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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Vampir-Experte Professor Catalano wird von Prinzessin Helietta Canins nach Venedig gerufen. Sie glaubt, dass sich in einem versiegelten Sarg in ihrer Familiengruft die Überreste des vor 200 Jahren verschwundenen Nosferatu befinden. Bei einem Ritual wird der Blutsauger wieder zum Leben erweckt. Gierig nach Blut und der ewigen Liebe einer Frau streift er fortan durch die Gassen der Lagunenstadt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Genie und Wahnsinn, Enfant Terrible…all diese Begrifflichkeiten kommen einem bei dem Namen Klaus Kinski (Aguirre, der Zorn Gottes) unweigerlich in den Sinn und doch werden sie dieser unberechenbaren Mischung aus Naturgewalt- und Katastrophe nicht auch nur annährend gerecht genug. Durch seine unfassbare Präsenz und sein ungehemmtes, intuitives, impulsives Spiel wurde er zum Weltstar und gleichzeitig sabotierte er seine Karriere wie Privatleben durch seine unmöglichen Eskapaden selbst am laufenden Band. In den 80ern wollte kaum noch jemand mit ihm arbeiten und so landete er fast ausschließlich bei billigsten Genre-Produktionen, die mit der Personalie Kinski etwas Aufmerksamkeit generieren wollten – was am Ende des Tages die Crew bitterlich auszubaden hatte.

Mitten in dieser letzten Phase seiner wilden Karriere engagierte ihn der italienische Produzent und Drehbuchautor Augusto Caminito (Zwei Missionare) für zwei Filme. Der eine sollte Kinski’s jahrelang herbeigesehntes Herzensprojekt Kinski Paganini werden. Doch vor diesem Film, seinem letzten vor seinem Tod am 23.11.1991, verlangte Caminito sein Wunschprojekt: Ein unautorisiertes Sequel zum Werner Herzog Klassiker Nosferatu – Phantom der Nacht, in dem Kinski bereits einmal erfolgreich das Erbe von Max Schreck aus Nosferatu, eine Symphonie des Grauens wiederaufleben ließ. Vom künstlerischen Anspruch der damaligen Version war man hier natürlich auch schon vom Grundgedanken meilenweit entfernt und wollte einfach nur einen lukrativen Horrorfilm mit Kinski und seiner bekannten Rolle als prominenten Zugpferd auf den Markt werfen. Selbstverständlich muss auch Caminito klar gewesen sein, worauf er sich da eingelassen hat, die tatsächlichen Dreharbeiten und das daraus resultierende Ergebnis spotteten aber wohl doch allem, was er sich in seinen kühnsten Albträumen jemals hätte ausmalen können.

Das Unheil nahm schon seinen Lauf, bevor Kinski überhaupt anwesend war. Da er nur für einen begrenzten Zeitraum gebucht war und man jedoch zwingend Aufnahmen vom Karneval in Venedig für die Handlung benötigte (diese nachzustellen hätten das Budget sofort gesprengt), drehte man etliches schon ohne Kinski mittels eines Doubles, dass in das gewohnte Nosferatu-Outfit mit Maske, Glatze und langen Fingernägeln schlüpfte. Am Ende sollten über 20 Minuten davon im fertigen Film zu sehen sein - sollten. Denn als Kinski endlich erschien, weigerte er sich schlicht, sich erneut mit dem für ihn lästigen Kostüm und Make-Up zu stressen und entschied einfach selbst, dass er bis auf die Fangzähne nicht viel an seinem Äußeren änderte. Sprich: Fast das ganze vorgedrehte Material konnte in die Tonne. Die wenigen verbliebenen Szenen zeigen lediglich ein paar Impressionen vom Karneval und wurden notdürftig zusammengeschnitten, was eine sehr merkwürdige Passage im Film erklärt, die irritierenderweise ohne Kinski auskommen muss. Aber der eigentlich Dreh kam ja erst noch…

