Inhalt
Goldmedaille im Blick, Salz in den Haaren: Daphne, 17, verlässt ihre Heimatinsel Ikaria und folgt dem Ruf des Erfolgs nach Athen. Doch statt Ruhm und Glanz im Judo-Dojo gibt’s schlechtes Essen und eine Bruchbude im Hafenviertel. Zwischen kaputten Fassaden, hartem Alltag und einem Sensei, der selbst kaum noch an sich glaubt, versucht sie im Haifischbecken ihres neuen Teams nicht gefressen zu werden. . Eine kurze, fiebrige Affäre mit einer anderen Judoka wird zum Funken Hoffnung – bis klar wird: Daphnes größter Kampf ist der mit sich selbst.
Kritik
Gesehen beim 35. FilmFestival Cottbus
Kampfsportfilme erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Doch während die meisten Filme Box- oder Karatekämpfe beleuchten, widmet sich eine eher geringe Anzahl an Filmen der Kampfsportart Judo. So auch Patty is Such a Girly Name. Daphne (früher von allen Patty genannt) startet in einer neuen Stadt ihre Judo-Karriere. Dabei verläuft ihr Weg genauso, wie man es aus zahlreichen anderen Sportfilmen kennt. Man startet mit der Eingewöhnungszeit in einem neuen Team, legt dann den Fokus auf die Trainingssequenzen und auf die typischen Erfahrungen, die man so sammelt, wenn man als Teenager seine erste Liebe trifft und seine ersten Erfolgserlebnisse feiert. Daphne (Mort Klonaraki) versucht ihren Platz in dieser Welt zu finden und sich dessen bewusst zu werden, welche sexuelle Orientierung sie überhaupt hat. Die ganzen Gefühle und erste Erfahrungen prasseln nur so auf sie ein, während sie noch so verletzlich und unerfahren, doch gleichzeitig auch so mutig ist. Die Figur der Daphne ist so unglaublich vielseitig, einerseits wirkt sie wie ein unerfahrener Welpe, doch andererseits ist sie so stark und sportlich. Wenn sie in den Judoring tritt, ist sie nicht mehr zu bremsen. Doch wie in jedem guten Sportfilm muss sie von ihrem Trainer Yuri (Vangelis Mourikis, Hot Milk) erst geformt und zu einer echten Kampfsportlerin gemacht werden. Dabei lernt sie auch sich selbst kennen und logischerweise treten neue Menschen in ihr Leben.
Die Rolle dieser Menschen ist nicht so ganz klar und das ist definitiv das Gute an diesem Film. Man fragt sich ständig, wer ist nun gut und wer ist böse und wer meint es gut mit Daphne und wer will sie nur für seine Zwecke ausnutzen. Die Spannung wird exzellent aufgebaut und das Ganze wird erst kurz vor dem Ende aufgelöst. Das macht diesen Film von Beginn bis zum Ende sehenswert, besonders für Kampfsportfans, denn Patty is Such a Girly Name ist ein wahrer Kampfsportfilm, der die Judotechniken sehr anschaulich erklärt und die Kampfsportszenen hervorragend inszeniert. Es bleibt jedoch nicht nur bei den Kampfsportszenen, denn die schwierigsten Kämpfe spielen sich gar nicht innerhalb des Judorings, sondern im Privatleben von Daphne ab. Sie ist verliebt und diese Verliebtheit wird in diesem Film so selbstverständlich erzählt, ohne dem Film sofort den LGBTQ+-Stempel aufzudrücken. Es wird nicht groß problematisiert, dass sie in ein Mädchen verliebt ist, so wie manche Filme es tun, als wäre es etwas Ungewöhnliches lesbisch zu sein. Bei diesem Film ist es vollkommen normal, dass sich ein Mädchen in ein Mädchen verliebt und es gibt kein Grund deswegen ein Fass aufzumachen.
Auch die Beziehung zum Trainer wird nachvollziehbar dargestellt und es werden Szenen gezeigt, die man aus anderen Sportfilmen kennt und liebt: Der Protagonist oder die Protagonistin trainiert ohne Ende bis die Leistungsfähigkeit maximal gesteigert wird. Es wird gerannt, Gewichte gestemmt, und die Erkenntnis gewonnen, dass man viel stärker ist, als man es dachte. Schon weiß der Zuschauer: „Hier findet gerade eine Transformation statt!“ Klar könnte man sagen, dass man es schon tausendmal gesehen hat, doch gerade, weil man es so oft gesehen hat, weiß man, dass der Regisseur und Drehbuchautor Giorgos Georgopoulos (Tungsten) hervorragende Arbeit geleistet hat. Er hat diesen Film großartig inszeniert und aus einem guten Coming-of-Age-Film wahrlich auch noch einen sehr guten Sportfilm gemacht. Es geht zwar weder um Boxen noch um Karate, doch Kampfsport bleibt Kampfsport und für diejenigen, die Kampfsportfilme und detailreiche Kampfsportszenen zu schätzen wissen, ist es ein großartiger Film.
Fazit
Ein hervorragend inszenierter Coming-of-Age Kampfsportfilm, der die Spannung dauerhaft aufrechterhält und mit seiner jungen Heldin glänzt.
Autor: Yuliya Mieland