Inhalt
Im Mittelpunkt der Story stehen zwei Liebende, die durch Tausende von Kilometern voneinander getrennt in lebensbedrohliche Situationen geraten. James Moore befindet sich in Gefangenschaft von somalischen Dschihadisten, als seine Gedanken zu Danielle Flinders driften, in die er sich beim letzten Weihnachtsfest verliebt hatte. Danielle dagegen denkt auch an James, als sie mit einem Tauchboot die Tiefen des Ozeans erkundet.
Kritik
Es ist vor allem der Macht des Kinos zu verdanken, dass Alicia Vikander (Tomb Raider) und James McAvoy (Split) zu Beginn von Grenzenlos aufeinandertreffen und sich unsterblich ineinander verlieben. Während sie die Welt als Tiefseetaucherin bereist, sorgt er für Wasserversorgung in afrikanischen Ländern. In Wim Wenders (Der Himmel über Berlin) Romanadaption wird die Liebe der beiden auf eine harte Probe gestellt, als McAvoy in Somalia in die Gefangenschaft von Dschihadisten gerät und jedweder Kontakt zwischen den beiden Liebenden abbricht. So erzählt Grenzenlos einerseits von allumfassender Sehnsucht, dem Gefühl angespannter Ruhe- und Tatenlosigkeit und führt andererseits einen Diskurs über Umweltschutz und Terrorismus. Erstaunlich ist dabei vor allem, wie wenig Wenders beide Elemente in Einklang zueinander bringen kann. In weitestgehend lieblosen und stellenweise erstaunlich künstlichen Bilder scheitert das Projekt des eigentlich so begnadeten Filmemachers beinahe gänzlich.
Immerhin gelingt es Wenders seine beiden Hauptdarsteller von ihrer Starperson abzukoppeln und so als eigenständige Figuren zu etablieren. Als furchtbar flache Figuren, zugegebenermaßen, aber immerhin als greifbare Individuen. In gewisser Weiße lässt sich Grenzenlos als ultimativer Liebesfilm verstehen, denn abseits einiger oberflächlicher Merkmale wie ihrem Beruf zeichnen sich beide Protagonisten ausschließlich durch ihre unbändige Liebe zum jeweils anderen aus. Und obwohl Wenders ihrem Kennenlernen, dem ersten und einzigen Treffen der Beiden, knapp ein Drittel seines Filmes schenkt, bleibt diese grenzenlos Liebe stets eine Behauptung. Dem Zuschauer bleibt ihre gegenseitige Anziehung ein Rätsel, ist ihre gemeinsame Zeit doch vor allem durch holprige Dialoge gekennzeichnet und jeder Anflug von Zärtlichkeit im Angesicht ihrer fehlenden Chemie eine Farce.
Tatsächlich kann man weder die Figur Vikanders, noch die von McAvoy sonderlich ernst nehmen, was sich konsequenterweise auch auf ihre Beziehung niederschlägt. Eine Verbindung, die eben nicht nur eine flüchtige Bekanntschaft, eine oberflächliche Anziehung sein will, sondern vielmehr den Anspruch einer unsterblichen Liebe und Seelenverwandtschaft erhebt. Dieser naive Gedanke wurde im Kino schon unzählige Male zelebriert, doch Wenders entgleitet er völlig. Im weiteren Verlauf verlässt sich Grenzenlos dann blind auf diesen gescheiterten Unterbau und so ist der Film dadurch bereits früh zum Scheitern verurteilt. Melodramatisch erhöht scheint nicht nur das Ende, sondern auch ihre spirituell angehauchte Verbindung. Obwohl beide immer wieder davon reden die Erde und die Menschheit zu retten, handeln sie vor allem aus der egoistischen Motivation sich wiederzusehen. Immerhin in diesem Bemühen sind die austauschbaren Bilder des Films erstaunlich ehrlich.
Fazit
In „Grenzenlos“ will uns Wim Wenders eine Liebesgeschichte verkaufen, an die er selbst nicht glaubt. Auch wenn die sprunghaften Dialoge viel behaupten, lösen die Bilder nur sehr wenig davon ein. Fragmentarisch laufen die belanglosen Handlungsstränge nebeneinander her, während das Werk sie als untrennbare Einheit versteht. Spiritualität trifft auf Lernmaterial und im Gegensatz zu seiner Protagonistin fischt der Film nur im Trüben.
Autor: Dominic Hochholzer