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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Insel Marajó, Amazonas-Regenwald. Marcielle (Tielle), 13, lebt mit ihrem Vater, ihrer Mutter und drei Geschwistern am Flussufer. Angeregt durch die Worte ihrer Mutter vergöttert sie ihre ältere Schwester, die angeblich ihrer Realität entkommen ist, indem sie auf den Lastkähnen, die die Region befahren, „einen guten Mann gefunden“ hat. Während Tielle reifer wird, zerbrechen ihre idealisierten Visionen und sie bleibt zwischen zwei missbräuchlichen Umgebungen gefangen. Sie macht sich zunehmend Sorgen um ihre jüngere Schwester und die düstere Zukunft, vor der sie stehen, und beschließt, sich dem Unterdrückungssystem zu stellen, das ihre Familie und die Frauen in ihrer Gemeinde kontrolliert.

Kritik

Sie hat einen guten Mann gefunden“, erklärt Danielle (Fátima Macedo) ihrer 13-jährigen Tochter (Jamilli Correa), als sie fragt, warum ihre große Schwester ihr nicht mehr schreibt, „Sie ist jetzt besser dran als wir. Was, wenn du auch so ein Glück hast?“ Eine angedeutete Antwort auf diese suggestive Frage gibt Marianna Brennands sozialkritisches Spielfilm-Debüt mittels eines dramatischen Ausblicks auf jenes Glück. Das entspricht natürlich nicht den verklärten Vorstellungen der jugendlichen Protagonistin, gefangen zwischen verschiedenen Formen normalisierter Ausbeutung.

Jene erfährt Marcielle, genannt Tielle, sowohl durch ihren Vater (Rômulo Braga), der seine eigene Perversion auf die Tochter projiziert, als auch ihre Mutter, deren eigene Traumata sie abgestumpft haben. Den Teufelskreis generatiobsübergreifender Gewalt schließt eine gottgläubige Gesellschaft, die den heranwachsenden Mädchen auf der Insel Marajó im Amazonas-Regenwald weder Hilfe noch wirtschaftliche Alternativen bietet. Vermeintliche Fluchtwege führen in ein neues Gefängnis wie das, in dem die durch einen schmalen Fensterrahmen verengte Eröffnungsaufnahme die entschlossene Protagonistin zeigt. 

Die mehrdeutige Bildsprache, die Tielles umfassende Unterdrückung durch erstickende Enge greifbar macht, und Correas eindrucksvolles Schauspiel, das die schwelende Wut hinter dem fragilen Äußeren durchscheinen lässt, setzen überwinden die didaktischen Tendenzen. Die verfallen fast einer Dea ex machina Auflösung, aber fängt sich rechtzeitig in einer buchstäblichen Rückkehr zum Realismus. „God will give you wings to fly“, singt Tielle bei einer Schulaufführung, deren ambivalente Botschaft weniger den Moralkonflikt der Heldin verbalisiert als den der Inszenierung.

Fazit

Dass selbst in der fatalen Eskalation genderbasierter Gewalt mehr Hoffnung liegt als dem Fortdauern misogyner Missbrauchsmusters, untermauert mit für einen Jugendfilm untypischer Vehemenz die Dringlichkeit des Szenarios. Dieser Mut fehlt an anderer Stelle des von der Regisseurin selbstverfassten Drehbuchs. Dessen essenzielle Crux ist die Frage, ob es Marianna Brennands Privileg sein sollte, diese Geschichte zu erzählen, von „these women and girls who would never be heard otherwise“ - auch, weil weiße wohlhabende Stimmen die lokaler Filmschaffender übertönen.

Kritik: Lida Bach

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