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Seitdem Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) seine geliebte Black Pearl erneut verloren hat (Fluch der Karibik – Am Ende der Welt), ist einiges an Zeit verstrichen. Mittlerweile versucht Sparrow sein Glück in London, wo er plant seinen alten Kameraden Gibbs (Kevin McNally) aus den Fängen der Justiz zu befreien. Sein eigentliches Ziel hat der verschrobene Pirat unterdessen niemals aus den Augen verloren: Den legendären Jungbrunnen zu finden. Allerdings sehen seine Karten gar nicht gut aus. Wieder fehlen ein Schiff, eine Crew sowie ein durchdachter Plan. Zum Glück gibt es scheinbar noch einen anderen Captain Jack Sparrow, der selbiges mittlerweile besitzt und kurz davor ist ein Abenteuer zu bestreiten. Wie sich nach einem kleineren Kampf herausstellt, ist der zweifelhafte Doppelgänger sogar eine alte Bekannte. Die heißblütige Spanierin Angelica (Penélope Cruz), eine Ex-Geliebte von Sparrow. Ehe sich Jack versieht, findet er sich fortan als Matrose auf Blackbeards (Ian McShane) Schiff wieder, der ebenfalls versucht den Jungbrunnen zu finden. Jedoch verfolgen auch die Spanier sowie Jacks alter/liebster Feind Barbossa (Geoffrey Rush) diesen Plan. Um das Blatt in dieser Situation zu wenden hilft nur noch eins: Meuterei
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Niemand hätte wohl im Jahre 2003 vermutet, dass eine Vergnügungsparkattraktion aus Disneyland ein riesiger Kassenschlager werden würde. Doch die Mischung aus Regisseur Gore Verbinski, Produzent Jerry Bruckheimer, einem äußerst spaßigen Captain Jack Sparrow alias Johnny Depp sowie bombastischer Effekte und einem grandiosen Humor sorgte dafür, dass Fluch der Karibik ein fester Sommer-Blockbuster wurde. Mit einem Einspielergebnis von mehr als 2,2 Milliarden Dollar, zählt die Reihe zu den erfolgreichsten Franchises überhaupt. Als 2007 allerdings mit Fluch der Karibik – Am Ende der Welt das Finale der ersten Trilogie eingeleitet wurde, ging der Reihe schon merklich die Luft aus. Das Motto höher, weiter, schneller funktionierte nicht und Jack Sparrow stand kurz davor endgültig über die Planke zu gehen. Als dann eine weitere Trilogie angekündigt wurde, war die Verwunderung wie Skepsis dementsprechend groß. Jedoch holte man zur Sicherheit nicht nur den erfahrenen Regisseur Rob Marshall an Bord, sondern besann sich auch wieder auf die alten Tugenden der Sage. So folgt mit Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten nun ein regelrecht klassischer Abenteuerfilm, der zwar pompös daher kommt, doch im Kern stets auf dem Boden bleibt.

Nachdem sich in Teil zwei und drei der Piratensaga die Handlungsstränge fast überschlugen, heißt es nun unter dem neuen Kommando von Regisseur Rob Marshall back to the roots. So holte man sich für die Geschichte mit Tim Powers Abenteuerroman On Stranger Tides eine solide Vorlage, die nur noch passgerecht auf die Figuren adaptiert werden musste. Der Plan geht hierbei mehr als auf. Anstatt das jede Figur ihr eigenes Ziel verfolgt, haben alle Charaktere dieselbe Richtung: Den sagenumwobenen Jungbrunnen. Im Kern bietet dies eine klassische wie simple Abenteuerstory, die zwar sehr gradlinig daher kommt, aber dennoch mit vielen Ideen wie einigen Überraschungen aufwarten kann. Das hierbei nicht alles in effektträchtigen Szenen Untergeht (Jerry Bruckheimer ist für seinen Kawumm-Faktor bekannt), ist zum größten Teil der Verdienst von Rob Marshall. Mit Filmen wie Die Geisha oder Chicago, hat Marshall schon bewiesen, dass eine ruhige Herangehensweise durchaus nicht verkehrt ist. So bilden die zwei Pole einen schmale Gradwanderung, die zum einen hochkarätige Action bietet, zum anderen aber auch genügend Pause, sodass sich die Charaktere auf ihren Weg konzentrieren können. Einziges Manko bilden dabei die Beweggründe der Hauptprotagonisten. Während Jack Sparrows Absichten eindeutig sind und auch Barbossa seinen Part bekommt, bleiben Blackbeard sowie Angelica deutlich zu blass. Besonders bei Blackbeard macht sich dies bemerkbar. So wird der „Pirat unter den Piraten“ als ein abgrundtief böses Scheusal dargestellt, der jedoch zumeist relativ handzahm daher kommt.  Gegenüber früheren Bösewichtern wie Davy Jones oder Barbossa, zieht Blackbeard ganz klar den Kürzeren. Hinzu gesellen sich einige kleinere Längen sowie Drehbuchfehler, die aber nur beim zweiten hinsehen wirklich akut auffallen.

