Inhalt
Ein junges Paar ist arbeitslos und in Geldnot. Der prekäre Jobmarkt gibt wenig Hoffnung.
Kritik
Es ist eine der bitter ironischen Entwicklungen, die das Drama in Songyeol Parks und Won Hyang-ras fokussiertem Berlinale Beitrag zur knochentrockenen Moralkomödie machen, dass dem Drehbuchautoren- und Hauptdarsteller-Duo gelingt, was das von ihnen auf der Leinwand verkörperte Ehepaar mit allen erdenklichen Mittel versucht und doch nicht erreicht: aus nichts etwas machen. Inmitten von Lockdowns und staatlichen Restriktionen erschaffen die beiden mit Park als Regisseur das gestochen scharfe Porträt zweier Menschen am finanziellen Abgrund.
An dem balancieren Young-tae (Songyeol Park) und Jeong-hee (Won Hyang-ra) so knapp entlang, dass ein kleiner Ausrutscher sie ins Bodenlose fallen lassen kann. Dieses Wissen bestimmt jeden Schritt und überschattet sowohl beider Beziehung zu Freunden und Verwandten als auch zueinander. Dass Young-tae einem Kumpel in ähnlich prekärer Lage seine Kamera leiht, geschieht mehr wegen des bescheidenen Obolus, den er zum dank einstreicht, als aus Hilfsbereitschaft, wie er es sich einreden möchte.
Die schleichende Erosion der eigenen Integrität nagt noch mehr an dem Selbstbild der beiden Langzeitarbeitslosen, die verbissen nach anderen Verdienstmöglichkeiten suchen. Doch Versprechungen von solidem Einkommen entpuppen sich als Betrugsmasche und wenn Jeong-hee wenigstens ein Aushilfsjob winkt, stellt der Zufall ihr ein Bein. Minimales Mienenspiel und kleine Gesten vermittelt die permanente innere Anspannung, die an der Partnerschaft genauso zehrt wie erzwungene Untätigkeit und Langweile. Karge Räume spiegeln die innere Leere, die jede Hoffnung verschlingt.
Fazit
In lakonischen Szenen zwischen Hyperrealismus und surrealer Symbolik fängt Songyeol Park mit Co-Drehbuchautorin Won Hyang-ra die Resignation, Scham und Ausweglosigkeit unaufhaltsamer Verarmung ein. Die Privatsituation der arbeitslosen Figuren zieht explizite Parallelen zur pandemischen Situation. Ausschluss von sozialer Teilhabe und Isolation ist ein deprimierender Dauerzustand, der Außenstehenden als Beweis charakterlicher Minderwertigkeit gilt. Armut ist aus Gesellschaftsperspektive eine ansteckende Krankheit. Die brutale Tristesse durchbrechen Momente staubtrockener Komik, doch das Lachen würgt der nächste Tiefschlag ab.
Autor: Lida Bach