6.1

MB-Kritik

Spiritwalker 2020

Action, Fantasy

6.1

Yoon Kye-sang
Ji-Yeon Lim
Park Yong-woo
Gi-jun Hong
Lee Sung-wook
Park Ji-hwan
Seung-mok Yoo

Inhalt

Verletzt und blutend erwacht der junge I-An Kang neben einem Unfallauto. Was ist passiert? Wie kommt er hierher? Und vor allem, wer ist er? Sein Gedächtnis ist wie ausgelöscht, dafür entdeckt er mit der Zeit immer neue Facetten und Fähigkeiten an sich. Denn alle zwölf Stunden, stets zum Mittag und um Mitternacht, schlüpft sein Geist in einen neuen, fremden Körper. Für I-An Kang beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um seine wahre Identität herauszufinden, aber auch die der Männer, deren Statur er annimmt. Während sein eigenes Spiegelbild mehr und mehr zu einem Seelen-John-Doe verkommt, scheint die Begegnung mit einer geheimnisvollen Frau die Karten neu zu mischen und ihn näher an die Verantwortlichen zu bringen.

Kritik

Wenn es um Thriller aus Südkorea geht, dann ist die Erwartungshaltung mittlerweile wahrlich so hoch, dass es Newcomer deutlich schwerer haben, sich am Markt überhaupt zu etablieren. Angesichts Klassiker wie Oldboy, Memories of Murder, The Chaser, I Saw the Devil, Mother oder auch New World, muss es schon ein gutes Konzept sein, eine neue Idee oder eben eine starke Inszenierung und Geschichte, damit sich Werke gegenüber der wirklich starken Konkurrenz abheben. Im Falle des Action-Thrillers Spiritwalker von Autor und Regisseur stimmt zumindest die Ausgangslage neugierig: Wie die Hauptfigur Kang Ian selbst, werden wir in ein Setting geworfen, dessen Regeln wir lange Zeit nicht verstehen, während Ians Seele scheinbar wie von Zauberhand alle 12 Stunden von Körper zu Körper wandert. Daraus entsteht nicht nur eine ungewöhnliche Sogwirkung, sondern auch ein Genre-Mix, der zwar nicht immer ohne Ecken und Kanten bleibt, am Ende aber gekonnte Unterhaltung bietet.

Spiritwalker bietet dabei mit seiner Körpertauschthematik eine wirklich ungewöhnliche Ausgangslage, die zwar im ersten Moment verwirrend erscheint, sich aber dank der Leistung von Yoon Kyesang sowie der sich nach und nach enthüllenden Geschichte spannend und jederzeit interessant anfühlt. Und dennoch: Während wir nach und nach in die Welt gezogen werden und uns ebenso viele Fragen wie Ian stellen, bleibt im Mittelteil des Konzept etwas auf seinen Antworten stehen und verlässt sich zu stark auf seine Nebenfiguren. Mehr noch: Wo zu Beginn Mystery im Fokus steht und eher das Rätsel in Form des Thrillers erzählt wird, gibt es danach klassische Thriller-Kost und am Ende von Spiritwalker geht es sogar ins Genre des klaren Actioners über. Im Finale routiniert sowie bekannt, und doch von der Inszenierung her äußerst ansprechend, gibt es somit einen Showdown, der vor allem Action-Fans abholt und noch einmal richtig Tempo in die eigentlich recht ruhige Geschichte bringt.

Genau hier hat Spiritwalker aber seine größten Probleme: So interessant die Mixtur auch sein mag, die Übergänge sind nicht immer logisch, fließend oder gelungen, sodass sich der Film von Jae-Keun Yoon an vielen Stellen etwas unrund anfühlt. Durch die gelungene Performance von Yoon Kyesang und der sich offenbarenden Verschwörung (inklusive Erklärung des Spiritwalkers, die es aber gar nicht gebraucht hätte) gibt es für Fans aber genügend zu entdecken, sodass am Ende der Film von Jae-Keun Yoon durchaus ein gelungener Regie-Einstand darstellt. Dies betrifft auch die Inszenierung selbst: Egal ob die Wechsel der Körper, Rückblicke, Action-Einlagen oder die Erzählung der vielen Nebenfiguren, hier schafft es Spiritwalker sich als wirklich tolles Erstlingswerk zu etablieren, wo wir gerne mehr sehen möchten.

Fazit

"Spiritwalker" entpuppt sich als durchaus wilder Genre-Mix, der gleichzeitig mysteriös, spannend, actionreich sowie auch wandelbar daherkommt und somit packende Unterhaltung bietet. Und auch wenn die Übergänge nicht immer ohne Reibung gelingen, ist der Film von Jae-Keun Yoon eine klare Empfehlung für Fans von spannender Thriller-Kost, die am Ende zudem mit einem ordentlichen Knall endet. Diese brachiale Seelenwanderung sollte man sich nicht entgehen lassen.

Autor: Thomas Repenning
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