Im Herzen des nepalesischen Himalaja geht die temperamentvolle Pema eine polygame Ehe mit Tashi und seinen beiden jüngeren Brüdern ein. Sie führen ein harmonisches Leben, doch als Tashi von einer Handelsreise nach Lhasa nicht zurückkehrt, wird die Legitimität von Pemas ungeborenem Kind von der Gemeinschaft infrage gestellt. Entschlossen, ihre Liebe und Reinheit zu beweisen, macht sie sich auf die Suche nach Tashi. In Begleitung ihres jetzigen Hauptpartners Karma begibt sie sich in die Wildnis. Karma ist Mönch. Nachdem er sich zunächst dagegen gesträubt hat, sein klösterliches Leben aufzugeben, findet er allmählich Gefallen am weltlichen Leben.
Kritik
Es sind die Details, die verraten, dass Min Bahadur Bhams zweiter Spielfilm dem Jetzt weit näher ist, als die traditionelle Kleidung und ursprüngliche Lebensweise seiner Figuren erwarten lassen. Das gilt nicht nur für die Zeitverankerung des meditativen Epos, das es als erster nepalesische Beitrag auf der Berlinale direkt in den Wettbewerb schaffte, sondern auch für dessen mainstreamige Message. Deren Emanzipationsmotiv wirk nicht nur zwiespältig angesichts der erdrückenden spirituellen Symbolik, sondern mehr noch der kalkulierten Kommerzialität.
Jene schleicht sich bereits in die schwelgerischen Kamerabilder der schneebedeckten Szenerie, deren visueller Grandeur zwar handwerklich beeindruckt, aber auch ein nah am Kitsch angelegte Postkarten-Optik reproduziert. In diese Ausstellungsästhetik fügen sich auch die zahlreichen rituellen und traditionellen Vignetten, die das ohnehin gemächliche Geschehen weiter ausbremsen, ohne den Figuren oder ihrer Geschichte relevante Facetten hinzuzufügen. Exemplarisch für die damit einhergehende Verklärung ist die polyandrischer Sitte entsprechende Hochzeit der jungen Protagonistin Pema (Thinley Lhamo) mit drei Gatten.
Dass der jüngste Dawa (Karma Wangyal Gurung) noch ein Kind ist, erscheint ebenso unproblematisch wie die religiöse Enthaltsamkeit dessen erwachsenen Bruders Karma (Sonam Topden). Denn Pema liebt am meisten ihren Tashi (Tenzing Dalha, Rana Naidu), dessen Spuren sie folgt, als er von einer Handelsreise nicht zurückkehrt. Die amüsante Andeutung, dass drei Männer für Pema nicht reichen und ihr erwartetes Kind von Dorflehrer Ram Sir (Karma Shakya) ist, bleiben ebenso vage wie die unterentwickelten theologischen und familiären Dilemma.
Fazit
Visuell epische, narrativ minimalistisch, funktioniert die Handlung Min Bahadur Bham romantischen Road Movies am ehesten als touristisches Diorama der nepalesischen Bergwelt und Kultur. Die Schauwerte der erschöpfenden Reise, deren Ziel sich vorhersehbar als abstrakt herausstellt, motivieren die mäandernde Story stärker als die prototypischen Figuren und deren allegorisch untermauerte Dynamik. Die eklektische Inszenierung beschwört eine fast märchenhafte Aura, in die Gegenwart nur verankert durch Randrequisiten - und den ambivalenten Maßschnitt des süßlichen Schaustücks auf ein westliches Kinopublikum.
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