Inhalt
Farmer Graham Hess entdeckt eines Morgens einen 200 Meter großen Kornkreis in einem seiner Felder. In der Folge geschehen weitere mysteriöse Dinge: Der Hund greift Grahams Kinder an, scheinbar unsichtbare Fremde treiben sich auf der Farm herum, über den ganzen Globus verstreut tauchen weitere Kornkreise auf und über bedeutenden Großstädten werden helle Lichter entdeckt...
Kritik
Mit The Sixth Sense wurde M. Night Shyamalan 1999 quasi über Nacht weltberühmt und schon zum neuen Wunderkind des cleveren Schauer- und Mystery-Kinos ausgerufen, was er später (und bis auf die smarte Pointe auch schon damals) nie ernsthaft bestätigen konnte. Das ewige Talent, das über nachweislich interessante Anlagen und Fähigkeiten verfügt, es aber irgendwie nie verstand, seine Kompetenzen auf die gesamte Strecke (nur EINES Films!) im ausgewogenen Gleichgewicht einzupendeln. Stilistisch oft stark, mit interessanten Ideen, doch meistens lief irgendwas nicht rund. Entweder stinkt der Fisch am Kopf oder die Ente scheißt hinten keinen so fetten Haufen wie erhofft. Signs – Zeichen ist auf dem besten Wege das zu widerlegen und – tata, der Shyamalan-Effekt – am Ende gibt es doch noch die Schicht Entengrütze, die schon fast abgeschöpft schien und in dieser Form den gesamten Film erheblich schmälert.
Bei seinem dritten Kinofilm verzichtet Shyamalan auf seinen Buddy Bruce Willis (Stirb Langsam), kommt dafür mit zwei echten Charisma-Schwergewichten um die Ecke: Mel Gibson (Mad Max) und Joaquin Phoenix (The Master), unterstützt von den hervorragend gewählten Kinderdarstellern Rory Culkin (Scream 4) und Abigail Breslin (Maggie). Ein exzellenter Cast, der gar nicht mal zwingend erforderlich wäre für das Potenzial seines lange angenehm gediegenen Science-Fiction-Suspense, beruhend auf dem Phänomen der Cornfeld-Kreise in ländlichen Gebieten der USA, die angeblich auf außerirdische Aktivitäten hinwiesen. Der nach dem Unfalltod seiner Frau vom Glauben abgeschworene Priester Graham Hess (Gibson) lebt mit seinen beiden Kindern sowie Bruder Merrill (Phoenix) auf einer Farm in Pennsylvania und erlebt dort diese merkwürdige Vorkommnisse, die sich zeitgleich rund um den Erdball ereignen. Ein Dummer-Jungen-Streich – wie zunächst angenommen – scheint dadurch ausgeschlossen, relativ schnell muss sich die Menschheit der schockierenden Wahrheit stellen, dass offenbar extraterrestrische Lebensformen „vor der Tür stehen“ und ihre Ankunft vorbereiten. Die Frage ist nur: Kommen sie in Frieden oder steht eine feindliche Invasion unmittelbar bevor? Wie soll man reagieren und was bleibt im Ernstfall überhaupt als Option übrig, da die Besucher höchstwahrscheinlich so fortschrittlich und gut vorbereitet sind, dass man maximal an deren Gnade appellieren könnte?
Im Gegensatz zu seinen vorherigen Arbeiten macht M. Night Shyamalan kein großes Geheimnis über den Inhalt seiner Geschichte - relativ früh liegen die grundsätzlichen Fakten auf dem Tisch- , spielt dafür sehr souverän mit der Stimmung und der innerfamiliären Situation, streut oft sogar (gewollt) einen trockenen, leicht lakonischen Witz ein. Solange Signs – Zeichen sich nicht genötigt fühlt die Bedrohung deutlich sichtbar zu machen (die wenigen Male bis zum Finale hätte man sich besser auch geschenkt) und sich auf das leise Gefühl einer Art schleichender, aber nicht heimlicher Home-Invasion von außen mit einhergehender Konflikten innen konzentriert, funktioniert der Film auch ohne großen Surprise-Maybe-Twist-Moment. Bezieht dadurch eher seine Stärke, da alles ohne künstlich aufgeblasenen Überraschung-Zinnober oder effekthascherische Schockmomente sanft und manchmal sogar sehr subtil seine Wirkung entfaltet. Inszenatorisch über weite Strecken elegant und zielstrebig, sichtlich durchdacht arrangiert. Kein großes Spektakel und kein übertriebener Mumpitz, eine Handlung so schlicht wie sein Handlungsort und augenscheinlich auch dessen Figuren, deshalb aber keinesfalls uninteressant, nur bodenständig und effektiv, fokussiert auf den Kern statt das Drumherum. In dem Fall die Familie und die existenzielle Ausrichtung, die durch Irdisches schwer erschüttert wurde und nun durch Außerirdisches neu formuliert werden muss.
Shyamalan ist dabei selten hochspannend, aber bis kurz vor Schluss stilsicher und konsequent auf einem guten Weg, bis ihn wohl das eigene Image oder das selbstauferlegte Dogma kräftig ein Bein stellt. In den letzten 20 Minuten ersäuft Signs – Zeichen bald in übertriebener, lächerlicher Sentimentalität und untermauert das durch den plötzlich doch notwendigen Finishing-Move aus dem Shyamalan-Zauberkasten, der diesmal leider nicht nur kack-doof sondern auch komplett unnötig ist. Es wäre wesentlich einfacher UND besser gewesen, den Film einfach ohne großes Geschwurbel und dann halt „nur“ (ja, das soll auch möglich sein) erwartungsgemäß ausklingen zu lassen, als durch sowas vor die Tür zu jagen. Es ist zwar kein kompletter Selbstmörder, dafür ist es schlicht zu unwichtig und popelig, der dadurch angerichtete Schaden ist allerdings verhältnismäßig groß. Wer Scary Movie 3 gesehen hat: Die hatten es bei ihrer ausgiebigen Parodie auf diesen Film wesentlich leichter, als man denken sollte.
Fazit
Weitestgehend stimmig und unaufgeregt vorgetragen weiß „Signs – Zeichen“ aus seiner schmalen Geschichte viel Potenzial zu schälen, bis sein Regisseur wieder den Punkt verpasst, an dem er es einfach mal gut sein lassen sollte. Ohne Not kippt der Film im Finale rückwärts aus den soliden Hausschuhen. Es bricht ihm nicht gänzlich das Genick, der Steiß schmerzt trotzdem aufgrund er harten Landung. Wieder ein Shyamalan, der viel mehr könnte und das zwischenzeitlich erhoffen lässt. Vielleicht sollte er nur halbtags arbeiten…
Autor: Jacko Kunze