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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Aïcha, die eine Gabe für prophetische Träume hat, lebt mit ihrem Mann Brahim und ihren drei Söhnen auf einem Bauernhof im Norden Tunesiens. Als die ältesten Söhne, Mehdi und Amine, in den Krieg ziehen, wird die Welt von Aïcha und Brahim auf den Kopf gestellt. Bisher haben sie nur für ihre Kinder gelebt. Nun finden sie sich in einer neuen, schmerzhaften Realität wieder. Einige Monate später kehrt Mehdi mit einer schwangeren Frau namens Reem nach Hause zurück. Dass Reem Nikab trägt und immerzu schweigt, beunruhigt Brahim zutiefst.

Kritik

Der oscarnominierte Kurzfilm Brotherhood, auf dem die Handlung Meryam Joobeurs gespenstischen Familiendramas basiert, scheint eine vielversprechende Vorlage für ein Spielfilm-Debüt, das es auf Anhieb in den Berlinale Wettbewerb schaffte. Doch die Regisseurin unterzieht sowohl die fest in der Realität verankerte Handlung des Originals als auch dessen Figurenaufstellung einer Reihe tiefgreifender Änderungen, die alles in Frage stellen. Selbst das Genre eines Werks, das zwischen Fantasy-Fabel, Kriegsfilm, Murder-Mystery und Horror rastlos driftet - nicht unähnlich der verhüllten Schlüsselfigur.

Jene ist Reem (Dea Liane, Der Mann, der seine Haut verkaufte), deren nahezu wortlose Präsenz im bäuerlichen Heim Aïchas (Salha Nasraoui) und ihres Gatten Brahims (Mohamed Hassine Grayaa, Black Gold) wie eine düstere Mahnung an den islamistischen Terror hinter der nahegelegenen syrischen Grenze wirkt. Die schwangere junge Frau, die kaum ein Wort spricht und selbst im privatesten Rahmen nie ihren Niqab abnimmt, ist die Gattin beider erwachsenen Sohn Mehdi (Malek Mechergui), der mit seinem Bruder Amine (Chaker Mechergui) gezogen ist, um ISIS beizutreten.

Amine ist tot und Mehdi offenbar tief traumatisiert von Ereignissen, die bruchstückhaft in der zweiten Hälfte enthüllt werden. Doch bis es dazu kommt und die Regisseurin in ihrem selbstverfassten Drehbuch verrät, warum Reem nie ihr Gesicht zeigt und junge Männer im Ort verschwinden, hat sich die Frage nach den Ursachen religiöser Radikalisierung längst in magisch-realistischer Mystik verloren. Die übersinnlichen Elemente verwässern Aïchas psychologischen Konflikt während der Horror irritierend zahm wirkt gegenüber des grausam realen Terrors.

Fazit

Der Titel Meryam Joobeurs Kurzfilms, der als Ausgangspunkt ihres verworrenen Langfilm-Debüts diente, verwies prägnant auf die Ambiguität patriarchalischer Konstrukte. Mit seiner Überlänge und fehlenden Bezugsklarheit wird der Spielfilm-Titel hingegen zum unfreiwilligen Marker der logischen und narrativen Brüche einer Geschichte, die Täter zu tragischen Opfern erklärt und Opfer als religiöse Rache-Instrumente dämonisiert. Eingefangen in satten Farben und idyllischen Bilder, wird das wildromantische Settings zur Theaterbühne einer Tragödie, die Ästhetik über Authentizität und Pathos über Psychologie stellt.

Kritik: Lida Bach

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