Anime- und Manga Realverfilmungen haben in Japan eine lange Tradition. Doch im Vergleich zu den amerikanischen Comicverfilmungen, haben gerade die Realverfilmungen bekannter Franchises eher selten inhaltlich überzeugen können. Negativbeispiele gibt es dafür en masse. Seien es Death Note, Assassination Classroom oder jüngst die Attack on Titan Filme. Alle ließen sie das Publikum unterwältigt und enttäuscht zurück. Dennoch kann man ihnen den kommerziellen Erfolg nicht absprechen. Auch der erste Teil der Parasyte Verfilmung, war in Japan ein großer Box Office Hit. Kein Wunder also, dass ein zweiter Folgen musste um die Geschichte zu einem Ende zu bringen. Dieser bekommt nun auch von Eye See Movies einen deutschen Heimkinostart spendiert. Doch ähnlich wie schon der erste Teil, wird auch der zweite den Fans der Manga-/Animereihe nicht gefallen.
Parasyte 2 beginnt mit einem kurzen, sehr wirr zusammengeschnittenen Recap des ersten Teils. Wer diesen noch nicht gesehen hat, wird daraus nicht wirklich schlau und wer ihn schon gesehen hat, weiß ohnehin was passiert ist. Lieber hätte man direkt mit der Handlung einsetzen sollen, als diesen Stimmungstöter vorzuschalten. Doch nach diesem wenig gelungenen Intro werden wir gleich in die Handlung geschmissen und von da an erzählt der Film die Geschichte des ersten Teils sinnvoll weiter. Dabei bewegt er sich insgesamt wesentlich näher an der Vorlage als sein Vorgänger. Allerdings sind die Verluste der Änderungen des ersten Teils im Vergleich zur Vorlage auch hier weiterhin spürbar. Gerade den Charakter von Shinichis Vater, der nicht nur essenziell für seine Entwicklung ist, sondern auch als einer der Stützpfeiler der emotionalen Ebene des Films fungiert, wird dabei schmerzlich vermisst. Natürlich muss man gewisse Abstriche machen, wenn man eine Geschichte von knapp 8 Stunden auf 4 Stunden runter kürzt. Doch scheint das Studio diese an der falschen Stelle gemacht zu haben. Anstatt interessanter Charakterentwicklung war es den Machern wichtiger, die Action in den Fokus zu rücken. Dadurch kommt selbstverständlich auch die Botschaft des Films zu kurz. Die im Anime und Manga so überzeugend rübergebrachte Sozialkritik wird hier sehr plakativ und in einigen wenigen Sätzen dem Zuschauer an den Kopf geschmissen und wirkt dabei fast schon getrennt vom restlichen Geschehen des Films. Die fehlende Tiefe ist dabei wohl einer der größten Verluste im Vergleich zur Vorlage.
Auch wenn der Film durch seine weiterhin sehr interessante Story einen gewissen Unterhaltungswert hat, hätte die Inszenierung dieser kaum langweiliger ausfallen können. Regisseur Takashi Yamazki (Space Battleship Yamato), der schon den ersten Teil inszenierte, macht im zweiten natürlich nichts anderes. Ähnlich wie David Yates die Eintönigkeit ins Potter Franchise brachte, versteht sich auch Yamazki nicht darin, im zweiten Teil etwas anders oder besser zu machen. Seine Inszenierung ist dabei zweckdienlich, aber in keinster Weise aufregend oder gar besonders. Auch versteht er sich nicht wirklich darin, den großen Talenten vor der Kamera gerecht zu werden.
Mit Shota Sometani, der spätestens seit Sion SonosHimizu als eines der größten jungen Talente Japans gilt, hat Parasyte einen eigentlich sehr interessanten Hauptdarsteller gefunden. Im zweiten Teil ist seine Performance tatsächlich auch wesentlich angenehmer als im ersten. Seine Comichafte Darstellung, die im starken Kontrast zum ernsten Ton des Films stand, wird hier durch eine wesentlich subtilere Leistung ausgetauscht. Dennoch bleibt der ein oder andere Moment des Overactings nicht aus. Das passt aber wiederum zum Rest des Casts, der fast nur durch Overacting auffällt. Als einzig erwähnenswerte Ergänzung tritt hier Tadanobu Asano in Erscheinung. Nach seinem kurzen Auftritt am Ende des ersten Teils, waren die Erwartungen an den zweiten groß. Leider verpasst Yamazki es aber auch hier, dem Darsteller gerecht zu werden. Asano dient lediglich als Gesicht für den Bösewicht. Viel Dialog hat er nicht. Er muss höchstens für die ein oder andere Actionszene herhalten und mit seinen CGI-Klauen um sich schlagen. Ein fast schon schändlicher Umgang mit einem der besten Darsteller Japans.
Apropos CGI-Klauen. Die Computergenerierten Effekte im Film können sich (gemessen am Budget des Films) durchaus sehen lassen. Die Macher haben nicht nur an die Arbeit des ersten Teils angeknüpft, sondern diese Stellenweise sogar verbessern können. Anders als bei anderen gering budgetierten Produktionen ist das CGI dabei nie so schlecht, dass es vom Film ablenken würde. Im Gegenteil, es ist stellenweise sogar recht gut gelungen. Wenigstens hier konnte man sich im Vergleich zum ersten Teil verbessern.
Ein paar Worte seien noch zur deutschen Synchronisation gesagt. Für unsere zwei Protagonisten, Shinichi und Migi, ist diese überraschend gut gelungen. Der Rest ist aber zum Großteil für die Tonne. Das Drehbuch ist recht dürftig übersetzt und die Stimmen der teils sehr unmotivierten Synchronsprecher passen oft nicht zu den Darstellern/Charakteren, denen sie zugewiesen werden. Dementsprechend sei allen angeraten, die wesentlich bessere japanische Version (wahlweise mit Untertiteln) zu schauen.