ausgehungerte“ Publikum, sondern auch Jason Vorhees (zum dritten Mal: Kane Hodder, Hatchet – Old School American Horror). Alle Beteiligten werden diesbezüglich aber in die Irre geführt und tappen in eine Falle. Ein Sondereinsatzkommando wartet schon auf den Hockeymasken-Zombie. Die unbedarfte Nackedei-Dirne wurde doch tatsächlich nicht von dem einladenden Ambiente dazu motiviert, in die versiffte Dusche eines seit Jahrzehnten mit einem Todesfluch belegten Slasher-Camps zu steigen, sondern ist nur ein Lockvogel. Bum, Zack, Peng – Jason wird in tausend Teile gesprengt, endlich wird mal entsprechend reagiert. Ganz ehrlich, der perfekte Opener – für einen 9. Teil. Jason ist ein Scherbenhaufen, aber was jetzt?
„Wir haben hier einen großen Weißen mit massivem Gewebeverlust aufgrund eines extremen Explosionstraumas.“
Eine relativ sportliche Formulierung für „der ist eindeutig hinüber“. Lediglich Kopf und Herz sind noch in einem Stück. Muss auch mal reichen, denn statt der bestellten Pizza gibt es spontan rohes Herz mit schwarzer Soße und schon hat Jason ein frisches Gewand angelegt. Wie schon der ähnlich verstoßene Freitag der 13. – Ein neuer Anfang wird versucht, der inzwischen wirklich schon altersschwachen Reihe zu neuem Schwung zu verhelfen und diesmal wesentlich flotter und einfallsreicher. Ein munteres Bäumchen-wechsel-dich-Spiel, da Jason nun in parasitärer Form daherkommt und dadurch tatsächlich sogar den höchsten Bodycount der Serie hinlegt. 30 Menschen werden hier zum Teil überaus drastisch über den Jordan geschickt, die Effektabteilung leistet in dieser mit 3 Millionen $ nicht übermäßig budgetierten Produktion ganze Arbeit. Dazu kommt dieser innovative Ansatz. Nicht Genre-übergreifend (Körpertausch hat der jetzt nicht erfunden), aber für das längst festgefahrene Friday-Franchise endlich mal etwas Neues. Und das funktioniert. Weit weg von langweilig wird hier dauernd die Gore-Kuh stattlich durchs Dorf getrieben. Traditionen bleiben dabei naturgemäß ein Stückweit auf der Strecke, aber nichts Anderes war an diesem Punkt sinnvoll. Da gibt es – unabhängig vom Gesamtbild – einige der stärksten Sequenzen der gesamten Reihe (der Amoklauf im Polizeirevier lässt unweigerlich an Terminator denken) und am Ende gibt es den Crossover-Teaser überhaupt, auf den man dann trotzdem noch 8 Jahre warten musste (was sich allerdings lohnen sollte).
Fazit
Das oft gescholtene Nesthäkchen des Friday-Franchise ist wesentlich besser und vor allem wichtiger als sein erschreckend bescheidender Ruf. Kein Mensch hat 1993 einen weiteren Jason-Slasher nach Schema F gebraucht. Hier wurde wenigstens mal wieder etwas versucht und für seine Möglichkeiten (auch in Bezug auf den Stellenwert solcher Filme zu diesem Zeitpunkt) sehr anständig abgeliefert. Um es mal ganz deutlich zu sagen: locker einer der besten Old-School-Horrorfilme der 90er Jahre. Gegenbeispiele gerne in den Kommentaren genannt.
Autor: Jacko Kunze