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Auf ihrer Reise in der „neuen Welt“, dem zweiten Teil der Grand Line, werden Ruffy und seine Strohhut-Bande auf der Insel der Musik namens Elegia Teil eines global übertragenen Konzerts der weltweit gefeierten Sängerin Uta, die zum ersten Mal vor einem großen Publikum auftritt. Dem Konzert wohnen jedoch mysteriöse Kräfte bei, die die Zuschauer vor Ort und daheim aus den verschiedensten Regionen schon bald in ernsthafte Schwierigkeiten bringen werden.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im vergangenen Juli feierte die weltweit erfolgreichste Manga-Reihe One Piece vom Schöpfer Eiichiro Oda ihr bereits 25-jähriges Jubiläum. Seit 1997 sind nun über 1.000 von ihm gezeichnete Kapitel im meist ein-oder zweiwöchigen Turnus erscheinen, gefolgt von 20 bisher ausgestrahlten Fernsehstaffeln und 14 Filmauskopplungen. Während die TV-Episoden die Haupthandlung rund um den aspirierenden Piraten Monkey D. Ruffy und seine Crew auf ihrer Suche nach dem titelgebenden Schatz auf der hohen See begleitet, sind die Filme Intermezzi, in denen alte und neue Charaktere in einer in sich geschlossenen Geschichte auftreten und Informationen aus dem One Piece-Kosmos soweit ausgeschmückt werden, sodass sie kein notwendiges Wissen für das voranschreitende Gesamtgeschehen darstellen.

Der nun 15. Film gliedert sich in diese Tradition ein – sticht dennoch etwas heraus. Denn dieses Mal macht die Handlung mit einem Einblick in den beliebten, sagenumwobenen Shanks und seiner Rothaar-Bande von sich reden, den Oda bislang mit viel Bedacht eingesetzt hat und nicht zuletzt für Ruffys Bestreben zum König der Piraten verantwortlich ist. Beide teilen eine Vergangenheit mit der im Mittelpunkt stehenden Uta, die von einer der serienprägenden Teufelsfrüchte gegessen hat. Dadurch mutiert sie – wie jede Konsument:in – nicht nur zu einer schwimmuntauglichen Superkraft-Nutzerin, sondern kann in ihrem Fall die Umgebung in eine akustische Komposition umformen. Das nun global heißersehnte Konzert bietet nicht nur für sie die Möglichkeit, ihre Teufelskräfte unter Beweis zu stellen, sondern gibt Eiichiro Oda und Regisseur Goro Taniguchi das nötige Fundament für die aus dem Vorgänger Stampede angewandte Formel aus üppigen Fanservice durch das Eintreffen unterschiedlichster Parteien gepaart mit lebhaften Actionszenen, zu der sich jetzt ein Musical hinzugesellt, das einige Fans in der Menge an Songs irritieren dürfte.

Während des fast zweistündigen Films versucht sich Taniguchi an einem Balanceakt von Musical, Action und Drama und geleitet die Zuschauer:innen direkt zu den Logenplätzen. Gesanglich werden Utas Darbietungen von der Sängerin Ado unterstützt, die mit dem mitreißenden Dancepop-Song „New Genesis“ die Show eröffnet. Epische Drums, Synthesizer-Bass und hochtreibende Beats weisen ein gehöriges Ohrwurm-Potential auf, während die einfach gehaltenen Lyrics über die befreiende Wirkung von Musik den Einstieg abrunden. Anschließend darf man Bekanntschaft mit einer Menge altbekannter Gesichter machen, die für einige DiCaprio-eske Fingerzeig-Momente sorgen. Dies ist mit einer guten Absicht inszeniert, sorgt jedoch auch dafür, dass bei der schieren Menge an Charakteren sich nur jeweils eine:r für einen Augenblick in den Vordergrund drängeln kann, indem sie eine ihrer markanten Attacken in einem Battle Royal ausführen und sich danach wieder hinten anstellen. Die Kämpfe werden zwischendurch von Uta unterbrochen, während sie mantraartig einen durch Musik geprägten, utopischen Frieden vermitteln möchte, der sich von ihrem Feindbild – den Leid verursachenden, plündernden Piraten – und ihrer Vergangenheit mit Shanks ernährt. Dadurch beginnt die Woodstock-Atmosphäre zu bröckeln, womit sich ein Drama rund um ihren trügerischen Eskapismus anbahnt.

