7.1

MB-Kritik

Rebel Ridge 2024

Action, Drama, Crime

7.1

Aaron Pierre
David Denman
Emory Cohen
Oscar Gale
AnnaSophia Robb
Reid Williams
Steve Zissis
Daniel Chung
Dana Lee
Zsané Jhé
Don Johnson
C.J. LeBlanc
Matthew Rimmer
Brannon Cross
Victor Tijerino
James Cromwell

Inhalt

Terry Richmond (Aaron PierreOldkommt nach Shelby Springs, um die Kaution für seinen Cousin zu stellen, doch seine Ersparnisse werden ungerechterweise von einer korrupten örtlichen Polizeitruppe unter der Leitung von Polizeichef Sandy Burnne (Don Johnson, Django Unchained) beschlagnahmt. Mit der Hilfe der Gerichtsangestellten Summer McBride (AnnaSophia Robb, The Way Way Back) deckt Terry eine weitreichende Verschwörung in Shelby Springs auf und schwört, das Kautionsgeld um jeden Preis zurückzubekommen.

Kritik

Wenn ein Film neu auf Netflix released wird, ist das meist eher abschreckend, da Netflix (abgesehen von wenigen Ausnahmen) nicht für große filmische Werke bekannt ist. Doch bei Rebel Ridge dürfte man hellhörig werden, denn Regisseur Jeremy Saulnier (Blue Ruin, Green Room) ist als schonungsloser Genre-Filmer bekannt. Mit Rebel Ridge inszeniert er nun (in seiner zweiten Zusammenarbeit mit Netflix nach Hold the Dark) einen Krimi-Action-Thriller, der unwiderlegbare Ähnlichkeiten zu Rambo aufweist, jedoch mit dem Twist, dass der Protagonist jederzeit darauf bedacht ist, die Auseinandersetzungen, ohne den Einsatz von Gewalt zu lösen. Diese Besonderheit in der Charakterzeichnung ist zwar lobenswert und wirkt frisch, bringt aber durchaus auch Hürden mit sich.

Die Parallelen zu Rambo sind offensichtlich: Ein ehemaliger Militärangehöriger, der sich in eine Kleinstadt begibt und nun scheinbar ausweglose Probleme mit der Polizei bekommt. Doch diese Ähnlichkeiten stören nicht weiter, da Saulniers Werk sich durch den geringeren Fokus auf Action abhebt. Der Kern liegt nämlich darin, wie der Protagonist den Widrigkeiten auf behördliche und friedliche Weise trotzen möchte. Eine Analogie, die dazu verwendet wird, dem Vorbild zu huldigen, funktioniert aber überhaupt nicht, da sie sich nicht organisch in den Rest des Films einfügt. Denn Protagonist Terry wird in der zweiten Hälfte unnatürlich cool und schreckt nicht vor One-Linern zurück. Das fühlt sich unpassend an, weil wir seinen Charakter in der ersten Hälfte zwar als verzweifelten und im Kampf versierten, aber auch höflichen jungen Mann kennengelernt haben. Er ist eigentlich ziemlich authentisch geschrieben, wodurch dieser Bruch im späteren Verlauf einen negativen Beigeschmack hinterlässt.

Durch Terrys Vorgehensweise wird dem Zuschauer zwar selten Action geboten, die die präsentiert wird, hat es aber absolut in sich. Die Schläge tun weh, Granatenexplosionen spürt man bis auf die Couch und das Sound-Design drückt den Zuschauer förmlich in den Sitz zurück. Saulnier hat verstanden, dass weniger oftmals mehr ist und dass Authentizität das Wichtigste für eine Action-Szene ist.

Eine weitere Begründung für die Funktionalität der Action-Sequenzen ist es, dass wirklich etwas auf dem Spiel steht. Die Hauptprotagonisten in Form von Terry und Summer stellen Identifikationsfiguren dar, wodurch man als Zuschauer dauerhaft mitfiebern kann. Anna Sophia Robb, und insbesondere Neuentdeckung Aaron Pierre tragen, mit ihrem Schauspiel einen großen Anteil dazu bei, dass diese Identifikation aufgeht. Pierre ist mit seiner Robustheit und seiner Wucht dabei perfekt besetzt und es wird unglaublich spannend zu sehen sein, welche Rollen ihn nun erwarten. Wenn man ihn in dieser Rolle (in der menschliche, aber auch actionreiche Momente von essenzieller Bedeutung sind) gesehen hat, wird man John Boyega, (Star Wars: Das Erwachen der Macht) der während der Dreharbeiten aus dem Projekt ausgestiegen ist, zu keiner Sekunde vermissen. Es ist nahezu unvorstellbar, dass er diese Aufgabe ähnlich gut gemeistert hätte.

Außerdem schafft Saulnier es dem Zuschauer alle zehn Minuten einen Handlungsverlauf zu präsentieren, mit dem nicht zu rechnen ist. Durch diese ständigen Überraschungsmomente ist nie einschätzbar, welche Charaktere verschont bleiben und welche nicht. Diese unzähligen überraschenden Handlungsverläufe sind allerdings nicht nur positiv zu erwähnen, da die eigentlich recht simple Handlung dadurch viel zu verkopft wirkt und den Film insgesamt etwas zu lang werden lassen. Die gleiche Geschichte hätte, vor allem im zweiten Akt etwas konsequenter erzählt werden können und man hätte ein richtig rundes Erlebnis gehabt, welches nochmal gute 15 Minuten kürzer gewesen wäre.

Dass diese Geschichte über Gewalt und Betrug durch die Polizei in einer amerikanischen Hillybilly Stadt in dem Jahr erscheint, in dem ein Mensch wie Donald Trump erneut Präsident in den Staaten werden könnte, ist mit Sicherheit kein Zufall. Dieser Fakt gibt dem Film außerhalb seines unterhaltungs- und filmtechnischen Mehrwerts eine zusätzliche Ebene, die nicht zu verachten und definitiv positiv herauszustellen ist.

Fazit

Saulniers "Rebel Ridge" überzeugt durch Härte, durch zumeist authentische Charaktere, durch fantastisch inszenierte Action und tolle Darstellerleistungen. Wäre Saulnier mit etwas weniger Umwegen zum Ziel gekommen, dann hätte "Rebel Ridge" zu einem der Klassiker seines Genres gehören können. Doch auch so bleibt ein fantastischer Film, der definitiv einen Platz auf meiner persönliche Jahres-Bestenliste einnehmen wird.

Autor: Rene Lentsch
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