Inhalt
Deutsche Kinokomödie von Doris Dörie, die mit dem Film ihren Durchbruch schaffte. Über fünf Millionen Zuschauer machten den die Beziehungskomödie zum Überraschungshit des Jahres. Am Hochzeitstag bemerkt Julius, dass seine Frau ihn betrügt - wie er sie auch. Statt eine Szene zu machen, will er seinen Konkurrenten verändern, indem er bei ihm enzieht.
Kritik
Männer sind Schweine. Aber hach, ächz und seufz, sie haben es weiß Gott nicht einfach. Sie müssen Karriere machen, sie müssen eine Familie aufbauen und sie dann auch noch ernähren, sie müssen schuften und ackern und dürfen sich dann zuhause auch noch das Gezeter der Ehefrau anhören. Und alles nur weil man die Sekretärin ab und an mal über die Tischkante geflezt hat. Doris Dörrie (Keiner liebt mich) hat mit ihrem Regiedebüt Männer… einen unfassbaren Kinohit gelandet. Fünf Millionen Zuschauer. Damit hat niemand gerechnet, damit konnte niemand wirklich richtig umgehen, am wenigsten Dörrie selbst. Ratzfatz wurde sie damit in den Olymp der Filmbranche katapultiert, auch wenn sie sich dort gar nicht heimisch gefühlt hat. Auch wenn das gar nicht ihr Bereich ist, nie war und nicht lange bleiben sollte. Ob Dörrie nach diesem Megahit ihren „Drive“ verloren hat oder ob Erfolg und Misserfolg von Filmen einfach eine unkalkulierbare Laune der Natur sind, sollte geklärt werden.
Denn eigentlich ist Dörrie genau so sehr sie selbst, wie in ihren anderen Filmen. Tatsächlich ist das die erste Eigenschaft, die auffällt. Dörrie musste ihren Stil nicht entwickeln, sie musste sich nicht finden. Sie war sie selbst und hat einfach begonnen, Filme als sie selbst zu machen. Als sie selbst und über sich selbst und die Menschen um sie herum. Die Sekretärinnen mit den engen Röcken, an denen hinten ein wenig die Bluse herausguckt. Die ihrem Boss stumm ergeben sind, aber insgeheim den Laden und sein Leben schmeißen. Und natürlich der Boss selbst, Julius Armbrust (toll befreit: Heiner Lauterbach, Kalte Füße), der sich sicher ist, dass seine Sekretärin (diesmal die andere, der Augenbrokkoli) seine Ehe retten würde. Na warte, wenn der erfährt, was sich unter dem Halsband seiner Frau befindet, und wer ihr diesen Bluterguss verpasst hat. Auftritt Uwe Ochsenknecht (Vielmachglas).
„Wo hast du denn deine Zahnspange? Die schützt vor Triebtätern.“
Doris Dörrie bemüht sich von Beginn an um ein ausgewogenes Bild. Männer… ist kein Film, der sich hämisch über das Geschlecht des Patriarchats belustigt, sondern einer, der all seinen Figuren einen ausgeglichenen Standpunkt zugesteht. Hier liegt sicherlich das größte Qualitätsmerkmal des Films vergraben. Denn Dörrie geht nie unter die Gürtellinie, sie wird nie unangenehm, sie nimmt alles und jeden mit Humor und beraubt niemandem seiner Ehre. Das ist toll, zumal es über die gesamte Laufzeit derart präzise Beobachtungen über die Geschlechter anstellt, dass man nicht umhin kann, sich selbst oder bekannte Artgenossen wiederzuerkennen. Besonders Spaß macht das, wenn Armbrust nach und nach die Perspektive der Frau kennenlernt, die er vorher eher als nettes Extra angesehen hat. Das geschieht über eine junge Frau, die immer Babybrei isst, aber Julius alles beibringt, was er über Frauen wissen muss, um endlich wirklich erwachsen zu werden. Dass Männer genau das aber natürlich nicht tun, gesteht Dörrie dem anderen Geschlecht ebenso schmunzelnd zu, wie dem eigenen.
Fazit
Mit „Männer…“ hat Doris Dörrie ein universal verständliches und relevantes (und sicherlich deshalb so sagenhaft erfolgreiches) Erstlingswerk inszeniert. Dörrie ist von Sekunde 1 ihrer Filmkarriere an ganz bei sich, positioniert ihre Figuren gekonnt und lässt sie sich gegenseitig amüsant hochstacheln, bis die Spitze erreicht ist und der Weg nach unten unvermeidbar wird. Der Film kann dank seines Charmes stets verschleiern, dass er läuft wie ein Uhrwerk. Eine wunderbar sympathische Produktion, die klug inszeniert und geschrieben ist. „Männer…“ erklärt einem das Leben nicht neu, aber es macht das Leben mit sich selbst um einiges erträglicher.
Autor: Levin Günther