Ein Hauch von Abenteuer ist unterdessen zu beobachten, während die Geheimnisse der Insel Elegia im Zusammenhang mit Utas Teufelskräften erkundet werden. Dennoch fällt die fehlende, tonale Balance im Genre-Mix auf. Zum einen wird man mit einem imposanten, aber auch klischeebehafteten Soundtrack konfrontiert, der im späteren Verlauf durch Ados Stimmspektrum neben Piano-Balladen auch einen schönen Rock-Einschlag erhält durch die präsenteren E-Gitarren. Zum anderen erlebt man eine durch Flashbacks getriebene Story, in der die Emotionen dick aufgetragen werden. Komplettiert wird dies mit aufgedrehten Actionsequenzen, in denen die Figuren fast ständig herumfliegen und sich durch Utas dirigiertes Szenario durchkämpfen.

Die serienbekannte Situationskomik kann davon noch ablenken, aber sobald das absurde Ausmaß ihrer Kräfte veranschaulicht wird, werden die Weichen für einen völlig wilden Action-Schlussakkord gestellt, in dem die visuellen Effekte eskalieren. Die unschöne 3D-Animation tritt erneut in Erscheinung und ein Attacken-Hagel wird im Sekundentakt in die leuchtenden Frames gezeichnet, bei denen man so gut wie keinen Überblick über die Figuren bekommt. Für Fans des Anime ist die Sequenz ein absoluter Dopamin-Rausch, für Außenstehende und kritische Beobachter wiederum ein inszenierter Overkill, bei der jeglicher Sinn für ein Skalieren der Kräfte abhandenkommt und man sich fragt, wie die Animatoren diese Bildexplosion in den ausstehenden Arcs der Haupthandlung übertrumpfen möchten.

Für Neulinge ist One Piece Film: Red der denkbar unpassendste Zeitpunkt, um in die breitgefächerte Welt und das dynamische Machtgefüge unter anderem aus Piratenbanden und Marine einzusteigen und auch Zuschauer:innen, die eine Pause vom Anime oder Manga genommen haben, werden sich verwundert die Augen reiben bezüglich des überverzierten Spektakels und der Weiterentwicklung der Strohhut-Bande. Der 15. Streifen ist vor allem eine Aneinanderreihung von Marketingkniffen, die sich primär an die eigene, treue Anhängerschaft sowie Fans der Sängerin Ado richten. Unnötigerweise arbeitet die Fanservice-Kanonade mit einer extremen Dynamik, um das Musical, die Action und das Drama gleichermaßen kräftig zur Geltung zu bringen. Hier hätte man auch in der Bildsprache einen Gang runterschalten, die Anzahl an Charakteren reduzieren und das Risiko runterschrauben können. Wenn es, unterm Strich, das Ziel von Oda und Taniguchi war, mit einem großen Knall nach der Covid-19-Pandemie in die Kinosäle zurückzukehren und die Wartezeit auf Shanks‘ ausführliche Geschichte zu überbrücken, dann ist ihnen das ohne Zweifel gelungen.

Fazit

Im farbintensiven, auf Fans zugeschnittenen Gewand präsentiert sich „One Piece Film: Red“ und erzeugt mit einer zum Dirigentenstab umfunktionierten Brechstange einen Dreiklang aus Pop-Rock-Musical, Action-Bombast und Drama, der stellenweise beeindruckt, jedoch visuell überfrachtet ist sowie inhaltlich an der Oberfläche kratzt, um die Vorfreude für einen der wohlbehütetsten Figuren dieses Mangas aufrechtzuerhalten. Der abwechslungsreiche Soundtrack von der Sängerin Ado ist das Aushängeschild des Films und auf die Comedy-Einlagen ist Verlass, aber es wäre wünschenswert, wenn für die künftigen Filmexkursionen der Spruch „weniger ist mehr“ greifen könnte.

Kritik: Marco Focke

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