In Sachen Originalität kann dagegen das vierte Abenteuer von Captain Jack Sparrow einiges vorweisen. So wird neben dem alten London alles aufgefahren was die klassische Piratensaga so hergibt. Neben dem Jungbrunnen, der vom spanischen Konquistador Juan Ponce de León (Der auch seinen Auftritt hat) tatsächlich 1513 gesucht wurde, gesellen sich auch Zombies, Meerjungfrauen sowie etwas traditionelle Fantasy-Elemente hinzu. Bei den Zombies handelt es sich unterdessen, anders als es der Trailer vermuten ließ, nur um gefügige Matrosen, die dem Voodoo-Meister Blackbeard treu ergeben sind. Die Meerjungfrauen bekommen da schon einen größeren Auftritt. Tödlich schön, verführen sie jeden Piraten der sich in die gefährlichen Gewässer der Whitecap-Bay begibt. Die Action die dabei präsentiert wird, kann sich durchaus sehen lassen, liegt aber weit hinter den Vorgängern zurück. So wird komplett auf Seegefechte verzichtet, was besonders Genre-Fans enttäuschen dürfte. Wenn es aber mal kracht, dann in gewohnt guter Manier. Sei es wenn Jack von Kutsche zu Kutsche in London springt oder sich später im Dschungel spektakulär von Palme zu Palme schwingt. Dies gepaart mit der einmal mehr gelungenen pompösen Filmmusik von Hans Zimmer, ergibt Popcorn-Spaß mit hohem Unterhaltungsfaktor. Der 3D Effekt indes, der anders als bei Priest oder Green Lantern nicht nachbearbeitet wurde, bietet einigen Schauwert, wenn auch der Film in 2D durchaus funktioniert. Bis auf ein paar Säbel, Kugeln oder Explosionsteile die durch die Luft schwirren, wird man dabei keinesfalls etwas verpassen.

Während sich die Action etwas im Hintergrund hält um der Abenteuer-Geschichte den Vorlauf zu lassen, bleibt auch der Humor Streckenweise auf der Stelle. Zwar sorgt Jack Sparrow stets für ein paar amüsante Einlagen und auch Slapstick wie Wortwitz stimmen, insgesamt ist dieser jedoch weitaus subtiler als in den Vorgängern. Hinzu kommt, dass sich viele Dinge bekannt anfühlen, wodurch zwar ein Lächeln garantiert ist, jedoch das Gag-Feuerwerk eines  Fluch der Karibik ausbleibt. Dafür kann Regisseur Rob Marshall durch die gezeigte Szenerie überzeugen. Die Kulissen von Hawaii werden perfekt als idyllische Inselwelt verkauft, die ein wenig in die Ferne locken.

Natürlich gehört zu einer gelungenen Fluch der Karibik-Geschichte auch die typische Portion Romanze. Da jedoch Will und Elizabeth (Orlando Bloom, Keira Knightley) für diesen fehlen, was zu einigen kontroversen Diskusionen führte, mussten sich die Verantwortlichen hierfür etwas neues Überlegen. Als Lösung gibt es fortan den geistlichen Philip, gespielt von Sam Claflin sowie die Meerjungfrau Syrena, gespielt von Astrid Berges-Frisbey. Beide füllen hierbei die Lücke gekonnt aus und bilden ein schönes Leinwandpaar, in der vor allem Berges-Frisbey mit ihrem unglaublichen Charme überzeugen kann. Schade ist allerdings, dass sich diese Story weit ab vom eigentlichen Plot bewegt. Mit Jack Sparrow haben beide Figuren zumeist gar nichts zu tun. Neben dem gelungenen Schauspiel der beiden Jungstars, kann auch die alte Garde erneut zeigen was in ihr Steckt. Übrig geblieben sind zwar nur Johnny Depp als Piratenliebling Jack Sparrow, Geoffrey Rush als finsterer Barbossa sowie Kevin McNally als Schiffsmaat Gibbs, doch die Kombination funktioniert erneut. Während sich aber Johnny Depp in gewohnten Bahnen bewegt und kaum neues präsentiert, scheint Geoffrey Rush seiner Figur des Barbossa noch mehr Tiefe gegeben zu haben. Mit nur noch einem Bein, dafür gewiefter denn je, kann er als Freibeuter wieder Angst und Schrecken verbreiten. Die neuen Figuren indes, Penélope Cruz als heißblütige und temperamentvolle Angelica sowie Ian McShane als gruseliger Voodoo-Pirat Blackbeard, fügen sich gut in die Story ein, bleiben aber gegenüber den Veteranen relativ blass. Cruz kann allerdings einmal mehr ihr hervorragendes schauspielerisches Talent zeigen. Sie bildet den perfekten Gegenpart zu Jack, kann ihm kontern und so durchaus die Stirn bieten. Ian McShane dagegen, macht von seiner Statur her schon eine gute Figur, bleibt aber weit hinter seinen Kollegen zurück.

Fazit

Während in "Fluch der Karibik - Am Ende der Welt" das Ende tatsächlich schon zu sehen war, schaffen es Regisseur Rob Marshall, Produzent Jerry Bruckheimer sowie Johnny Depp, Teil vier der Reihe neues Leben einzuhauchen. Das Rückbesinnen auf die Tugenden der Reihe zahlt sich aus. So ist "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" ein klassischer Abenteuerfilm geworden, der trotz einiger schwächen hervorragend unterhält und so kurzweiliges wie spaßiges Sommerkino präsentiert. Wer jedoch ein bombastisches Action-Gewitter wie in den Vorgängern erwartet, dürfte enttäuscht werden. Regisseur Rob Marshall setzt eher ruhige Akzente, die besonders der Story zu gute kommen. Wer also ordentlich Kawumm möchte, sollte lieber noch einen Monat auf "Transformers 3" warten.

Kritik: Thomas Repenning

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