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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges beginnt der Landarbeiter Karl-Göran Persson, sein Haus zu befestigen. Er sammelt Altmetall und baut damit eine Festung, die ihn und seine Nachbarn schützen soll. Seine Bemühungen stoßen bei allen außer den Kindern auf Verwirrung. Mit dem Fortschreiten der Bauarbeiten kommt es auch zu Konflikten mit den Dorfbewohnern.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In seiner semantischen  Doppeldeutigkeit markiert der Titelbegriff John Skoogs (Säsong) düsteren Debütfilms die Kulmination der motivischen Gegenpole der sozialpolitischen Parabel. Jene malt in spukhaften Schwarz-Weiß-Bildern den unermüdlichen Einsatz des Einzelnen für die Gemeinschaft als paradoxen Prozess der kommunalen Entfremdung. Eine kollektivistische Gesinnung mündet in einen individualistischen Akt, Altruismus führt zur persönlichen Isolation. Das titelgebende Bollwerk, dass der gutgläubige Landarbeiter Karl-Göran Persson (eindringlich: Denis Lavant, The Stranger) im Schweden zur Zeit des Kalten Krieges errichtet, ist zugleich Schutzwall für und Barriere zu einem unverständigen Umfeld.

Animiert von dem realen staatlichen Flugblatt „Om kriget kommer“ (wörtlich: „Wenn der Krieg kommt“), das von 1943 bis 1991 jedem schwedischen Haushalt zugestellt wurde, beginnt Karl-Göran seinen kargen Hof in der bäuerlichen Provinz in eine Festung umzubauen. Als Material dient ihm alles, was er in der weiten Landschaft auftreiben kann. Alte Metallteile, rostige Bettgestelle, verbogene Fahrradrahmen und Drahtzaun vereint Beton zu einem kuriosen Kastell gegen einen unsichtbaren Feind. Das suggestive Sounddesign vermischt Naturgeräusche mit Sirenenheulen zu einer organischen Metapher wachsender Paranoia.

In der abgeschiedenen Gemeinde, für die eine sowjetische Invasion zu abstrakt ist, wächst das Misstrauen gegenüber dem einsamen Protagonisten und seinem Projekt. Das wird zur absurd-tragischen Allegorie sozialpsychologischer Paradoxa: Gehorsamer Gemeinschaftssinn wird zum Gegenstand des Anstoßes für diejenigen, die er schützen soll. Dabei etablieren Karl-Görans Gutherzigkeit gegenüber Tieren und Spiel mit den Ortskindern zugleich seine sinnbildhafte Unschuld und seine prototypische Rolle des naiven Narren. Ita Zbroniec-Zajts ausgedehnte Landschaftsaufnahmen zeigen ihn verloren in der harschen Natur, deren Weite und raues Klima seine Isolation und äußeren Widerstände vermitteln. 

Eine Aura ungreifbarer Bedrohung hängt über dem in geisterhafte Grautöne getauchten Szenario; Vorahnung einer Eskalation, die niemals eintritt. Der Jahreszeitenwechsel zeigt den Verlauf der Zeit, deren Wandel sich dem in seiner eigenen Welt verbarrikadierten Hauptcharakter entzieht. Das Altern der Figuren und verwittern des Schauplatzes ist nicht Maske und Bühnenbild, sondern Zeichen der chronologischen Kluft zwischen den mit zehnjährigem Abstand aufgenommenen Akten. Diese weitreichende Konzeption verleiht dem kargen Szenario eine epische Breite und quasi-dokumentarische Komponente, die Zerfall und Vergänglichkeit ebenso physisch fassbar machen wie tragische Vergeblichkeit. 

Der historische Handlungshintergrund John Skoogs hintergründigen Kino-Debüts birgt eine bedrückend aktuelle Allegorie. Das staatliche Rundschreiben, das den Prepper-Protagonisten motiviert, wird seit 2018 wieder ausgegeben. Beunruhigende Bildgestaltung, sonore Soundscape und taktile Materialästhetik schaffen eine immersive Atmosphäre zwischen Neo-Expressionismus und dokumentarischer Authentizität. Politische und psychologische Parabel überschneiden einander in einer schauspielstarken Kontemplation über irrationale Impulse in Zeiten politischer Instabilität und die staatliche Steuerung diffuser Bedrohungsszenarien. Assimilation und Aktionismus, Pflichtgefühl und Passivität, kollektive und existenzialistische Verunsicherung kollidieren in einer visuell und thematisch gleichsam eindrucksvollen Film-Fabel.

Fazit

Der historische Handlungshintergrund John Skoogs hintergründigen Kino-Debüts birgt eine bedrückend aktuelle Allegorie. Das staatliche Rundschreiben, das den Prepper-Protagonisten motiviert, wird seit 2018 wieder ausgegeben. Beunruhigende Bildgestaltung, sonore Soundscape und taktile Materialästhetik schaffen eine immersive Atmosphäre zwischen Neo-Expressionismus und dokumentarischer Authentizität. Politische und psychologische Parabel überschneiden einander in einer schauspielstarken Kontemplation über irrationale Impulse in Zeiten politischer Instabilität und die staatliche Steuerung diffuser Bedrohungsszenarien. Assimilation und Aktionismus, Pflichtgefühl und Passivität, kollektive und existenzialistische Verunsicherung kollidieren in einer visuell und thematisch gleichsam eindrucksvollen Film-Fabel.

Kritik: Lida Bach

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