Inhalt
Basierend auf den Büchern seines Sohnes wird von Ferruccio Lamborghinis bescheidenen Anfängen mit dem Bau von Traktoren bis hin zu seiner berüchtigten Rivalität mit Enzo Ferrari sein Leben erzählt. Ferruccio war ein unvergleichliches Genie und eine wahre Ikone der Automobilbranche. Doch seine Leidenschaften entfachten auch emotionale Turbulenzen in seinem Privatleben, das sowohl von Romantik als auch von Tragödien geprägt war.
Kritik
„Sie kaufen einen Ferrari, wenn Sie jemand sein wollen, Sie kaufen einen Lamborghini, wenn Sie jemand sind.“
Das waren große Worte eines großen Mannes, doch obwohl der Titel Lamborghini: The Man Behind the Legend großspurig verspricht, den Mann hinter der Legende zu zeigen, gelingt es in diesem Biopic nur bedingt. Ferruccio Lamborghini war ohne Frage ein Genie auf seinem Gebiet und hat jede Menge in seinem Leben erreicht, doch man lernt sein wahres Ich in diesem Film auf keinen Fall richtig kennen. Dazu verläuft die Inszenierung zu glatt und stets von außen betrachtet und das, obwohl das Leben von Ferruccio Lamborghini genug Drama zu bieten hätte. Nie erkennt man seine wahren Gefühle, sondern schaut aus der Vogelperspektive auf ihn herab und die Person, die hinter dem großartigen Auto steht, bleibt leider nicht richtig greifbar. Alles dreht sich nur, um seine Besessenheit davon ein perfektes Auto zu erschaffen und um sein großes Ego.
Es könnte natürlich daran liegen, dass Herr Lamborghini sogar für seinen eigenen Sohn nicht wirklich greifbar war und die Bücher seines Sohnes, auf denen der Film basiert, einfach nicht mehr hergaben. Doch auch ein Biopic muss nicht unbedingt starr an der Vorlage kleben und kann durchaus davon abweichen. Man hätte aus diesem Film so viel mehr machen können, wenn man dieselbe Energie wie im ersten Kapitel des Films aufrechterhalten hätte. Die Darstellung des jungen träumenden Ferruccio (Romano Reggiani, Dante) ist wunderbar erfrischend und echt. Sie zeigt einen jungen Menschen mit großen Visionen, der mit viel Entschlossenheit und Kraft daran arbeitet, seine Träume zu verwirklichen. Ab dem zweiten Kapitel wird der bereits ältere Ferruccio (Frank Grillo, The Purge: Anarchy) gezeigt, der sich für gar nichts mehr zu interessieren scheint, außer dafür besser zu sein als Ferrari. Trotz des deutlichen Nachlassens im zweiten Teil liefert der Film ein geniales Zitat, als Herr Lamborghini seinem Sohn erst ein Boot schenkt und ihn dann für seine schlechten Schulleistungen tadelt: „Wenn du nicht besser wirst, kaufe ich dir einen Ferrari!“
Für Autoliebhaber und Enthusiasten auf der ganzen Welt ist der Film sehr gut geeignet, um mehr über die Entstehungsgeschichte des Lamborghini-Imperiums zu erfahren, doch leider ist Lamborghini: The Man Behind the Legend kein Film für ein breites Publikum, weil er es nicht schafft, seine autobegeisterten Zuschauer dauerhaft mit Vollgas ans Ziel zu bringen. Wo bleibt die ganze Aufregung und die Höhepunkte? Sogar manche Star-Dokus schaffen es mit ihrer Inszenierung, die Nichtigkeiten derart aufzubauschen, dass man das Gefühl hat, man würde über den Star etwas derart Weltbewegendes erfahren, was noch keiner zuvor gewusst hätte. Dagegen bedient sich Lamborghini des Minimalismus. Weniger ist mehr und die geile Automarke soll als permanenter Eyecatcher dienen ohne, dass man es nötig hat weitere Aufmerksamkeit zu erregen. In gewisser Weise passt es sogar gut zu der Person, die hinter Lamborghini steht. Nach dem Motto: „Hier bin ich und ich weiß, wie großartig ich bin, deswegen habe ich es gar nicht nötig mehr zu tun als euch das geilste Auto auf der ganzen Welt zu präsentieren!“ Wem das reicht, der wird mit dem Film voll und ganz zufrieden sein.
Fazit
Ein netter Film für Autoliebhaber und Lamborghini Fans. Nichtsdestotrotz bleibt die Person, die hinter der Marke Lamborghini steht, nach wie vor nicht greifbar. Wer eine rasante Fahrt erwartet, könnte ein wenig enttäuscht sein, weil der Film es nicht nur tatsächlich, sondern auch metaphorisch eher langsam angehen lässt.
Autor: Yuliya Mieland