5.3

MB-Kritik

Keeper 2025

Horror

5.3

Inhalt

Im Zentrum steht ein Paar, Malcolm und Liz (Tatiana Maslany und Rossif Sutherland), das ein romantisches Wochenende in einer abgelegenen Hütte verbringen möchte – doch der Aufenthalt entwickelt sich schnell zum Albtraum. Während der gemeinsame Ausflug zunächst idyllisch beginnt, muss Malcolm unerwartet in die Stadt zurückkehren. Liz bleibt allein zurück – und stößt in der Abgeschiedenheit auf eine finstere Präsenz, die sie mit den dunklen Geheimnissen des Ortes konfrontiert.

Kritik

  hat schon immer gern mit Erwartungen gespielt – und Keeper führt diese Tradition sehr konsequent weiter. Schon Longlegs begann wie ein klassischer Psycho-Thriller, nur um dann selbstbewusst in okkulte Albtraumwelten abzudriften, während The Monkey seinen Stoff lieber mit blutiger Ironie behandelte als mit strenger Ernsthaftigkeit. Keeper, der dritte Film des Regisseurs in zwei Jahren, setzt diesen Ansatz fort. Der Film arbeitet anfangs mit Symbolen, düsteren Andeutungen und ständigen Vorzeichen, nur um später mit spürbarer Freude eine fast schon trotzig-verspielte WTF-Energie zu entfesseln statt in Richtung elevated horror abzubiegen.

Optisch ist Keeper ein echter Hingucker. Die Bilder sind sorgfältig gestaltet, das beinahe kammerspielartige Konzept sorgt für Intensität, und die kleine Besetzung verleiht allem eine unmittelbare Nähe. Besonders das Haus, in dem sich der Großteil der Handlung abspielt, ist ein echter Volltreffer: verwinkelte Räume, enge Durchgänge, große Fenster, aus denen das Unbehagen förmlich hineinweht. Perkins nutzt diese Kulisse mit spürbarem Gespür für räumliche Spannung. Allein das Wandern durch diese Architektur erzeugt Unbehagen, und viele Übergänge wirken so geschickt gesetzt, dass man fast unbewusst eine kommende Eskalation erahnt.

Inhaltlich bietet der Film reichlich Stoff. Themen wie patriarchale Strukturen, toxische Beziehungsmuster und emotionale Verletzungen sind klar erkennbar, und wer möchte, kann sich darin ausführlich verlieren. Gleichzeitig macht Keeper etwas später deutlich, dass er nicht als klassisch erzählter Thriller funktioniert. Der Film orientiert sich stärker an Stimmung und Irritation als an klaren Antworten. Mit jeder Szene rutscht die Handlung ein Stück weiter in einen Zustand, der eher an einen Traum erinnert – mal faszinierend, mal beunruhigend. Die Logik folgt dabei weniger strengen Regeln, sondern passt sich einer Erzählweise an, die bewusst nebulös bleibt.

Vieles bleibt bewusst offen, manches wirkt wie ein Impuls, der nie vollständig ausformuliert wird. Aber genau hier entsteht ein Teil des Reizes: Keeper will nicht alle zufriedenstellen. Der Film lädt ein, sich auf Unsauberkeiten, Brüche und unerwartete Richtungswechsel einzulassen. Diese Reibung irritiert zwar, schafft aber gleichzeitig eine Faszination, die immer wieder neue Spannung erzeugt.

Ein großer Gewinn für den Film ist Tatiana Maslany. Es macht Freude, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich durch diese unruhige Struktur bewegt. Sie verbindet Verletzlichkeit und Stärke, ohne jemals den Ton zu verlieren, und schafft mehrere Szenen, die den Film für einen Moment erden. Durch kleine Gesten und blitzartige Stimmungswechsel verleiht sie ihrer Figur eine Intensität, die oft über das hinausgeht, was die Handlung vorgibt. Genau diese Augenblicke halten „Keeper“ zusammen, auch wenn der Film zwischendurch bewusst kantig bleibt.

Keeper ist kein geschliffener Film. Er wirkt holprig, manchmal eigenwillig, und nicht jede Idee fügt sich nahtlos ins Ganze. Doch gerade diese Unruhe macht ihn interessant. Er versucht gar nicht erst, eine perfekte, runde Geschichte zu erzählen. Stattdessen setzt er auf Atmosphäre, emotionale Impulse und den Mut, Dinge unfertig stehen zu lassen.

Man sollte allerdings wissen: Keeper wird nicht für alle funktionieren. Wer Filme bevorzugt, die am Ende alles erklären und alle Fäden sauber verbinden, dürfte hier eher frustriert herausgehen. Doch für alle, die offen für filmische Umwege sind – für eine Erzählung, die eher Gefühle auslöst als Antworten liefert –, steckt in Keeper eine ganz eigene Stärke. Perkins vertraut darauf, dass Kino auch dann wirken kann, wenn es sich weigert, eindeutig zu sein. Und genau dieser Ansatz verleiht Keeper eine Eigenart, die bleibt, selbst wenn man sich zwischendurch an ihm reibt.

Fazit

Wer sich auf diese Mischung aus Stimmung, Irritation und erzählerischem Risiko einlässt, entdeckt einen ungewöhnlichen, atmosphärisch dichten Beitrag zum aktuellen Horrorkino. Alle anderen hingegen dürften eher genervt das Kino verlassen. Ein Film, dem der Hass vieler sicher sein wird – wetten, dass Perkins das köstlich amüsieren wird?

Autor: Sebastian Groß
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