MB-Kritik

Ogre - Der Fluch 2021

Drama, Fantasy

Ana Girardot
Giovanni Pucci
Samuel Jouy
Yannik Mazzilli
Sophie Pincemaille
Fabien Houssaye
Félix Malherbe
Emile Thenard
Roman Malherbe
Charlie Thenard
Claire Marin
Gwenaël Fournier
Clément Galzenati
Cannelle Helgey
Morgane Lacroix
Stéphanie Myevs

Inhalt

Der 8-jährige Jules und seine Mutter Chloé versuchen nach traumatischen Erlebnissen in der französischen Provinz einen Neuanfang. Doch die Anwohner:innen begegnen der Fremden, die eine Stelle als Schullehrerin angenommen hat, mit Misstrauen und die ländliche Gemeidne ist nicht so friedlich, wie es scheint.  Ein Kind ist verschwunden und etwas treibt in den Wäldern sein Unwesen. Jules glaubt fest, die wahre Identität der Bestie zu kennen: der Dorfarzt, der seine Mutter umgarnt ...

Kritik

Märchenhafte, mythische und menschliche Monster verschmelzen in der Titelkreatur, die am geheimnisvollen Waldschauplatz Arnaud Malherbes ersten Kinospielfilms ihr Unwesen treibt - oder doch nur in der Phantasie des kindlichen Hauptcharakters? Die Frage, ob der Menschenfresser der unausgegorenen Genre-Mixtur komplett Einbildung ist, eine halluzinatorische Übersteigerung realer Ereignisse oder ein überirdisches Geschöpf ist eine von zu vielen, die der französische Regisseur und Drehbuchautor unbeantwortet nie beantwortet. Wie auch die, ob die Unklarheiten Absicht sind oder schlicht Überforderung.

Letzte zeigt sich deutlich in Malherbes Umgang mit Themen und Motiven, die ebenso vielschichtig sind wie abgenutzt. Erstes zeigt sich wenig, Zweites umso mehr in einer aus Standardszenen und Dialogphrasen zusammengesetzten Handlung. Die vorherrschende Perspektive des 8-jährigen Jules (Giovanni Pucci) zeigt weder Gespür für kindliche Erlebenswelten, noch für die Verarbeitung psychologischer Traumata. Die plagen Jules und Mutter Chloé (Ana Girardot, Einsam Zweisam), die aus einer gewalttätigen Beziehung aufs Land flieht, wo der nächste übergriffige Partner wartet.

Chloés Liaison mit dem Landarzt Mathieu (Samuel Jouy, Gauguin), in dem ihr Sohn den Mörder eines in der Gegend verschwundenen Jungen sieht, entwickelt sich als von abgegriffenen Genre-Klischees wie finster guckenden kleinen Mädchen und schroffen Dörflern sowie in ihrer Einfallslosigkeit fast ärgerlichen Jump Scares unterbrochenes Familiendrama. Wenn kurz vor Ende die phantastischen Elemente durchbrechen, wirkt dies wie ein schäbiger Trick, um die losen Handlungsstränge und irgendwie zusammenzuzwingen. Gruselig ist daran höchstens die sich herauskristallisierende Botschaft.

Fazit

Einige nebelige Waldbilder und Nachtaufnahmen von Kamerafrau Pénélope Pourriat und effektives Sounddesign sind noch das Beste an Arnaud Malherbes verworrener Mischung aus Melodram, Mystery und Monsterfilm. Die derivative Story wirkt noch uninspirierter dadurch, dass ihre altbekannten Elemente stets in konventionellster Form inszeniert werden. Passables Schauspiel kann den Mangel an Spannung und Dramatik nicht auffangen. Die nebenher kolportierten amateurpsychologischen Mythen, dass Trauma-Bewältigung reine Willenssache wäre und die Natur jeden Schrecken überwinde, sind allerdings ziemlich gruselig.

Autor: Lida Bach
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