Barbara Duggen, die mobile Schneiderin, kämpft darum, ihren Stoffladen am Leben zu erhalten. Nach einem verpatzten Nähtermin macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Knopf für ihren Kunden und stolpert dabei über einen schiefgelaufenen Drogendeal. Angesichts von niedergestreckten Motorradfahrern, Waffen und einem Aktenkoffer ist Barbara völlig hin- und hergerissen. Sie muss sich zwischen drei Möglichkeiten entscheiden: das perfekte Verbrechen begehen, die Polizei rufen oder wegfahren.
“Choices, choices, choices”, sinniert ein ums andere mal die glücklose Protagonistin Freddy Macdonalds elliptischen Episodenfilms. Dabei kreist dessen serielle Story im Kern um den irrelevanten Einfluss persönlicher Entscheidungen auf den Lauf des Schicksals, das der jungen Barbara (intensiv: Eve Connolly, River Wild) an einem nicht nur wettertechnisch besonders trüben Tag ein Entkommen ihrer erstickenden Existenz als mobile Schneiderin verspricht. Unterhaltsamer wird die skurrile Mischung aus Fatalismus und Fantasy apostrophierte Allegorik der mit dem Butterfly Effect spielenden Handlung.
Darin ist der Lebensweg buchstäblich eine Straße, auf der die mausige Protagonistin das Resultat eines missglückten Drogen-Handels passiert. Der verwundete Dealer Joshua (Calum Worthy, Pieces of Her), sein brutaler Vater (John Lynch, They See You) und ein Koffer voller Geld, mit dem sie sich vom Erbe ihrer Übermutter freizukaufen hofft. Doch was, wenn der Weg aus ihrem alten Leben ins Jenseits führt? Die inszenatorische Antwort darauf wirkt bisweilen wie ein dramaturgisches Roulette des Regisseurs, der augenscheinlich mit seinen narrativen Entscheidungen haderte.
Was, wenn er seinen 2019er Kurzfilm, dessen 6-minütigen Plot das Szenario unermüdlich variiert, hätte anders verlaufen lassen? Der konzentrische Krimi vor der mal aberwitzig pikierten, mal bedrohlich düsteren Kulisse der Schweizer Alpen ergründet diese Frage auf absurde, aber nichtsdestotrotz unterhaltsame Weise. Jede der alternativen Verläufe der mit Barbaras Passieren des Deal-Schauplatzes beginnenden Ereignisse verleiht den Charakteren mehr Konturen, die einander reflektieren und überschneiden. Der makabere Humor entspringt dabei aus dem Kontrast von Spießigkeit und Skrupellosigkeit.
Fazit
Die pittoreske Szenerie der grünenden Alpen wird zu einer weiteren ironischen Pointe in Freddy Macdonalds schwarzhumorigem Spielfilmdebüt. Das nutzt das Stilmittel einer aufgrund unterschiedlicher Entscheidungen der Hauptfigur verschieden verlaufenden Story als Grundlage einer ihr überschaubares Ensemble und die begrenzte Location effektiv nutzenden Krimikomödie. Das titelgebende Garn wird zum wortwörtlichen Handlungsfaden, der sich in die unwahrscheinlichsten Richtungen abwickelt. Die spielfreudigen Darstellenden und der originelle Einsatz kurioser Requisiten aus dem Nähkästchen gleichen die überschaubare Innovation spielend aus.
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