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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Landwirt und Familienpatriarch Auguste entdeckt, dass sein Enkel auf seinem Hof Heroin versteckt. Kurzentschlossen entsorgt er den Stoff und erteilt dem abtrünnigen Erbfolger eine persönliche Lektion, aber damit ist es natürlich nicht getan. Als die eigentlichen Drahtzieher auftauchen, regelt das „der Alte“ nach seinen noch älteren Haus-und-Hof-Regeln – was in der Folge äußerst problematisch wird.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

…et dans la rôle de Charles Bronson: Voilà, Jean Gabin.

Oberflächlich könnte der auf knackige 78 Minuten entschlackte Film namens Der Erbarmungslose (im Original: La horse = Slang im Französischen für Heroin, vergleichbar zu H im Englischen) auch rein in seiner Rolle als sehr anständig inszenierter Edel-Exploitator heruntergebrochen werden, in dem die in Würde ergraute Eminenz des französischen Kinos, Jean Gabin (Die große Illusion), ein Angry-Old-Man-Vehikel spendiert bekommt, bei dem er ganz bösen Buben ordentlich den Garaus machen darf. Hinter dieser groben Hülle schlummert allerdings eine sehr interessante Studie über archaische Strukturen, die sich durch harte Hand von der modernen Welt abgekapselt haben, bis es zu der längst überfälligen Kollision kommt, die zwangsläufig in einem moralischen Zwiespalt münden wird. Mit einer sehr spannenden, ethischen Grundsatzfrage behaftet.

In seinem streng zusammengehaltenen Mikrokosmus hat der grantlige Hofherr Augustin (Gabin) nicht nur traditionell die Hosen an und das letzte Wort sowieso, es steht über jedweder, nur grob konträrer Welt- und Meinungsanschauung. Sein Hof, seine Regeln, sein engstirniger Tunnelblick, an den sich jeder gefälligst zu halten hat. Alle auf dem Gut ansässigen Familienmitglieder folgen brav der bald diktatorischen Struktur. Die nicht gestattete Ausnahme von der Regel bildet der kurzfristig angereiste Enkel Henri, der eine stattliche Ladung Heroin für seine Mittelsmänner aus der Großstadt dort zu verstecken wagt. „Der Alte“ stößt schnell auf den Stoff und kennt keine Kompromisse: La horse geht in den Abfluss und für den Sprössling folgt die Standpauke des Jahres, inklusive offizieller Enterbung. Damit wäre es für ihn – laut seines eigenen, autarken Regelkataloges – in der Regel gegessen, nur dringen nun die Schädlinge aus der „neuen Welt“ zwangsläufig ein. Die ihr Dope oder einen entsprechenden Gegenwert wiederhaben wollen. Dem bietet der alte Haudegen Augustin mit einer ordentlichen Packung Schrott, Bärenfallen und Sprengstoff handfest die Stirn. Der bockige Widerstand mündet in einer gnadenlosen Vergeltung, doch selbst jetzt verbittet sich der Herr des Hauses jede Einmischung. Selbst von helfenden Händen, was ihn wiederum schnell aus der Verteidigungs- in die Rechtfertigungsposition versetzt. Hier hat keiner was zu suchen und nur einer Recht – koste es, was es wolle.

Trotz seiner Nähe zum reißerischen Selbstjustizkino ist Der Erbarmungslose weit mehr als das, obgleich er natürlich gewisse Hebel der schlichten Triebbefriedigung genüsslich betätigt. Hinter der Fassade eines kompromisslosen, beinah alttestamentarischen Auge-um-Auge-Exploitators wird eine viel tiefgründigere Gesellschaftsstudie betrieben. Die hierarchische Strukturen und den Konflikt von traditionellen Wertevorstellungen zu moderner Weltanschauung kritisch hinterfragt, gleichzeitig aber nicht mit einer einfachen Gut/Schlecht-Verallgemeinerung abstempelt. Von Pierre Granier-Deferre (Die Katze) gekonnt zwischen den Stühlen aus elegantem wie ruppigen Genrekino und analysierend-entlarvender Familientragödie vorgetragen. Mit Halbgott Jean Gabin im goldenen Spätherbst seiner Karriere perfekt besetzt.

Fazit

Intensiv, packend, spannend. Vor allem in seiner Mischung aus hochwertigem Genre-Kino und durchaus anspruchsvoller Familienanalyse. Funktioniert in beide Richtungen – isoliert wie gemeinsam – erstaunlich gut und sollte allein deshalb viel öfter Erwähnung finden. Ein Arthouse-Exploitator…zumindest so ähnlich.

Kritik: Jacko Kunze

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