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Inhalt

In der Hoffnung auf eine heiße Nacht folgt ein junger Mann dem Fotomodell Danielle Breton nach Hause. Als er am Morgen in Danielles Appartement erwacht, wird er bestialisch ermordet. Die Journalistin Grace Collier beobachtet den Mord vom gegenüberliegenden Fenster aus, doch die alamierte Polizei findet keine Spuren. Niemand will Grace glauben! Daraufhin spürt sie auf eigene Faust der mysteriösen Danielle nach. Die Fährte führt zum Fall eines siamesischen Zwillingspaars...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Brian De Palmas Filme entblättern ihre Klasse oftmals nur durch die Bereitschaft ihres Publikums. Sie sind immer wieder ganz darauf angewiesen, einem bereitwilligen Rezipienten vor die Augen zu kommen, der sich auf De Palmas Spielchen einlässt; der es riskiert, in eine Falle zu tappen, egal wie irrsinnig diese auf den ersten Blick auch konstruiert scheint: Wer sich der bei De Palma immer in hundertprozentiger Sicherheit wissen möchte, der verdirbt sich einiges an Spaß, scheint das Kino De Palmas doch lange Zeit dafür prädestiniert, mit einer ironisch-bizarren bis zynisch-dreckigen (Körper-)Täuschung die Hintertür der Wahrnehmung einzukloppen, anstatt brav die Vordertür zu benutzen. Mit Die Schwestern des Bösen von 1973 machte De Palma zum ersten Mal auch in der Filmwelt auf sich aufmerksam und trat eine Karriere los, in der Referenzen den Klebstoff zwischen den Werken bilden sollten, die daraufhin aber so minutiös bearbeitet werden, das sie in einem ganz neuen Licht erstrahlen und einem eigenen Sinn entsprachen, denn nur als stumpfes Plagiat stigmatisiert zu werden (Ausnahme: Schwarzer Engel).

Emblematisch thront die Programmatik des '(Wechsel-)Spiels des Bewusstseins' über De Palmas Vita und zweifelsohne brachte Die Schwestern des Bösen diesen assoziativen Stein dafür ins Rollen. Schon hier lässt sich De Palmas Faible für pedantisch-kalibierte Bildkompositionen erkennen, für den audiovisuellen Rausch, in dem der Effekt gerne über den Inhalt geordnet wird, um hinten raus eine echte Symbiose des Wahnsinns einzugehen. Während die Musik von Bernard Herrmann in prachtvollen Selbstbezügen über, hinter und auch mal vor dem Geschehen fiedelt, gibt es jede Menge Plansequenzen und Split-Screens zu bestaunen, die De Palma später in Filmen wie Dressed to Kill und auch Der Tod kommt zweimal perfektionieren wird. Dass sich die manierierte Stilistik De Palmas hier noch in einem Vorstadium befindet, kann man ihr aufgrund der noch etwas gehemmten Exzessivtät gerne als Vor- oder Nachteil anrechnen – Handwerklich jedenfalls ist Die Schwestern des Bösen bis auf Weiteres einwandfrei. Aber wie sieht es inhaltlich aus? Wieso wird Schwestern des Bösen sowohl mit Alfred Hitchcock in Verbindung gebracht, soll aber auch als Inspirationsquelle für den kanadischen Meisterregisseur David Cronenberg gedient haben?

Während Die Schwestern des Bösen mit der multiplen Persönlichkeitsstörung seine Fühler in Richtung Psycho ausstreckt und seinen Mord wie das nachfolgende Vertuschen mit etwas Ein Cocktail für eine Leiche streckt, ist die Thematik rund um die ewigwährende Synchronizität der siamesischen Zwillinge so platonesk und organisch chiffriert, dass die Gedanken gerne zu David Cronenbergs Dead Ringers schnellen dürfen, wenngleich Cronenberg mit seinem subversiven Diskurs über die menschliche Psyche, die Biologie und die Religion intellektuell natürlich Lichtjahre von Die Schwestern des Bösen entfernt ist. Bleiben wir lieber bei Hitchcock, bei dem obligatorischen Voyeurismus und dem Doppelgänger-Motiv. Alles findet in Die Schwestern des Bösen seinen rechtmäßigen Platz, ist hier aber gerne so installiert, das es dem reinen Mittel zum Zweck gleichkommt und dem Film in seiner Narrative eine neue Schleife ermöglicht, die den ihr folgenden Zuschauer aufgrund ihrer glatten Oberfläche gerne mal ins Schliddern bringt. Die Frage ist eben wieder die, ob man seine zuweilen wackelnden Knie ertragen kann?

Die Schwestern des Bösen ist keinesfalls so möbiusbandartig aufgezogen wie beispielsweise ein Film von David Lynch (Mulholland Drive). Hier gibt es vielmehr Camp und Sleaze, der immer gefährlich nahe daran ist, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, um dann im nächsten Augenblick den noch gackernden Zuschauer an der Intention des eben Gesehenen zweifeln zu lassen: Wer lacht hier nun wirklich wen aus? Wer verbrennt sich hier nun wirklich die Finger? Brian De Palma suggeriert dem Zuschauer immer wieder, dass er ihm die Übersicht lässt, in Wahrheit aber gibt es keine Übersicht, sondern nur ein filmisches Universum, das ganz nach den Regeln seines Herrschers Brian De Palma funktioniert. Hauptfiguren werden da nach Belieben über den Haufen geworfen und wieder eingeführt, dramaturgisch streut Die Schwestern des Bösen in zig Richtungen und am Ende muss man es sich noch gefallen lassen, dass De Palma einem frech in das Gesicht lacht: Chaos reigns! Ein Alptraum ergreift Besitz von uns, in dem einige Details nun mal einfach verschwimmen. Dieses Gefühl, am nächsten Morgen aufzuwachsen und an dem Versuch zu scheitern, seinen Traum wieder zusammenzukitten, kennt man doch nur zu gut. Hemmende Pillen hier, die Manifestation des Bösen dort, eine Couch hier, eine Kuh dort. Wer schreit hier am lautesten SCHWACHSINN?

Fazit

Eine entscheidende Inspirationsquelle für David Cronenberg und sehr dem Werk des Alfred Hitchcock zugeneigt, zeigt sich dieses wegweisende Frühwerk De Palmas nicht nur an der spitzfindigen Offenlegung von herkömmlichen Erzählstrategien interessiert, sondern hat auch jede Menge Spaß daran, reinrassigen Schwachsinn zu vertreiben: Camp, Sleaze und Nonsense ergeben in Die Schwestern des Bösen einen wahrhaft irrsinigen Cocktail. Chaos reigns! 

Kritik: Pascal Reis

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