Kinski brachte direkt mal ein eigenes Kamerateam mit, das unter seiner Führung unzählige Stunden an Material drehten, die - laut Aussage des Produzenten – nur aus Szenen bestand, in denen Kinski in den Morgenstunden auf das Meer starrt oder in einer Gondel hin und her treibt. Letztlich wurden davon ein oder zwei Minuten verwendet, um den Star zufriedenzustellen. Den eigentlichen Regisseur Maurizio Lucidi (Der Dicke in Mexiko) vergraulte der wie immer pflegeleichte Wüterich bereits nach dem ersten Drehtag, woraufhin Augusto Caminito selbst die Regie übernehmen musste. Wobei, mit „Regie“ im eigentlichen Sinne hatte das zumindest im Bezug auf Kinski wohl wenig gemein. Der machte wie gewohnt was er wollte und meistens nicht das was er sollte, pöbelte wie ein Verrückter herum, verweigerte Proben, terrorisierte die Crew oder bedrängte die weiblichen Darstellerinnen. Also alles wie gehabt.

Unter all diesen bizarren Bedingungen kommt es einem Wunder gleich, das Nosferatu in Venedig überhaupt irgendwie beendet werden konnte UND Kinski danach wirklich noch seinen Paganini-Film drehen durfte. Wahrscheinlich wollten ihn alle nur schnellstmöglich wieder loswerden. Der fertige Film ist selbstverständlich eine absolute Katastrophe in vielerlei Hinsicht. Kinski sieht aus wie eine Mischung aus tollwütigem Nagetier und dementen Triebtäter, die Handlung ergibt wenig bis stellenweise gar keinen Sinn (warum erwecken die ihn eigentlich wieder?), die Effekte sind überwiegend lächerlich und man merkt in jeder Sekunden, dass das nie so geplant war. Die zahlreichen Kompromisse, spontanen Notlösungen und puren Verzweiflungstaten sind durchgehend ersichtlich und dominieren diesen Flickenteppich. Es ist schon markant, wie selten Kinski wirklich mit jemanden auf der Leinwand interagiert. Das musste wohl auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Und wenn eine Frau dabei ist, wird diese natürlich gerne sehr leidenschaftlich begrabscht. Mit all dem Wissen über die Ferkeleien von Klaus Kinski ist das echt unangenehm anzusehen.

Kurios ist übrigens folgendes Gedankenspiel: Wenn der Film „Kinski in Venedig“ hieße, und er sich einfach selbst spielt, wie er als wahnsinniger Lustmolch halbnackten Frauen in Venedig hinterherrennt, würde die Handlung „genauso gut“ funktionieren. Erschreckend. Aber egal was für ein peinlicher, unwürdiger und manchmal schon beinah erschütternder Offenbarungseid einem hier aufgetischt wird, irgendwie ist Nosferatu in Venedig ein Ereignis, dass man (fast) gesehen haben sollte. Besonders in Kombination mit der großartigen Doku Creation is Violent, die man bald als Erklärung braucht, um all diesen Irrsinn in ein verständliches Licht zu rücken. Irgendwo hinter diesem ganzen Schund könnte sogar ein halbwegs brauchbarer Film verschüttet worden sein, denn einige der leider wahllos hineingeschnittenen Szenen deuten eine gewisse Stimmung an, die Kulisse ist super und mit Donald Pleasence (Die Klapperschlange) und besonders Christopher Plummer (Beginners) haben sich doch noch zwei Darsteller von Qualität in den Film verirrt, die sich verblüffend viel Mühe geben. Trotz diesem Chaos um sie herum. Echte Profis halt.

Fazit

Des Wahnsinns fette Beute. Wie kaum anders zu vermuten ist „Nosferatu in Venedig“ ein absurdes Kasperletheater mit einem außer Kontrolle geratenen Hauptdarsteller, einer Anhäufung von Schnapsideen, Missverständnissen und hilflosen Rettungsversuchen, bei der rein gar nichts funktioniert. Das ist objektiv betrachtet absolut furchtbar, verfügt über wenigstens über so viel faszinierende Car-Crash-Qualitäten, dass man nicht anders kann als hinsehen. Auch wenn es sich falsch anfühlt.

Kritik: Jacko Kunze

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