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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nachdem der angehende Anwalt Jonathan Harker bei seinem Aufenthalt im Schloss des Grafen Dracula die schreckliche Identität seines blutsaugenden Gastgebers erkannt hat, stürzt er sich in panischer Angst aus dem Fenster. Wieder bei Sinnen findet er sich in der Klinik des Dr. Van Helsing wieder. Dieser hat bereits nach Jonathans Verlobter Mina geschickt, die sofort in Begleitung ihrer Freundin Lucy anreist, um ihrem Liebsten bis zur vollständigen Genesung beizustehen. Weder Jonathan noch Van Helsing ahnen, dass sich der Vampirgraf in dem alten Gemäuer gegenüber der Klinik eingenistet hat, und die Ankunft der jungfräulichen Damen kaum erwarten kann...

Kritik

Niemand „durfte“ die Rolle des Graf Dracula so oft spielen wie Sir Christopher Lee („Hugo Cabret“), Fluch und Segen zugleich. Allein für die HAMMER-Studios legte er zwischen 1958 und 1973 ganze sieben Mal den Umhang an. Die letzten Filme entstanden mehr oder weniger freiwillig, eigentlich hatte er die Schnauze längst voll, aber die Produzenten beknieten ihn förmlich. Trotzdem ging er mitten in dieser Phase dem Studio sogar fremd um auch für den berüchtigten, spanischen Schmuddel-FilmerJesús „Jess“ Franco ("Der Hexentöter von Blackmoor") den Fürst der Finsternis zu verkörpern. Warum? Angeblich war Lee angetan von dem Vorhaben, mit „Nachts, wenn Dracula erwacht“ endlich in einer werkgetreuen Adaption des berühmten Romans von Bram Stoker mitzuwirken.

Voller Stolz brüstete sich der 2013 verstorbene Jess Franco noch zuletzt damit, dass keine Verfilmung dem Buch näher sei als seine. Faktisch mag das stimmen, über die Qualität sagt das aber erstmal nichts aus und ob Franco sich, Lee oder dem Zuschauer damit einen Gefallen getan hat, lässt sich zumindest sehr in Frage stellen. Die HAMMER-Bosse wussten schon, warum ihre Dracula-Filme – selbst der noch lose auf dem Buch basierende Erstling „Dracula“ von 1958 – wenig mit der eigentlichen Geschichte zu tun hatten. Mit notorischem Geld- und Zeitmangel konnte man an einer engen Adaption eigentlich nur scheitern, musste sich nicht in den direkten Vergleich zwingen und bog sich die Gegebenheiten so hin, dass am Ende ein guter Film bei raussprang, der gar keine Anspruch auf Korrektheit legte. Francos Film dagegen will als DIE Dracula-Verfilmung verstanden werden, und unter den Bedingungen ist das beschämend. Natürlich waren am Ende wieder die geldgierigen Produzenten schuld (laut Franco), die ihn in seiner künstlerischen Freiheit beschnitten und das Ganze schnell im Kasten haben wollten, aber wer den Regisseur und seine Werke kennt kann über dieses gesunde (und realitätsferne) Selbstverständnis nur müde lächeln. Als wenn er es sonst so gut könnte.

Die Transsilvanien-Aufnahmen erinnern an ein Homevideo aus dem letzten Schwarzwaldurlaub, niemals musste Dracula in einem derart spartanischen, tristen, kaum als Schloss zu bezeichnenden Gemäuer hausen, die Fledermausattrappen gab es schon zu Lugosis Zeiten und wenn man keine Wölfe hat, nimmt man eben Schäferhunde. Das mögen alles auch budgetbedingte Mängel sein, es ist aber doch die Frage, wie man sich damit arrangiert. Bei HAMMER musste man das auch, ein Terence Fisher („Blut für Dracula“) fing das mit inszenatorischem Geschick, atmosphärischem Gespür und stimmigen Kulissen locker auf. Davon verstand Franco nachweislich wenig. Einziger und gern genutzter Move: Ranzoomen, um den dramatischen Effekt ganz subtil hervorzuheben. Immer und immer wieder. Was für ein Virtuose. Das Scheitern von Franco an dem ambitionierten Vorhaben einer „echten“ Dracula-Verfilmung liegt nicht zwangsläufig am begrenzten Produktionsvolumen, hauptsächlich an ihm selbst. Es wirkt alles schäbig zusammengewürfelt, hurtig runtergedreht und selbst der ach so begeisterte Christopher Lee hat selten unmotivierter gewirkt. Wenn er wirklich Bock auf diesen Film hatte, kann Franco das nicht vermitteln. Allein dieser Bart, man glaubt eher Dr. Fu Man Chu oder einen in die Jahre gekommenen Porno-Darsteller vor sich zu haben als Graf Dracula.

Wenn es jemanden gelingt, dass Christopher Lee in seiner Paraderolle erscheint wie die eigene Parodie und sogar Klaus Kinski („Fitzcarraldo“) als verrückter Insekten-Connaisseur Renfield (eine Rolle wie gemacht für ihn) einen seiner langweiligsten Filmauftritte überhaupt hinlegt, verdient das bald wieder Respekt. Einzig Herbert Lom („Dead Zone“) als Van Helsing geht halbwegs klar. Stilistisch ist das gar nichts. Das kommt dabei raus wenn jemand wie Jess Franco Weltliteratur verfilmen will. Und ernsthaft glaubt, damit Großes geschaffen zu haben. Das grenzt schon fast wieder an Unterhaltungswert...aber wirklich nur fast.

Fazit

Lieber gar keine originalgetreue Buchverfilmung als diese hier. Wenn Christopher Lee für HAMMER im London der 70er Jagd auf Mini-Mädchen machte ist auch das noch um Längen besser als ein krampfhaft auf seine Werktreue pochender Franco-Dracula vom Trödelmarkt mit Stars im Wachkoma und Dauerzoom.

Kritik: Jacko Kunze

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