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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Schriftsteller Bernard kehrt in den kleinen Ort am Ufer eines Sees zurück, wo er vor einem Jahr bereits einige Tage verbrachte. Er checkt im selben Hotel ein und hofft dort auch wieder auf das Zimmermädchen Tilde zu treffen, in das er sich damals verliebte. Doch Tilde lebt nicht mehr, hat Selbstmord begangen. Ein befreundeter Fotograf weißt ihn allerdings darauf hin, dass sie vermutlich doch ermordet wurde. Bernard versucht Licht ins Dunkel zu bringen, stößt dabei aber auf eine Mauer des Schweigens.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

La donna del lago beginnt mit dem scheinbaren Beenden einer Beziehung oder mindestens Liaison. Telefonisch. Ausgehend vom Mann, der sie – zumindest in seinen Gedanken – als „seine Krankheit“ bezeichnet. Etwas, das ihm schadet, obwohl er es doch begehrt. Darum kehrt er auch nach gut einem Jahr zu ihr zurück. Oder eher dorthin, wo er sie vermutet. Wieder in dieses Hotel in einem kleinen Ferienort irgendwo an einem See. Erneut in der Nebensaison, wo sich dorthin nur wenige Touristen verirren und der in den Sommermonaten vermutlich vor blühendem Leben sprießende Flecken Erde fast gespenstische Züge aufweist. Er ist ein Schriftsteller namens Bernard (Peter Baldwin, der seine Darstellerkarriere Anfang der 70er beendete und danach als Auftragsregisseur für TV-Serien wie z.B. ALF oder Wunderbahre Jahre aktiv), sie ein in dem Hotel beschäftigtest Zimmermädchen namens Tilde. Das unvorbereitete Wiedersehen mit ihr ist sein einziger Antrieb, doch er soll auf bitterliche Weise enttäuscht werden: Tilde ist tot. Hat sich schon vor Monaten mit Jod vergiftet. Für Bernard ein Schock, bis in ihm durch diverse Hinweise der Verdacht aufkeimt, dass Tilde ermordet wurde. Mit Haut und Haar verfällt er der Suche nach der Wahrheit, was nicht nur die düstere Seite des vermeidlichen Urlaubsparadieses offenlegt, sondern ihn bis an den Rand des Wahnsinns treibt.

Ein beeindruckend frühreifes (Langfilm-)Regiedebüt zweier Männer, die danach keine wirklich große Karriere machten. Für Franco Rossellini blieb es seine einzige Regiearbeit, war danach nur noch bei ein paar Produktionen in verschiedenen Funktion tätig. Luigi Bazzoni drehte danach immerhin noch vier weitere Spielfilme, seinen letzten 1975 mit Spuren auf dem Mond. Schier unfassbar angesichts dieses elegant-betörenden wie unangenehm-bedrohlichen Vorläufer des Giallo-Kinos, der längst noch nicht so festgelegt in seiner Methodik und nicht irgendwie natürlich auch ein Stückweit trivial auftritt wie das Sub-Genre während seiner Hochphase…wofür es aber unabhängig davon immer noch geliebt wird. Ein (vermeidlicher) Mord an einer jungen Frau stößt eine investigative Ereigniskette an, in deren Mittelpunkt ein Fremder von Außerhalb steht, der einer totgeschwiegenen Wahrheit auf den Grund geht. So tief wie auf den Grund des als omnipräsenten Kulisse dienenden Sees, der einst wirklich ein ganzes Dorf verschlungen hat. Nun ist die Oberfläche flach, ruhig, idyllisch, aber genauso trügerisch, denn die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Im übertragenen Sinne natürlich, aber sehr wohl als gezielte Metapher eingesetzt.

In bewusst (und schlau) gewähltem Schwarz-Weiß wirkt La donna del lago erzählerisch und stilistisch wie eine Kreuzung aus den Anfängen des Giallo, einer Interpretation der tragisch Charakter-fokussierten Nouvelle Vague, der selbstzerstörerischen Tendenz des Film Noir und elegant-finsterem Suspense, mit deutlichen Spuren von Alfred Hitchcock (Eine Dame verschwindet) bis hin zu sogar Ingmar Bergman (Persona). Symbolträchtig, zermürbend und nachdenklich in seinen Motiven, getragen von einem erstaunlich hohen, handwerklichen Niveau am Puls des modernen Genre- und Arthauskinos. Eine rückwirkend betrachtet gar nicht mal so außergewöhnliche – dennoch eindeutig tragische – Geschichte wird in der wohl interessantesten Art und Weise vorgetragen. Mit atmosphärisch-bedrückenden Feinheiten (allein das verloren wirkende Setting und die Soundkulisse mit dem stetig pfeifenden Wind, als wenn er etwas zu berichten hätte) und einem schonungslos-pessimistischen, sehnsüchtig-ausblutenden  Grundton. Geschickt wird mit den verschiedenen Elementen gespielt und sie miteinander verwoben, konsequent seinem Takt treubleibend bis hin zu einem sowohl befriedigenden wie genau deshalb auch unheilvollem Finale. Denn nichts könnte und dürfte hier wirklich gut enden. Dafür ist hier kein Platz. Höchstens für einen Abschluss und einen womöglich besseren Neuanfang.

Fazit

Wirklich viel gibt „La donna del lago“ nicht über seine Figuren preis. Nur so viel, wie er muss. Und das ist gut so. Luigi Bazzoni & Franco Rossellini verstehen es mit beeindruckender Selbstsicherheit eine faszinierende Mischung aus nebulösem Thriller und manisch-obsessiver Charakterstudie mit kleinen, aber wahnsinnig stilbewussten und darin sogar teilweise vorgreifenden Mittel auf die Beine zu stellen. Kein unbedingt massentauglicher Film – selbst für das typische Giallo-Publikum alles andere als Routine - , der dafür diverse Nischen in Genre- und Kunstkino gekonnt miteinander vermischt, als das noch weniger selbstverständlich war als heute, wo es immer noch wenigstens ab und zu für Aufmerksamkeit sorgt. Mit das Wichtigste, Ästhetischste und Intelligenteste in seinem ganzen Auftreten, was das italienische Genre-Kino der 60er zu bieten hatte. Ein eigentliches Referenzwerk, auf das sich kaum jemand ehrlich berufen wird…da es kaum jemand kennt.

Kritik: Jacko Kunze

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