Inhalt
Marseille, mitten in den 70ern. Während die Disco-Welle gerade erst zu knospen beginnt, ist der Drogenschmuggel bereits in voller Blüte. Die französische Hafenstadt ist das Mekka des weltweiten Drogenhandels. Der engagiert-beharrliche Untersuchungsrichter Pierre Michel (Jean Dujardin) ist hier gerade frisch zur Antidrogen-Sondereinheit versetzt worden und beginnt einen sechsjährigen Kreuzzug gegen den unangreifbaren Drogenpaten „Tany“ Zampa. Aufgrund seiner unkonventionellen Methoden, die sich hart am Rand der Legalität bewegen, nennt man Michel bald auch jenseits des Atlantiks ehrfürchtig den „French Cowboy“. Doch alle Versuche ins Netz des allmächtigen Strippenziehers vorzudringen, laufen trotz hohen Blutzolls ins Leere.
Kritik
Crime-Thriller aus Frankreich sind bereits seit Jahren ein Garant für eine hohe Qualität, welche sich gegenüber ihren Kollegen aus Hollywood niemals zu verstecken brauchen. Werke wie „Public Enemy No. 1“, „A Gang Story“ (der ebenfalls auf dem Fantasy Filmfest sein Debüt feierte), „Ein Prophet“ oder auch „Point Blank - Aus kurzer Distanz“ haben dies in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen. Diese Tradition wird nun mit „The Connection“ (OT: „La French“) von Regisseur Cédric Jimenez fortgesetzt und auch hier, werden wieder einmal alle gelungenen Eigenschaften des französischen Kinos vereint: So sind nicht nur die Darsteller auf höchstem Niveau unterwegs, hier besonders Jean Dujardin („The Artist“, „39,90“) als engagierter wie besessener Staatsanwalt Pierre Michel, sondern auch Ausstattung, Kamera und Erzählung liefern uns eine packende Reise in die Zeit der French Connection. Und ja, an der einen oder anderen Stelle mag man förmlich Gene Hackman in New York spüren, wie er dort die Mafia bekämpft. „La French“ setzt jedoch lieber auf leise dramatische Töne und auf seine Charaktere und entfaltet daher nach und nach eine packende Crime-Geschichte basierend auf wahren Begebenheiten.
Allerdings bedarf „La French“ dann doch etwas Geduld. Denn während uns die Autoren Cédric Jimenez und Audrey Diwan in die komplexe Welt von Marseille einführen, eine voller Gewalt, Umbruch, Korruption und dem Gefühl der damaligen Freiheit, vergeht doch etwas Zeit, ohne dass der Zuschauer in dem Kampf des „French Cowboy“ eintauchen darf. Erst als schließlich alle Figuren platziert sind, und Pierre Michel mit dem wahren Schrecken der Drogen konfrontiert wird, gewinnt die Story plötzlich an Tiefe und Substanz. Was folgt ist ein spannendes Katz- und Mausspiel zweier Männer, die keineswegs nur Stereotyp bleiben. Viel eher liefert uns „La French“ das Profil zweier Kämpfer (wenn auch Gaëtan 'Tany' Zampa – routiniert und energisch von Gilles Lellouche gespielt – etwas hinter Michel zurückbleibt), die auch ihre schwachen Momente besitzen. Und gerade diese sind es, die den Film so sehenswert machen. Den Verlust von Freunden, das Zerstören von Hoffnung oder gar Liebe sowie die Tatsache, dass der eigene Kampf einer gegen die korrupte Hölle der damaligen Zeit ist. Wer jetzt hier eine Menge Action oder typische Crime-Momente erwartet, wird aber enttäuscht, „La French“ ist hier zum Glück deutlich zurückhaltender.
So entfaltet der Film von Regisseur Cédric Jimenez eine besondere Faszination über die Methoden der damaligen Zeit. Egal ob Drogen-Labore oder eben die kreativen wie nicht immer legalen Einsätze von Pierre Michel. Mit Höhen und Tiefen erlebt der Zuschauer einen Drogenkampf der ganz besonderen Art, vor traumhaft schöner Kulisse, jedoch auch umso tödlicher. Das Finale reiht sich somit perfekt in den Stil des Filmes ein und offenbart abermals eine sehr menschliche Note. Zwar werden die politischen Ereignisse nur angerissen und auch manche Nebenplots zu überhastet erzählt, doch für den Marseiller Drogenkampf der 70er Jahre gibt es aktuell kaum ein besseres Beispiel.
Fazit
Trotz eines anfänglich sehr zurückhaltenden wie recht behäbigen Starts, liefert uns „La French“ am Ende ein spannendes, dramatisches wie menschliches Werk über die wahren Begebenheiten des „French Cowboy“. Ein Kampf zweier Männer, eine Reise in zwei Welten und ein Drogenkrieg der Vergangenheit, der seinen Zuschauer aufgrund der Menschlichkeit in den Bann zieht. Dies zusammen mit einem abermals hervorragenden Jean Dujardin, machen aus „La French“ den französischen Thriller des bisherigen Jahres.
Autor: Thomas Repenning