Inhalt
1948 verpflichtet sich der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Carl Brashear bei der Navy. Zunächst, wie alle Farbigen, nur beim Küchenpersonal eingeteilt entwickelt er den Ehrgeiz, zum Taucher ausgebildet zu werden. Dank überdurchschnittlicher Leistungen und einem unbändigen Willen wird er tatsächlich als erster Afroamerikaner zum Lehrgang zugelassen und besteht diesen, trotz der Schikanen seiner Vorgesetzten. Bis ein tragisches Unglück seine Karriere zu beenden droht…
Kritik
Men of Honor erzählt (im Groben) die wahre Lebensgeschichte von Carl Brashear, dem ersten afroamerikanischen Tauchers der US-Navy. Der sich trotz Rassentrennung und geringer Schulbildung nicht von seinem Traum abbringen ließ und gegen alle Widrigkeit gar den Rang eines „First Class Diver“ erlangte. Und den, als er es endlich geschafft hatte, das Schicksal erneut vor eine schwere Prüfung stellte. Maßgeschneiderter Stoff für ein Biopic, wie man sie in Hollywood liebt. Der amerikanische Traum aus der Perspektive eines herzensguten, ehrgeizigen und vorbildlichen Außenseiters, der sich nicht unterkriegen lässt und bei dem gleichzeitig Lieblingsthemen wie Rassismus, militärisches Heldentum und moralinsaures Taschentuch-Kino abgedeckt werden. Jackpot. Zumindest nach dem Checklisten-Verfahren. Das der echte Carl Brashear dieses Debakel nicht nur noch selbst miterleben musste, sondern auch noch als Berater eng in die Produktion involviert war, ist dabei besonders hämisch. Womöglich fühlte sich ein damals fast 70jähriger Mann (geprägt von einem Leben für die US-Army) damit sogar sehr gebauchpinselt, der neutrale Zuschauer kann bei so einem abartigen Schmierentheater maximal den Brechreiz für gut 2 Stunden unterdrücken.
„I´m not going to school, Daddy. Not today. Not untill this field is done!“
Ja, was ein prima Einstieg. Daddy schuftet sich am Pflug die Hände blutig, weshalb Sohnemann Carl (die wandelnden Fehlbesetzung und Oscar-Unfall Cuba Gooding Jr., Instinkt) leider nie richtig Lesen und Schreiben gelernt hat. Egal, bei der Army, da werden echte Männer geformt und da zählt nur Leistung, Bereitschaft und Tugendhaftigkeit. Und davon hat unser bettelarmes, bemitleidenswertes und tapferes Negerlein mehr als genug. Obwohl nur zum Kartoffelschälen aufgenommen, ist er unbeirrt bestrebt nach Höherem. Aufgrund seiner makellosen, ur-amerikanischen (haha) Strebsamkeit, seinem Pflichtbewusstsein und seinem Glauben an die Gerechtigkeit ackert er sich nach oben. Erfährt ausschließlich Loyalität vom ebenfalls ausgegrenzten Kompanie-Gump, bildet sich weiter, lernt die Frau fürs Leben kennen, erreicht seine anfangs utopischen Ziele, wird zum Vorreiter und Vorbild, bis ihn Gott (wahrscheinlich, sind ja in den USA) nochmal auf Herz und Nieren prüfen will. Aber selbst das schüttelt der demütige und stolze Mohr ab. Im Gegenteil, er geht in die Offensive, klagt sein Recht ein und beweist publikumswirksam, wie sehr pures Engagement, guter Wille und das Vertrauen in die eigene Stärke selbst Berge versetzen können. So schön.
So, und jetzt mal Sarkasmus off: Men of Honor ist überwiegend unzumutbarer, lächerlicher, durchgehend ekelhaft-plumper, manipulativer und gerne auch verdammt ärgerlicher Müll, der nicht mal so einen gewissen Rest-Charme besitzt. Weil er schon von der ersten Minute ganz klar macht, auf welch schäbige Art und Weise hier das Publikum abgegriffen werden soll. Kitsch und Pathos aller erster Kajüte, der sich sogar noch kontinuierlich steigert. Bei dem die Lebensgeschichte eines wirkliche ehrenwerten Mannes zwar nacherzählt, sich an Fakten entlang gehangelt wird, aber in so einer abstoßenden Weise anbiedernd, das grenzt an Veruntreuung. Das ist auf eine scheinheilige Art schon despektierlich, obwohl vordergründig genau das Gegenteil angestrebt ist. Diese Helden-Saga, sie kotzt einen nur an, weil jedes Detail so billig marktschreierisch verschachert wird. Dazu blamiert sich der große Robert De Niro (Heat) als Pfeife-kauender Grimassen-Kasper und Salut-Hampelmann bis auf die Knochen, eine groteske Vorstellung. Vermutlich auch total irritiert von der Ausrichtung des Films, die einem großen Mann die Ehre erweisen will und dies in ein absurdes Kasperletheater verwandelt.
Den Höhepunkt dieses sagenhaften Unfugs stellt dann tatsächlich ein kaum noch zu unterbietendes Finale vor Gericht dar, in dem die Sage vom einbeinigen Negro ein ungeahntes Niveau erlangt. 12 Schritte entscheiden also über die Tauglichkeit in lebenswichtigen Einsätzen. Aha. Lassen wir mal so stehen. Es ist auch nur die Spitze des Eisbergs. Eine, in dem Luftanhalten den Schwanzvergleich ersetzt. Aber – um mal in der unterschwelligen, aber angeblich kritisierten Tonart des Films zu bleiben - dann wäre es ja auch unfair…
Fazit
Was für ein beschämender Bullshit. „Men of Honor“ ist ein niveau- und qualitätsloses, zweistündiges Biopic-Waterboarding, das echte Geschehnisse gnadenlos durch den Hollywood-Kitsch-Fleischwolf dreht. Das Ergebnis ist eine einzige, peinlich Frechheit. Besonders fatal für die Darsteller: Cuba Gooding Jr. untermauert abermals, das er nicht zu Höherem befähigt ist und für Robert De Niro begann ab etwa dann der Teil seiner Karriere, über den man später nicht mehr voller Elan sprechen wird.
Autor: Jacko Kunze