Inhalt
Faruk, der bei seiner Großmutter wohnt, schlägt sich wie viele seiner Altersgenoss*innen mit dubiosen Deals durch, auf der Suche nach einem Weg aus der Armut. In einem Kaufhaus lernt er Mona kennen, die aus einem ganz anderen Sarajevo kommt: aus den modernen, hermetisch abgeriegelten Villen am Stadtrand.
Kritik
Vorstadtkrimi, Teenie-Soap und Milieumärchen sind die dramaturgischen Angelpunkte eines Jugenddramas so ziellos wie die Leben seiner Charaktere. Faruk (Pavle Čemerikić) lebt im Plattenbau bei Oma (Hasija Borić, Grbavica) von deren Rente und taugt vor lauter Bravheit nicht zum Kleinkriminellen. Mona (Sumeja Dardagan) ist die Tochter reicher Unternehmer, die den lästigen Nachwuchs am liebsten abschieben möchten - nach Kanada, weil das als Co-Produktionsland auch irgendwie auftauchen muss. Da beide im Jugendalter sind, ist klar, wie es weitergeht.
Als der not-really-bad boy das goody-good girl bei einem Trip ins schicke Stadtzentrum sieht, funkt es sofort. Was diese zwei wandelnden wenig neuen Ausgaben der Liebenden aus vermeintlich unvereinbaren Welten zueinander zieht, vermag Regisseur und Autor Igor Drijaca (Krivina) nie zu vermitteln. Ein gemeinsames Hobby haben die zart Liebenden jedenfalls: in schmeichelndem Sonnenschein herumwandern und träumerische Blicke austauschen. Dafür bietet Sarajevos titelgebendes Wahrzeichen eine dankbare Kulisse, die wiederholt ausgiebig in Szene gesetzt wird.
Der Pressetext nennt das „Liebeserklärung“ an die Hauptstadt. „Tourismusreklame“ trifft die ästhetische Ausrichtung eher und passt zu den Plänen, die marode Sehenswürdigkeit zum lukrativen Kultur-Hotspot auszubauen. Bis der wirtschaftliche Fortschritt eines Tages eventuell in Faruks Hochhausslum ankommt, liegt Tragik in der Luft. Das Publikum will es nicht anders, behauptet Drijaca, als er den Plot unbewusst mit Omas Seifenopern vergleicht. Nur ist Selbstreferenz keine Selbstreflexion. An der mangelt es dem faden Märchenmelodram genauso wie inszenatorischer Einheitlichkeit.
Fazit
Provinzromantik und Proletariertragik bestimmen den schleppenden Rhythmus der öden Teenie-Liebelei, deren pittoresker Lokalkolorit die Farblosigkeit der Protagonisten nicht ausgleichen kann. Abgegriffene Metaphern, die das Dog-eat-dog-Prinzip innerhalb der delinquenten Vorstadtbevölkerung wörtlich übernehmen, stehen in kuriosem Kontrast zu der idealisierten Darstellung erster Liebe. Aus den Bruchstücken verschiedener Stories einen soliden Handlungsfaden zu knüpfen, gelingt der oberflächlichen Inszenierung nicht. Die adretten Jungdarsteller können alleingelassen mit unfertigen Figuren auch nur rastlos in die Kamera gucken.
Autor: Lida Bach