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In Harlem soll Detektiv John Shaft die entführte Tocher eines Gangsterbosses befreien, ohne Rücksicht auf Verluste. Er gerät zwischen die Fronten eines Mafikrieges. Aber Shaft ist mindestens genauso hart wie die Mafia, nur viel viel cooler...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Manche Filme definieren sich, ihre Qualität und ihren Stellenwert nicht über den nominellen Inhalt und können trotz so mancher Banalität von unschätzbaren, filmhistorischen Wert sein. Auf kaum ein Exemplar trifft dies so zu wie auf Shaft, die Geburtsstunde des (verhältnismäßig) hochwertigen Blaxploitationfilms, mit dem erstmals autarkes, schwarzes Kino nicht nur in der Nische stattfand, die großen Leinwände für sich eroberte sowie deren gemeinschaftliches Publikum – Hautfarbe unabhängig – gemeinschaftlich für sich einnehmen konnte. Der mit Abstand größte Erfolg für Regisseur Gordon Parks (inszenierte auch das erste Sequel Liebesgrüße aus Pistolen) und Hauptdarsteller Richard Roundtree (Roots), der bei den Golden Globes eine Nominierung als bester Nachwuchsdarsteller erhielt und bis heute aus dem Stehgreif mit dieser Rolle assoziiert wird. Kann Fluch und Segen zugleich sein, hier trifft eindeutig Letzteres zu.

Bahn frei für den afro-amerikanischen Kinohelden, der sich nicht mit der Rolle des Sidekicks oder des tragisch-elenden Mohrs begnügen muss, bei der allerersten Kamerafahrt geschickt unterstrichen und herausgearbeitet: Sie gleitet über diverse Kinoschautafel, die Filme mit großen, weißen Stars in kernig-männlichen Heldenrollen ankündigen und mündet in Shaft. Dem eingeblendeten Titel wie dem unmittelbar folgenden Auftritt der Person, von Richard Roundtree sofort mit markanter Präsenz und nicht aufgesetzter, sondern angeborener, natürlicher Coolness dargeboten. Das ist der stolze, der unabhängige, der selbstständige Gegenentwurf zu dem Kino, welches uns mit diesem Schwenk noch mal vor Augen geführt wird. Welches den Time Square und somit die bisherige Filmlandschaft dominierte, die Alternative kommt mit Lederjacke und Afrofrisur daher. Dazu groovt sich sofort Isaac Hayes‘ grandioser Score (inklusive des oscarprämierten Titelsongs) ein. Von der ersten Minute an trägt Shaft sein Mojo, sein mit breiter Brust zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein vor sich her. Seht mich an, hier komme ich und selbst wenn ich nicht perfekt bin, ich bin anders…und das ist geil.

Dabei ist kaum abzustreiten, dass das Drehbuch oftmals nur Dienst nach Vorschrift erfüllt und der Plot nicht von besonderen, narrativen Geistesblitzen geküsst ist. Privatschnüffler John Shaft sucht die entführte Tochter eines schwarzen Gangsterbosses aus Harlem, verdächtigten zunächst eine militante Rassengruppierung und verbündete sich im Anschluss mit ihnen, um die wahren Täter – die italienische Mafia – auszuschalten, denn bei einem waschechten Bandenkrieg zweier Subkulturen hat die überwiegend weiße Polizei nicht viel verloren, außer hinterher die Leichen einzutüten. Shaft bewegt sich auf rein inhaltlich-formeller Ebene auf solidem, unterhaltsamem, aber keinesfalls spektakulärem, ausgefeiltem, oberen Durchschnittsniveau. Erlaubt sich keine markanten Fehler, gestaltet sich aufgrund des stark chauvinistischen Tons (John Shaft knackt jede Lady, egal welcher ethnischen Herkunft, da kann keine nein sagen und er ruft garantiert nicht zurück) und seinem den gesellschaftlichen Rassismus-Graben nicht unbedingt zuschüttenden Selbstverständnis allerdings auch angreifbar. Die Schwarzen müssen das untereinander regeln, obwohl die Kooperation durchaus ernstzunehmend und partnerschaftlich angeboten wird. Ist halt so, basta. Naja, ob diese Form der stolzen Engstirnigkeit der richtige Weg ist? Aber selbst das zeichnet Shaft irgendwie auch aus. Markiert nochmal, wie sehr er sich vom etablierten, weißen Kino absondern will und einen eigenen Markt bedienen möchte, dem so bisher nicht die große Bühne geboten wurde.

Das gelingt voller Inbrunst. Mit Power, Verve, enorm stilsicher und von handwerklich hoher Qualität. Neben Roundtree und dem famosen Soundrack ist besonders die Cinematography von Urs Furrer bestechend. Starke, kraftvoller Bilder, elegante Montagen, ein authentischer Look und ein Gespür für die Ästhetik im Groben, das ist wirklich klasse. Gekrönt von einem wuchtigen Finale, in dem sich John Shaft endgültig zur schwarzen, geerdeten Kreuzung aus James Bond und Superman im wahrsten Sinne des Wortes auf- oder eher durchschwingt. Das ergibt alles in allem keinen im eigentlichen Sinne richtig grandiosen, aber einen äußerst markanten und in gewisser Weise wahnsinnig wichtigen Film, den man deshalb aber auch nicht ganz geblendet davon über den grünen Klee loben müsste.

Fazit

„Shaft“ ist 70er-Kino mit Leib und Seele und prägnant für diese Ära des Umbruchs wie kaum ein anderer. Ein Kultfilm, was ihn nicht automatisch über jeden objektiv locker begründbaren Kritikpunkt erhaben macht. Immer mindestens solide, nicht fehlerfrei, aber konstant irre cool und stimmig. Als Statement, als Zeitdokument und Ausdruck von Befindlichkeiten viel wichtiger und eindrucksvoller als als Film im eigentlichen, narrativen Sinne. Ein wenig wie der „Easy Rider“ des unabhängigen, schwarzen Kinos. Ruppig, lässig, etwas ungelenk zwischendurch, aber das macht ihn irgendwie auch aus.

Kritik: Jacko Kunze

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