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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der kleine Ben und seine Schwester Saoirse können in der magischen Muschel, die ihnen ihre verstorbene Mutter hinterlassen hat, das Meer rauschen hören. Als Bens Schwester der Muschel eine zauberhafte Melodie entlockt, tauchen die Kinder in ein Märchen ein: Denn Saoirse ist in Wirklichkeit ein Robbenmädchen, das an Land lebt. Eine alte irische Sage erzählt von zwei Welten - dem Meer und dem Land - zwischen denen sich Saorise entscheiden muss.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Animationsfilme sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Derartige Filme vom europäischen Kontinent hingegen scheinen eher spärlich gesät zu sein. Der Ire Tomm Moore (den das Schreibprogramm des Autors immer zu einem Tommy Moore macht) allerdings liefert mit „Die Melodie des Meeres“ schon seine zweite animierte Arbeit ab. 2009 ging mit „Das Geheimnis von Kells“ bereits ein kleiner Film an den Start, der äußerst zufriedene Kritiken nach sich zog und sogar für den Oscar als „Bester Animationsfilm“ nominiert wurde - ein Schicksal, das auch diesen Film ereilen sollte. Nun kommt der Film scheinbar mit einiger Verspätung in die deutschen Kinosäle, am Heiligen Abend nämlich, und dürfte da klein bis groß begeistern. Zu wünschen wäre es dem Film. Der ist nämlich echt schön.

Moore ist ein überaus fähiger Mann, der hier einen kleinen Filmschatz abliefert. Der Film selbst erinnert von Aufmachung und Erzählstil her vor allem zu Beginn an die gute alte Gute-Nacht-Geschichten, die man von seinen Eltern so gerne gehört hat, sobald man sich unter die warme Decke gekuschelt hat. Eine Sage, vollgestopft mit allerlei mystischen Wesen und dem Geschwisterpaar Saoirse (um Verwirrung zu verhindern; man spricht es „Sirsche“ aus) und Ben. Ben, der seine kleine Schwester nicht zum aushalten findet, der sich ungerecht von seinem allein erziehenden Vater behandelt fühlt, der seine olle Oma nicht mag und der all den Frust, der sich in ihm aufstaut, nach unten weiterleitet - zu Saoirse. Die kann sich schließlich schlecht wehren, sie ist sechs Jahre alt, hat noch nicht ein Wort gesprochen und scheint generell irgendwie hilflos zu sein. Aber halt, da steckt etwas in ihr, der Schein des kleinen machtlosen Mädchens muss trügen. Etwas will aus ihr heraus, sie redet zwar nicht, aber sie niest immerzu. Und während Ben panische Angst vor dem Wasser hat, scheint die kleine Prinzessin vor gar nichts Angst zu haben, außer vor den Gruselgeschichten die Ben erzählt, um sie zu ärgern.

Es sind Momente wie diese, die auf wunderbare Weise zeigen, wie gefühlvoll Tomm Moore (der auch die Vorlage der Geschichte lieferte) und Drehbuchautor Will Collins hier die Beziehung der beiden Kinder angehen. Das ist zwar alles recht einfach gehalten, mit Streichen, Eifersucht und Ärgernissen, aber dennoch büßt es nie an diesem gewissen Etwas ein, das eine so wertvolle Eigenschaft für einen Film sein kann; es fühlt sich echt an. Und das ist eine ziemlich große Leistung für einen Film, indem es um die Befreiung von Feen geht, um Eulen, die sie unterdrücken und um kleine versteinerte Wesen mit ellenlangen Bärten. Das Element des Fantastischen funktioniert hier einwandfrei, eben weil alles auf der angenehm nahen und gefühlvollen Geschichte der beiden Geschwister aufbaut und weil die magische Welt erst mit den Kindern zusammen erschlossen wird.

Ben und seine Schwester begeben sich nämlich auf eine Reise, anfangs eher zufällig als planvoll und werden dann auf dem Weg ihrer wahren Bestimmung zugeführt. Das Abenteuer beginnt dabei zuhause, von wo sie zu ihrer Oma müssen, weil diese meint, die emotionale Abwesenheit des Vaters (gesprochen von Irland-Urgestein Brendan Gleeson, „Harry Potter“-Reihe) sei gefährlich. Bei der Oma wollen die Kinder aber nicht bleiben, sie wollen zurück ins traute Heim, nur dass sie vorher natürlich einige Hindernisse überbrücken müssen - Saoirse wird nämlich gebraucht, von den Wesen, die in unserer Menschenwelt leben, unentdeckt und versteinert. In dem kleinen Mädchen selbst findet sich ein weiteres fantastisches Element, in ihrer Umwelt, ihrem Talent und ihrer Gabe. Ihrer scheinbaren Weitsicht, ihrer reinen und guten Lebenskraft. Sie kann mit der Kraft der Melodie des Meeres Unrecht verhindern und Gefangene befreien.

Das alles wird von Tomm Moore wirklich überwältigend schön visualisiert. Der Zauber und das Wunderbare verschmelzen mit Bildern, die die Magie förmlich real werden lassen. Abseits von Pixars glattgezogenen Animationen überzeugt das Visuelle mit atemberaubender Schönheit und reichlich lustvoller Kreativität. Man wird gebannt sein von den Bildern, man wird in wohler Zufriedenheit dem Geschehen folgen und sich zeitweise selbst wieder wie ein kleines Kind fühlen, dass die Magie der Welt neu für sich entdeckt. Die Musik streichelt die Seele, die unschuldige und sanfte Inszenierung von Moore bettet den Zuschauer ein und nimmt ihn mit auf auf das Abenteuer, das durch die engsten Tunnel und in die weitesten Ozeane führt.

Fazit

„Die Melodie des Meeres“ ist ein wirklich schöner Film geworden, der für Jung und Alt gleichermaßen ein runder Spaß ist. Moore, ein wahrlich talentierter Erzähler, der viel mit Bild und Ton zu machen weiß, greift tief in seine geheime Wunderkiste und zieht immer wieder Ideen und Bilder heraus, die, auf der großen Leinwand gesehen, die Mundwinkel nach oben gleiten lassen werden. Mit Einfühlsamkeit, Spannung und einem befreienden Tonus liefert der Film eine schöne Geschichte über Gefühle, Verantwortung, Ängste und natürlich Liebe. Das ist wertvoll, beglückend zu betrachten und ein wahrlich angenehmer Spaß. Manchmal ist es einfach schön, wieder ein Kind sein zu dürfen, und sei es nur für 90 Minuten.

Kritik: Levin Günther

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