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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als Regisseur ist Woolsey (John Goodman) bekannt für die Schocks, mit denen er sein Publikum fesselt. Matinnee-Vorstellung für seinen neusten Film ist ausgesucht und diesmal wird das Leinwandspektakel zum härtesten Alptraum. Der für Werbezwecke angeheuert Harvey im Ameisenkostüm rastet plötzlich aus, überdreht das Powersystem der Special-Effects, das Gebäude bebt, Panik bricht aus. Das von der Außenwelt abgeschnittene Publikum glaubt an die Druckwelle einer Atomexplosion und versucht ins Freie zu flüchten. Doch der Weg ist abgeschnitten, das Kino steht in Flammen. Ein weiterer Trick des Filmemachers Woolsey?
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wie ein Jahr später Tim Burton (Sleepy Hollow) mit Ed Wood huldigt Joe Dante (Gremlins – Kleine Monster) mit Matinee einen zu seiner Zeit oft belächelten Filmemacher, dessen ungewöhnliches Schaffen heute Kultstatus genießt. Wenn auch hier nur indirekt. Anders als Burton verpackt er seine Hommage in eine fiktive Geschichte und nennt das Kind nicht direkt beim Namen, das ist auch gar nicht notwendig.

Zu offensichtlich ist seine Hauptfigur - der enthusiastische Filmproduzent Lawrence Woolsey (John Goodman, Inside Llewyn Davis) – an Trashfilm-Legende William Castle (Das Haus auf dem Geisterhügel) angelehnt. Dieser blies ab den späten 50ern seine billig produzierten Thriller, Monster- und Horrorfilme mit einfallsreichen wie verrückten Marketingstrategien und bis dahin einzigartigen, interaktiven Gimmicks vor und im Kinosaal zu gerne-großen Events auf (zu sehen z.B. in der Doku Spine Tingler! The William Castle Story). Da wurden Versicherungspolicen an das Publikum verteilt, die den Hinterbliebenen 1000 Dollar garantieren sollten, falls man den Film aus Angst nicht überleben würde; Sitze wurden mit Stromstößen manipuliert oder das Filmmonster direkt in die Vorstellung geschummelt. All das gibt es auch bei Woolsey, der sich wie Castle selbstbewusst als Hitchock des kleinen Mannes sieht. Was nach einer schrulligen Satire aussieht, ist erstaunlich nah an der realen Person William Castle, bis auf die Rahmenhandlung. Obwohl, wenn Castle in den Tagen der Kuba-Krise mit einem ähnlichen Film Premiere an der Küste Floridas gehabt hätte, wer weiß…

Joe Dante – der sich seine Sporen in den 70ern bei dem ähnlich veranlagten Roger Corman (Piranhas) verdiente – war als Kind selbst bekennender Anhänger des großen Castle-Kino-Wanderzirkus, womit sein jugendlicher Protagonist Gene (Simon Fenton, Band of Brothers) bestimmt einige autobiographische Züge mitbekommen hat. Matinee kreuzt eine Coming-of-Age-Story mit Biopic, einem riesengroßen Herz für B-Monster-Horror, Satire auf die Panik des Kalten Krieges und ganz besonders während der Seeblockade vor Kuba, die damals wirklich fast den Dritten Weltkrieg ausgelöst hätte. Alles unter einer großen Glocke: Der Liebe zum Kino, zum Film und gerade für die Menschen, die sich gegen alle Wiederstände (und manchmal auch gegen den gesunden Menschenverstand) nicht verdrehen lassen. Ihr Visionen mit ungebrochenen Ehrgeiz und fast kindlicher Euphorie verwirklichen und für die der finanzielle Erfolg nur eine notwenige Existenzgrundlage darstellt. Ihnen geht es um die Begeisterung des Publikums, den Spaß am Erlebnis Film und das Leuchten in den Augen der Zuschauer, wenn der Plan mal wieder aufgegangen ist.

John Goodman ist die Premiumbesetzung für diesen Film, auch wenn er optisch dem echten William Castle nicht sehr nahe kommt. Muss er in diesem speziellen Fall ja auch nicht. Dafür – das hat er schon häufiger bewiesen – kann er den kleinen Jungen im Körper eines riesigen Mannes immer wieder auf den Punkt bringen, ohne seine Figur dabei wie eine alberne Karikatur erscheinen zu lassen. Und Joe Dante der ideale Regisseur für so einen Stoff. Wenn eine heile, kleine Welt plötzlich ins Chaos gestürzt wird, ohne das die Bedrohung dabei zu ernst ausfällt und der Zuschauer immer ein Lächeln auf dem Gesicht hat, dann hat er wieder ganze Arbeit geleistet. Das konnte er bei den Gremlins-Filmen, bei Meine teuflischen Nachbarn oder Small Soldiers, so auch hier. Was ihm (und uns) vielleicht den größten Spaß bereitet hat: Endlich durfte er auch seinen eigenen 50er-Jahre-Monster-Film drehen. Ein Highlight von Matinee sind die Film-im-Film-Szenen des radioaktiven Knallers Mant („Auch wenn es jetzt wahrscheinlich nicht mehr von Bedeutung ist: Sie haben kein einziges Loch.“)

Dieser Film ist ein Genuss für Liebhaber des selten (oder besser nie) hochwertigen Unfugs einer Epoche, als Menschen noch mit einfachem Blödsinn in die Kinos gelockt werden konnten, solange man es mit ehrlichem Spaß an den Mann bringt. Das fehlt heutzutage und lässt sich leider kaum noch reanimieren, dafür haben sich das Medium, die Industrie dahinter aber auch die Endverbraucher zu sehr geändert. Ein wahrscheinlich logischer Prozess, trotzdem schade. Ein Film für die letzten Romantiker und das im Todesjahr von Vincent Price (Das Pendel des Todes)…als hätten sie es geahnt.

Fazit

Wer bei den Namen Jack Arnold, Roger Corman oder natürlich William Castle sofort Feuer und Flamme ist, der muss Matinee einfach sehen. Doch selbst der weniger informierte Zuschauer dürfte an dieser sympathischen, ironischen und warmherzigen Liebeserklärung bestimmt seine Freude haben. So wenig Herz kann nicht lebensfähig sein.

Kritik: Jacko Kunze

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