5.3

MB-Kritik

Mord im Spiegel 1980

Mystery, Crime, Thriller – UK

5.3

Angela Lansbury
Geraldine Chaplin
Tony Curtis
Edward Fox
Rock Hudson
Kim Novak
Elizabeth Taylor
Wendy Morgan
Margaret Courtenay
Charles Gray
Maureen Bennett
Carolyn Pickles
Eric Dodson
Charles Lloyd Pack
Richard Pearson
Thick Wilson

Inhalt

Ein Filmteam fällt über das Dörfchen St. Mary her. An vorderster Front zwei alternde Diven, die sich einen gnadenlosen Kampf ums Comeback liefern - mit mörderischen Folgen: Die Sekretärin des Bürgermeisters stirbt durch einen Giftanschlag, der offensichtlich Darstellerin Marina (Elizabeth Taylor) galt. Inspektor Craddock (Edward Fox) geht mit seiner Tante, einer gewissen Miss Marple, auf die Suche nach dem Täter…

Kritik

Agatha Christie Collection 2/3: Mord im Spiegel

Der zweite Beitrag der Agatha Christie Collection ist der eindeutige Schwachpunkt der Box. Neben dem zweifach vertretenden Hercule Poirot darf sich jetzt mal Miss Marple ihre Spürnase beweisen, allerdings nicht die einzig wahre Margareth Rutherford („Der Wachsblumestrauß“), sondern Angela Lansbury („Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett“). Ein grundsätzlich undankbares Erbe, auch wenn sie sich nach Kräften müht und nicht als Schwachpunkt des Films zu definieren ist. Ganz und gar nicht, Lansbury strängt sich redlich an und weiß zu überzeugen, kann dabei natürlich nicht den kauzigen Charme ihrer legendären Vorgängerin erreichen und hat sogar verhältnismäßig wenig Screentime.

Grundsätzlich ist auch diese Adaption recht solide gemacht, betrachtet man nur die reinen Fakten. Regisseur Guy Hamilton (auch in der Collection noch mit „Das Böse unter der Sonne“ vertreten) versteht es eindeutig schöne Bilder zu kreieren, fängt die für die Handlung nicht unerhebliche Idylle eines kleinen, englischen Städtchens Anfang der 50er Jahre sehr treffsicher ein. Vielleicht eine Spur zu schläfrig, denn so richtig aus der Hüfte kommt auch der Film schlussendlich nicht. Wirkt alles so wie beim gemächlichen (koffeinfreien) Kaffeekränzchen bei Tante Hilde. An Stars wird auch diesmal nicht gespart, wobei die ihre besten Jahre alle schon hinter sich haben. Neben Lansbury noch klanghafte Namen wie Rock Hudson („Bettgeflüster“), Elizabeth Taylor („Cleopatra“), Tony Curtis („Unternehmen Petticoat“), Kim Novak („Vertigo – Aus dem Reich der Toten“), Edward Fox („Der Schakal“) oder Geraldine Chaplin („Wolfman“), die zum Teil sogar frei von Eitelkeit (oder Rollenauswahl) sich und ihr Image in Ansätzen parodieren. Taylor gibt beispielsweise die zugedröhnte, verblasste Filmdiva, Hudson den schmierig-charmanten Knatter-Onkel und Novak die ekelhafte Vollblutzicke, das macht durchaus Laune. Zu einem gelungenen Ganzen wird das leider nicht zusammengefügt.

Trotz der spielfreudigen Stars entwickelt sich kein vernünftiger Spannungsbogen, der über eine (mäßige) Doppelfolge „Mord ist ihr Hobby“ hinausgeht, dazu angereichert mit schwülstig-theatralischen Momenten, die einen eher an eine 80er-Jahre-Soap-Opera erinnern. Aufgelockert durch den bereits erwähnten Grad an Selbstironie und einige handwerklich ordentliche Kniffe, das zieht den Film allerdings kaum über das Niveau eines schläfrigen Hausfrauenkrimis für das Nachmittagsprogramm. Wirkt alles sehr bieder, sehr brav, ohne echte Klasse, obwohl die prominenten Namen noch so einen dezenten Rest davon versprühen. Warum die jetzt nicht mehr auf der ganz großen Leinwand aktiv waren, wird dann aber auch recht schnell deutlich. Bei aller Liebe zu den Verfilmungen von Agatha Christie, das ist sicher nicht ihre beste Geschichte und keiner der Beteiligten weiß sie dazu entscheidend aufzuwerten. Die finale Pointe mag überraschend sein, was ihre Plausibilität nicht gerade untermauert, eher im Gegenteil. Doof überrascht in der Regel immer. Für Fans der Darsteller – auch auf ihre alten Tage – und Christie-Fanboys sicher noch machbar, der Rest könnte wegnicken, die Gefahr besteht durchaus.

Fazit

Ein schwarzes Schaf muss wohl jede Box haben, das wäre damit klar ausgemacht. Nett aufgezogen mag der Film sein, dabei so aufregend wie trockener Butterkeks und spannend wie eine Programmstörung im MDR. Tut nicht weh, mehr allerdings wirklich nicht.

Autor: Jacko Kunze
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