MB-Kritik

Diplodocus 2024

Animation

Inhalt

Der kleine Dino Diploträumt davon, einmal ein richtiges Abenteuer zu erleben. Doch seine Eltern haben eine Mauer um das gemeinsame Dschungel-Heim errichtet, die Diplo von der verlockenden, aber gefährlichen Außenwelt fernhalten soll. Was Diplo nicht ahnt: Seine Welt endet dort, wo die Seiten aufhören - denn er ist in Wahrheit eine Figur in einem Comic. 

Kritik

Where do you get all your ideas?“, fragt ein kleines Mädchen in einer der die animierten Szenen aufbrechenden Schauspielsequenzen den von Tadeusz Baranowskis inspirierten Comic-Zeichner Ted (Piotr Polak, Die Erbschaft). Selbst dieser befremdlich manipulative Moment, der dem kindlichen Zielpublikum weismachen soll, Wojtek Wawszczyks desorientierten Dino-Abenteuer würde vor Einbildungskraft überschwappen, unterdrückt nicht die eigentliche Frage: Welche Ideen? Die wenigen, mit denen der Patchwork-Plot willkürlich um sich wirft, sind altbekannte Versatzstücke der Kinderunterhaltung, die etwas Meta-Ebene nicht origineller macht. 

Diese Mangel einer guten Story für einen Kinder-Comic und die verbissene Suche danach zum Handlungselement zu machen, ist durchaus eine vielversprechende Idee, die den Jüngsten den Wert von Phantasie auf ideeller und finanzieller Ebene vermitteln könnte. Nur hat der Regisseur und Drehbuchautor wenig Interesse an den kreativen Möglichkeiten des Durchbrechens der Vierten Wand. Selbiges dient in den verworrenen Erlebnissen des Titelcharakters Diplo (Stimme: Mikołaj Wachowski), der einmal hinter die sein Zuhause umgebende Mauer blicken möchte. 

Trotz der Warnungen seiner überängstlichen Eltern wagt der kleine Dinosaurier den Blick über den Tellerrand. Ein als Zauberformel wirkender Wunsch wirbelt ihn durch grell-bunter Parallelwelten, bevölkert von einer Scharr drolliger Repertoire-Figuren wie den exzentrischen Wissenschaftler Nervekowsky (Arkadiusz Jakubik, Kler), den unfähigen Zauberer Hocus Pocus (Borys Szyc, Forst) und einen vorlauten Esel (Mariusz Szczygieł). Letzter ist nicht das einzige Plot-Vehikel, das unübersehbar von besseren Vorbildern kopiert wurde. Auch eine Antwort auf die Frage nach den Ideen.

Fazit

Mit den Cartoons des polnischen Comic-Zeichners Tadeusz Baranowskis hat Wojtek Wawszczyk anstrengende Sketch-Parade nur die überladene Form und burleske Slapstick gemein. Exzessiv verniedlicht, wirkt der verstaubte Stil fast psychedelisch. Letztes gilt auch für die hyperaktive Handlung, deren Dino-Held fast buchstäblich ausradiert wird. Ironischerweise wäre das keine schlechte Option angesichts des kruden Konglomerats narrativer Versatzstücke und altbackener Stereotypen, die nie zu einer stimmigen Geschichte zusammenfinden. Die dramatische Stagnation der Meta-Story war wohl nah an der Realität. 

Autor: Lida Bach
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