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Inhalt

Fabienne ist in ihrer Heimat Frankreich ein großer Filmstar, sie lässt sich von niemand etwas vormachen, hält die Zügel stets in der Hand. Als sie ihre Memoiren veröffentlicht, kehrt ihre Tochter Lumir mit ihrem amerikanischen Mann und der gemeinsamen Tochter nach Paris zurück. Die Wiedersehen von Mutter und Tochter wird schnell zum Duell zweier starker Persönlichkeiten, bei dem auch unangenehme Wahrheiten ans Tageslicht kommen und alte Rechnungen beglichen werden.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Eine ganze Weile steht zu befürchten, dass Hirokazu Kore-edas Nachfolger zum herzzerreißenden Shoplifters im Sande verläuft. So einiges plätschert  so dahin, denn im Grunde verfolgen wir hier nichts weiter als den mondänen Befindlichkeiten einer bourgeoisen Künstlerfamilie in Paris. Doch mit jeder fortlaufenden Minute erweisen sich die auf den ersten Blick belanglosen Zwiste, die nie aufgearbeiteten Familienkonflikte zwischen der großen Schauspielerin Fabienne Dangeville (eine durchaus autobiografisch zu verstehende Version Catherine Deneuves, Belle de jour) und ihrer Tochter Lumir (Juliette Binoche, Double vies) dann aber als maßgeblich, wenn nicht für das persönliche Glück, dann doch zumindest für das innere Wohlbefinden. 

Als Lumir mit ihrem amerikanischen Ehemann Hank (Ethan Hawke, First Reformed), dessen Französisch kaum über ein “merci” hinausgeht, und ihrer Tochter Charlotte (Clémentine Grenier) durch den Garten ihrer Kindheit läuft, führt ihre Mutter gerade ein Interview im Haus. Diva, die sie ist, beschwert sie sich über den lauwarmen Tee, den man ihr serviert, und die dieser Tage inflationär benutzte Wackelkamera. Kürzlich erschien ihre Biografie, in der sich auch allerhand familiäre Einblicke finden lassen. Umgehend beginnt die Wahl-New-Yorkerin Lumir, die Memoiren ihrer maman zu lesen und stößt wiederholt auf Unwahrheiten. Mit den Vorwürfen ihrer Tochter konfrontiert, winkt sie nur ab; an schlichten Wahrheiten sei sie nicht interessiert. Einen Großteil ihres Besuchs verbringt Lumir fortan mit der gedruckten Lebensgeschichte ihrer Mutter, begleitet diese ans Set, wo sie sie doch bitte nicht mit maman, sondern Fabi anspreche.

Aber es ist die Wahrheit — oder? 

Bemerkenswert an all dem ist, wie es Kore-eda gelingt, Stück für Stück all die Banalität und Gemütlichkeit auszuräumen, die sich anfangs einzurichten droht. Was er hier erzählt, ist indes nicht neu, weder formal, noch inhaltlich. Bei einem Film, der das Wort Wahrheit bereits im Titel trägt, erwartet man zwangsläufig eine Auseinandersetzung mit dem Begriff und was er für seine Figuren bedeuten mag. Lumir wird als eine, angesichts ihres Jobs als Drehbuchschreiberin, beinahe naive Wahrheitsapologetin vorgestellt, der es zunehmend kleine Nadelstiche versetzt, wenn sich ihre Version der Vergangenheit nicht mit jener ihrer Mutter oder anderen Vertrauten ihrer Kindheit deckt. Der bezaubernden Juliette Binoche dabei zuzusehen, wie sie nach und nach zur Erkenntnis gelangt, dass Erinnerungen eine nur unwesentlich nähere Verbindung zur Wahrheit unterhalten, als es Träume tun, ist ein großes Glück. 

Als sie erstmals seit ihrer Kindheit wieder das Filmstudio betritt, das seit jeher das zweite Zuhause ihrer maman darstellt, muss sie, fast enttäuscht, feststellen, dass jenes viel kleiner ist als in ihrer Erinnerung. In diese Szenen mischt sich dann auch immer wieder ein Schuss magischer Realismus, der an einen Murakami-Roman erinnern mag. Die Schildkröte Pierre zum Beispiel, die, so sagt es Fabienne ihrer kleinen Enkelin Charlotte, doch eigentlich ihr Großvater sei, den sie mit ihren Hexenkräften verzaubert habe. Und tatsächlich werden wir Großvater Pierre (Roger Van Hool ,Oscar) und Schildkröte Pierre niemals zur gleichen Zeit am gleichen Ort zu sehen bekommen.

Während dieser Re-Evaluierung ihrer Vergangenheit nähert sich Lumir zunehmend ihrer Mutter an, und das alles könnte so furchtbar altbacken wirken, fände Kore-eda nicht einen intimen Zugang zu seinen Charakteren, die ihn und damit uns immer wieder eine Poetik im Alltäglichen entdecken lassen. Wenngleich sich der Vorwurf des Wohlfühlkinos nicht gänzlich wird aus dem Weg räumen lassen, bietet La Vérité mitunter Szenen reinster Magie, die uns daran erinnern, dass wir es hier mit einem auteur des Weltkinos zu tun haben, der sich an seinen ersten Film außerhalb Japans, und noch wichtiger, außerhalb des japanischen Sprachraums, wagt. Und wozu auch Worte, wenn Juliette Binoches Lächeln mehr ausspricht, als es alle Worte dieser Welt vermochten. 

Fazit

"La Vérité" scheint in allem das Gegenteil zu seinem Vorgänger "Shoplifters" zu verkörpern. Einer japanischen Patchwork-Familie der Unterschicht folgt hier die kosmopolitische Bourgeoisie Paris’. Was beide eint, ist die Wärme, die Kore-Eda für seine Figuren aufbringt und der Schuss Magie, die sich in Momenten aufblitzender Alltagspoesie entlädt.

Kritik: Patrick Fey

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