Inhalt
Soufra erzählt die außergewöhnliche und inspirierende Geschichte von Mariam Shaar. Die Flüchtlingstochter und Sozial-Unternehmerin hat ihr gesamtes Leben im Lager Burj el-Barajneh südlich von Beirut im Libanon verbracht. Der Film begleitet sie bei der Gründung der Catering-Firma Soufra, mit der sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen möchte. Mithilfe einer bunt gemischten Gruppe von Frauen, die ebenfalls im Camp lebt, erweitert sie den Betrieb zu einem Food-Truck-Geschäft. Mariam versammelt dafür syrische, irakische, palästinensische und libanesische Frauen, die das florierende Unternehmen führen und dabei wunderbare Freundschaften schließen. Gemeinsam gelingt es ihnen, die Wunden des Krieges mit der verbindenden Kraft des Essens zu heilen und die eigene Zukunft neu zu gestalten – im Glauben an Mariam und an sich selbst.
Kritik
Dass Thomas Morgan den Namen des inspirierenden Projekts, das Mariam Shaar mit einer Gruppe Refugee-Frauen stemmte, zu dem seine optimistische Erfolgsstory macht, ist in mehr als einer Hinsicht passend. Soufra bezeichnet eine reich gedeckte Tafel, wie sie Shaar und ihre Kolleginnen für ihre Catering-Aufträge mit heimischen Gerichten füllen. Ein filmisches Menü serviert auch Morgan, mit dem Unterschied, dass er nur zwei Sachen auf der Karte hat. Eine Portion Hoffnung, eine Portion Food Pics, dann eine noch größere Portion Hoffnung, eine noch größere Portion Food Pics, eine noch noch größere Portion Hoffnung ... Letzte triumphiert schließlich auch über die Bürokratie, die fast verhindert, dass der Kleinbetrieb mit einem Food Truck erst recht ins Rollen kommt.
Ein Schnitt und das einzige wirkliche Problem, mit dem die Protagonistinnen auf ihrem Weg aus einer Küche im Beiruter Flüchtlingslager Burl El Barajneh zum international gepriesenen Pionierprojekt konfrontiert sehen, löst sich durch eine Ummeldung fast von selbst. Von da an geht es auf der Überholspur in eine bessere Zukunft. Unglaubwürdig, wäre der erste Gedanken, käme diese Story aus Hollywood, wo sie gewiss bald ausgeschöpft wird. Eine mit reichlich Filmausschnitten gespickte Szene, in der die Frauen bei einem gemeinsamen Videoabend Jon Favreaus Koch-Comedy Chef gucken, wirkt wie der Ruf nach einer Einladung. Tatsächlich überzeugt die Inszenierung weniger als lebensnahes Porträt denn als Pitch für einen Familienfilm. Tragische Einzelschicksale und leidvolle Erfahrungen haben darin keinen Platz.
Das gleiche gilt für den konfliktreichen Alltag im Camp. Dort tötet ein durch Kurzschlüsse verursachter Brand, wie sie laut Shaar regelmäßig auftreten, mal eben Dutzende Menschen. Wie solch ständige Risikofaktoren ein junges Unternehmen beeinträchtigen, interessiert Morgan nicht. Zu ihrer Zeit wurden Mädchen zwangsverheiratet, berichtet Shaars Mutter. Eine Generation später ist Diskriminierung für das rein weibliche Team kein Problem. Familiäre Unterstützung ist scheinbar jeder Beteiligten sicher. Wie werden unter den mehr als suboptimalen Bedingungen die zahlreichen Standards bei Zutaten, Lagerung und Verpackung erfüllt? Wie organisieren die Frauen Transporte, wenn sogar die Cheffin ihren Führerschein erst machen muss? Mehr Transparenz, Hintergründigkeit und Konfliktbewusstsein wären der Selfmadewomen würdig gewesen. Ein enttäuschend schwacher Film über bewundernswert starke Persönlichkeiten.
Fazit
An dem mit dem titelgebenden Unternehmen verbundenen Prestige war Thomas Morgan offenbar mehr interessiert als an den Errungenschaften der eindrucksvollen Protagonistin und ihres Teams. Der spürbare Mangel an Anteilnahme, die unengagierte Inszenierung und die Abwesenheit jeder Dynamik und inneren Dramatik ersticken das dokumentarische Potenzial, das in der gleichermaßen spannenden und ermutigenden Geschichte steckt.
Autor: Lida Bach