Inhalt
Steve Butler (Matt Damon) scheint eine große Karriere vor sich zu haben. Das versprechen ihm wenigstens seine coolen Chefs im edlen New Yorker Büro. In Wahrheit soll er das Unmögliche versuchen und mit seiner Kollegin Sue (Frances McDormand) die Bewohner einer typischen amerikanischen Kleinstadt dazu bringen, die Förderrechte für das Erdgas unter ihrem Farmland an eine große Energiefirma zu verkaufen. Mit der neuartigen Methode des Fracking sollen durch das Aufbrechen von Schieferschichten bislang unerreichbare Reserven tief in der Erde erschlossen werden. Butler überredet die Provinzbevölkerung zur Aufgabe ihrer längst unrentabel gewordenen Farmen und verspricht märchenhafte Kaufpreise. Die Risiken der Fördermethode, bei der unkontrolliert gefährliche Chemikalien in den Boden gepresst werden, verschweigt er. Doch er trifft auf Widerstand in der Bevölkerung. Zudem stellt ein Umweltaktivist bald das ganze Projekt in Frage. Steve, der selbst auf dem Land groß geworden ist und die Wahrheit kennt, muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. Ist er Agent der Profitinteressen des Konzerns oder kehrt er zu seinen Wurzeln zurück?
Kritik
Menschen wie den hemdsärmeligen und offenkundig gutmütigen Steve (Matt Damon) kann man einfach nur mögen: Einfühlsam klärt er nahezu jeden Farmer einer kleinen Ortschaft über die Vorteile des Verkaufes der Förderrechte für ihre Grundstücke an die Firma „Global“ auf. Diese möchte in der Gegend Erdgas fördern und würde den Farmern durch Gewinnbeteiligung eine neue Existenzgrundlage bescheren. Steve kommt selbst von einer Farm und scheint somit die perfekte Speerspitze des Industriegiganten zu sein – zumal er die Risiken der geplanten Bohrungen aus persönlichen Gründen systematisch zu verdrängt.
Matt Damon hat sich gemeinsam mit seinem Schauspielkollegen John Krasinski, welcher in „Promised Land“ den penetranten Aktivisten Dustin mimt, eine seiner Paraderollen auf den Leib geschrieben. Die beiden Drehbuchautoren kreieren Steve als glaubwürdigen Idealisten, der felsenfest davon überzeugt ist, seine Firma „Global“ wäre die einzige Alternative für die betroffenen Farmer. Auf dem Rücken von Damons Figur lastet nun der Konflikt zwischen finanzieller Absicherung einer ganzen Region und nachhaltigem ökologischen Handeln. Denn „Global“ schöpft das wertvolle Erdgas mit der umstrittenen Methode der hydraulischen Frakturierung, kurz Fracking, ab. Wie im Film kindgerecht erklärt wird, können bei diesem Verfahren der Gesteinsaufweichung Chemikalien in das Grundwasser gelangen und die Umwelt um die jeweiligen Bohrlöcher herum stark belasten.
Nun steht das kleine traditionelle Örtchen in Pennsylvania vor der Wahl: Geldsegen für den Ausverkauf langjähriger Familienbetriebe? Vertrauen auf ein Unternehmen, welches selbstverständlich den eigenen Gewinn als primäres Ziel ausgibt? Scheinen die Verhandlungsweisen des geerdeten Steve zu Beginn noch alle Weichen auf Verkauf zu stellen, schwindet die Zutraulichkeit der Anwohner mit dem Eintreffen des Umweltaktivisten Dustin. Er möchte „Global“ mit allen Mitteln aus der Stadt jagen, erweist sich dabei als Meister der Öffentlichkeitsarbeit und fordert den bisher stets erfolgreichen Steve und seine Partnerin Sue (Frances McDormand) im Kampf um die Meinung der Stadt heraus. Die Pläne und Veranstaltungen der Konkurrenten zeichnet Regisseur Gus Van Sant allerdings mit ebenso wenig Esprit wie die vielen stereotypen Nebenfiguren (niedliche Lehrerin, gieriger Bürgermeister).
Fazit
Die Charaktere rund um Matt Damon bleiben bewusst blass, jeder Dialog und jede Wendung dient nur dazu, dass der mitunter auch mit Bestechung arbeitende „Global“-Idealist Steve sein jahrelanges Handeln reflektiert. So stützt sich „Promised Land“ selbstsicher auf seine zentrale Figur und den angestoßenen Sinneswandel. Durch die ambivalente Grundidee, einen Mitarbeiter des Konzerns in den Mittelpunkt zu stellen, und von Damon engagiert gespielt, gerät das Fast-Regiedebüt (Terminschwierigkeiten) des Darstellers zur gelungenen One-Man-Show. Die Kehrseite des Konzepts sind mangelnde Fachinformationen zum Thema und die gänzlich fehlende Suche nach einem Konsens im Konflikt zwischen Wirtschaft und Tradition. Durch die gemächliche Inszenierung macht der Zuschauer sich seine eigenen Gedanken zum Thema, nur um durch einen recht vorhersehbaren und zugleich feigen Twist am Ende doch noch auf den erhobenen Zeigefinger zu blicken.
Autor: d kr