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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Stella ist bei der Aufnahmeprüfung für die noble Schauspielschule durchgefallen. Wenigstens steckt ihr einer von jenen Prüfern, die es scheinbar gut mit ihr meinen, noch einen Hinweis zu, auf eine eher ungewöhnliche Schauspielschule auf dem Land, wo Leute wie Stella vielleicht etwas werden können. An der Matteusz-Gulda-Schule lehrt man nach den Theorien des in den 70er Jahren unter mysteriösen Umständen verstorbenen Namensgebers. Und auch sonst mutet manches seltsam an in dem internatsähnlichen Betrieb.

Kritik

Kaum ein Genre starb (fast) so urplötzlich und (dafür beinah) endgültig aus wie das des Giallo. Blitzschnell vom Stilmittel zum eigene (Sub)Genre geworden und eine ganze Weile omnipräsent, gehypt wie verpönt. Irgendwann nicht mehr ein Relikt vergangener Tage, bis nur noch Freaks, langsam betagte Herrschaften und Sammler vergilbter VHS-Bänder (also in der Regel eine Kombination aus allen Gruppen) dazu überhaupt eine Meinung oder Erinnerung hatten. Wie wohl auch Andreas Marschall, der nach seinem krassen Independent-Regiedebüt Tears of Kali offenbar lange ackern und anstehen musste, bis sich seine zweite Spielfilm-Regiearbeit Masks endlich realisieren ließ. Einerseits weil für Filme dieser Art, selbst international, sich kaum noch Geldgeber finden lassen, andererseits mit dem unglücklichen Nebeneffekt versehen, dass ausgerechnet im Filmförderungs-Wunderland Deutschland die vorhandenen Ressourcen lieber in eh schon an sich rentabel riechende Produktionen sanft eingeführt werden, anstatt den eigentlichen Zweck zu erfüllen. Aufstrebenden, mutigen Leuten eine Chance zu geben. Gerade wenn sie ein Feld bewirtschaften, das die heimische Industrie längst für tot erklärt hat, obwohl alle danach schreien.

„Was ist los in dieser Schule?“

Wer sich etwas ausgiebiger mit dem Giallo und ganz besonders deren großen Namen beschäftigt hat, dem stellt sich diese Frage nicht. Und Andreas Marschall erst recht nicht. Die Antwort ist so essentiell wie irrelevant, eigentlich spannend wie doch völlig egal, in diesem antrainierten Selbstverständnis schlummert die einzige, unter fairen Bedingungen wirklich anzubringende Schwäche des ansonsten so lobenswerten Masks. Man sollte dieser für eine lächerliche Summe und unter hohem, persönlichem Aufwand, auf Biegen und Brechen, trotzdem mit einem wahnsinnig mutigen Selbstanspruch auf die Beine gestellten Herzensangelegenheit auf Augenhöhe begegnen und da zieht einen Masks erstmal zwei bis drei Stufen höher als vermutet. Low-Budget-Horror aus Deutschland gibt es auf fast jedem Flohmarkt (wirklich!), eben weil sich dort das Gorehound-Gesindel noch trifft und seinen selbstfinanzierten Dreck noch an den wenig anspruchsvollen Mann bringen kann. Zu mehr taugt der Garagen- und Schrebergarten-Splatter auch nicht, wie auch?

Haste‘ nix, bekommste‘ nix, dazwischen liegt dann eben diese kleine Detail namens Talent. Davon hat Andreas Marshall bald verschwenderisch viel. Wenn er es mal endgültig mit der eigenen Kreativität in Einklang bringt (und im Idealfall finanziert das noch jemand), dann wird im vergessenen Mutterland des Horrorfilms das Italo-Genre überhaupt zu neuem Leben erweckt. Wird nie passieren, aber träumen darf man wohl noch und Masks ist an diesem Traum unverschämt nah dran. Die mageren Voraussetzungen für einen 105minütigen Spielfilm weiß Marshall nicht gänzlich weg zu inszenieren – das wäre in der Tat kaum weniger als Zauberei -, seine Herkunft als (deutsche) Low-Budget-Produktion (gedreht an einer echten Schauspielschule, da bekommt man die Darsteller zum Schleuderpreis gleich mit) kann er unmöglich verheimlichen, stößt dabei aber seltener an seine Grenzen als zu befürchten. Brillanz wird hier nicht verbal ausformuliert oder gespielt, es gibt öfter die Teilnehmer- denn die Ehrenurkunde, aber Dabeisein ist alles und sich Mühegeben noch bedeutend mehr. Und wenn jemand den Giallo und die Arbeiten der Besten vergöttert, dann dieser Andreas Marschall, der mit seinem Film-Experiment ihnen durchgehend die Eier streichelt. Liebevoll, darauf kommt es an.

Fast schon dreist wird der „Plot“ (*hust*) von Dario Argento’s Meisterstück Suspiria verwendet, inklusive einiger nahezu 1:1-Sequenzen (die Fahrt zur Schule durch den „Wald“, endend in einer Konfrontation mit einer verstörten und kurz danach toten Beinah-Klassenkameradin), das ausführliche, stimmungsorientierte Farbgebungsspiel darf natürlich nicht fehlen. Dazu zupft sich ein Goblin-Verschnitt-Ohrwurm in das Gedächtnis, begleitet die Protagonistin auf ihrer Labyrinth-artigen Entschlüsselungs-Tour, während immer mal wieder der blanke Stahl mit voller Wucht und ohne falsche Hemmungen straight durch sämtliche Körperteile getrieben wird. In seinen eindeutig fokussierten Schlüsselmomenten ist Masks eine liebevolle Hommage wie ein zeitgemäßer, konsequenter und überraschend gut vorgetragener Retro (deutlich mehr als Neo)-Giallo, und genau da liegt sein Problem. Marschall ist beinah versessen auf die Stilistik von Argento, Bava (der Vorspann erinnert angenehm-deutlich an Blutige Seide) und Martino; kopiert hingebungsvoll alle Details wie es ihm möglich ist, verliert dabei aber ganz schnell die eigene, individuelle Note. Der Verzicht auf neuen, echten Input; die Banalität von Story und Feinschliff abseits der Ästhetik muss Giallo-selbstverständlich zu sehr als Ausrede hinhalten. War damals auch nicht anders. Stimmt, aber oftmals nicht so kalkuliert. Darin ist Masks so beeindruckend wie entschuldigend. Am Ende leicht ernüchternd, aber eines ist nicht zu leugnen: Andreas Marschall kennt wohl Alles, kann Vieles und wenn er mal alles darf was er möchte, dann kommt womöglich Großes auf uns zu.

Fazit

„Masks“ kann mühelos als einer der besten deutschen Genre-Film seit…also, seit es Farbe im Film gibt…und generell als einer der besten, modernen Gialli bezeichnet werden, von denen auch nur eine recht geringe Zahl exdistiert. Allein deshalb sollte den jeder mit Interesse für die ausgestorbene Kunst gesehen haben. Sehr akribisch, sehr bemüht und hochtalentiert, diesem Mann fehlt einfach die große Chance, sich selbst endgültig austoben zu können. Deutsche Filmförderung, gibt es dich wirklich?

Kritik: Jacko Kunze

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