MB-Kritik

The Glassworker 2024

Romance, Animation

Art Malik
Sacha Dhawan
Anjli Mohindra
Tony Jayawardena
Jennifer Douillard
Mina Anwar
Sham Ali
Maya Saroya
Nila Aalia
Alex Jordan
Bex Wood
Dnita Ghohil
Nicholas Khan
Marcel McCalla

Inhalt

Der junge Vincent und sein Vater betreiben die beste Glasswerkstatt weit und breit. Doch als Krieg über das Land hereinbricht, wird ihr einfaches Leben aus der Bahn geworfen. Die Ankunft eines Generals und seiner Tochter Alliz, einer aufstrebenden Geigerin, stellt die Beziehung zwischen Vater und Sohn auf eine weitere Prüfung. 

Kritik

Es ist nicht einfach, durch den geschichtlichen Glanz zu sehen, der Usman Riaz und Mariam Riaz Parachas allegorisch angehauchten Animationsfilm umgibt. Das in Setting und Handlung von Pakistan und seiner bewegten Geschichte geprägte Prestige-Projekt ist nicht nur das Langfilm- und Animations-Debüt des Regie-Duos, sondern die erste handgezeichnete Produktion Pakistans ersten auf ganz handgezeichnete Werke spezialisierten Filmstudios Mano Animation und einer der wenigen Animationsfilme mit Aussichten auf internationale Aufmerksamkeit. Die ist verdient - trotz unübersehbarer Makel. 

Letzte liegen vor allem im Drehbuch, das eine konventionelle Konstellation und klassische Konflikte vor einem ungewöhnlichen Hintergrund arrangiert. Die märchenhaft anmutende Szenerie eines idyllischen Ortes, vage Anfang des letzten Jahrhunderts, über den unvermittelt Krieg hereinbricht, ist stark von Ghibli inspiriert. Ein trotz wenig vorteilhafter Vergleich für die Bilder, die weder den Detailreichtum, noch die Atmosphäre haben. Dabei ist die nostalgische Optik nicht unpassend für eine Geschichte, die sich großteils in der Erinnerung der Hauptcharaktere entfaltet. 

Vincent (Stimme: Sacha Dhawan, The Great) ist der hochtalentierte Lehrling seines Tomas (Art Malik, Arielle, die Meerjungfrau), der die angesehenste Glaswerkstatt der Gegend betreibt. Doch mit Kriegseinbruch wendet sich das Klima gegen Vincents pazifistischen Vater. Der verbietet ihm den Kontakt zur Generaltochter Alliz (Anjli Mohindra, The Lazarus Project) die das Geschehen in Briefen als Erzählerin kommentiert. Da sie allerdings entweder das Offensichtliche wiederholt oder Gefühle bestärkt, die der Kontext nahelegt, wirkt diese wie ein Mittel, ihrer patriarchalische Stereotype bedienenden Figur Aktivität zuzuschreiben.

 Während Vincents Handwerk zur Kunst überhöht wird, wird Alliz Geigenspiel als dekorative Interpretation abgetan - bezeichnenderweise von Vincent. Dessen Position bestätigt die Handlung durch Reduktion der einzigen relevanten Frauenfigur zur romantischen Trophäe. Die geht an Vincent für seine Anpassung an ein martialisches Männlichkeitsideal, das die harschen Gefechtsszenen nur noch mehr überhöhen. Im Gegenzug verheilen selbst die schwersten körperlichen und persönlichen Verletzungen zwar nicht spur- ,aber offenbar schmerzlos. Lohn ist der Ruhm, der hier indirekt bestärkt wird.

Fazit

Konservative Untertöne und ein martialisches Weltbild überschatten die Qualitäten Usman Riaz und Mariam Riaz Parachas von Hand gezeichneten Kino-Debüts. Deren Romeo-und-Julia-Prämisse um die sich ineinander verliebenden Kinder ideologisch entgegengestellter Familien erhält durch ihre politischen und künstlerischen Motive ebenso spannende wie zeitlose Facetten. Vertieft werden diese jedoch nicht; vertanes Potenzial, das auch die unterentwickelten Charaktere zeigen. Dennoch besitzen die liebevollen Handzeichnungen einen eigenen Reiz und die Story genug Dramatik, um gespannt auf weitere pakistanische Produktionen zu machen.

Autor: Lida Bach
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