Inhalt
Eine Zufallsgemeinschaft: an der Uni treffen der recht rabiate Ansichten vertretende Quaid (Shaun Evans) und der junge und sich treiben lassende Stephen (Jackson Rathbone) zufällig aufeinander. Gemeinsam starten sie auf Quaids Anraten eine Videostudie als Semesterarbeit, bei der angeworbene Teilnehmer vor der Kamera von ihren tiefsten Ängsten erzählen. Quaid geht es jedoch nicht um eine gute Note, er leidet an einem entsetzlichen Kindheitstrauma, bei dem in seiner Anwesenheit seine Eltern ermordert wurden und steht unter Medikamenten. Während Stephen sich in die Cutterin Sheryl (Hanne Steen) verliebt und gleichzeitig von der Kommilitonin Abby, die mit einem Ganzkörpermuttermal leben muß, angeschmachtet wird, ist Quaid das Experiment zunehmend wenig radikal genug. Also entwirft er eine neue und drastische Versuchsanordnung, die jedoch nur furchtbare Folgen für alle Beteiligten hat.
Kritik
Bei „Dread“ handelt es sich um die Kurzgeschichte von Clive Barker, „Moloch Angst“, aus dem „Zweitem Buch des Blutes“. Doch wo viele Werke von Barker mit einer Blutorgie oder mordenden Monstren aufwarten, spielt sich das Grauen bei „Dread“ eher in der Psyche des Zuschauers ab.
Es geht um Ängste und zwar um die tiefsten Ängste der eigenen menschlichen Seele. Um diese zu erforschen gehen ein paar Studenten einen Schritt zu weit. Doch soll diese Studie auch gleichzeitig als Therapie der drei Protagonisten gesehen werden mit der Frage: Wie kann man seine eigenen Ängste kontrollieren, ja sogar zu besiegen?
Der Zuschauer wird hier mit einer äußerst interessanten Idee konfrontiert, welche leider nicht immer überzeugen kann. Doch gehen wir etwas ins Detail:
Der Look des Filmes ist super gewählt. Düster aber dennoch vertraut. In so gut wie keiner Szene bekommt der Zuschauer einen gut beleuchteten Raum zu sehen. Jedoch wird hier nicht mit klischeebehafteten Spukhäusern pechschwarzer Finsternis gearbeitet, sondern die Umgebung, in welcher sich die Protagonisten bewegen, ist dem Zuschauer vertraut. Es handelt sich um Normalität. Und genau dies führt zu einer realistischen Wahrnehmung der ganzen Szenerie, welche das Grauen noch etwas beängstigender darstellt. Selbst das dauerhaft flackernde und matte Licht wirkt nicht deplatziert sondern unterstreicht das Gesehene.
Mit den Schauspielern wurden unverbrauchte Gesichter gewählt, welche durchaus überzeugen, allerdings auch nicht herausragend sind. Doch man muss zugeben, dass die innere Unsicherheit und die Konfrontation mit den Ängsten, welchen die drei Protagonisten den ganzen Film über erliegen, gut rüber gebracht werden. Obwohl es sich um Studenten handelt wird von Klischees oder Stereotypen abgesehen. Es handelt sich hierbei nicht um dämlich agierende Teenies, welche leider zu oft im Genre eingesetzt werden, sondern um realistische Charaktere.
Auch sind sämtliche Aktionen und Reaktionen der Protagonisten durchaus nachvollziehbar. Dies liegt am guten Drehbuch, denn hier wird so viel wie möglich aus Barkers Kurzgeschichte rausgeholt. Zwar kann der Film nicht das ganze Grauen der Geschichte erfassen (alleine die Beschreibung der Ängste und der inneren Zerrissenheit der Opfer können filmisch nicht dargestellt werden), tut dennoch sein bestes um dem Zuschauer die Konflikte zu verdeutlichen.
Desweitern ist der Schuss positiv hervorzugeben. Dem Zuschauer wird hier ein ganz besonderer „What the Fuck“ Moment geboten, welcher einen äußerst faden Beigeschmack hinterlässt (Wortwitz^^).
Handwerklich gibt es auch wenig auszusetzen. Klar merkt man, dass das Budget eher gering für diese DVD Produktion ausgefallen ist, doch kann man gegen die Effekte wenig sagen. Zwar sieht man hier und dort die CGI Effekte, was allerdings kaum störend wirkt. Auch sind einige Szenen relativ derbe ausgefallen, wobei man sich fragen sollte, ob eine Freigabe „Ab 18“ nötig gewesen wäre. Allerdings sind die Goreszenen auch eher Mittel zum Zweck und eigentlich nicht notwendig. Der psychologische Horror steht hier im Vordergrund.
Doch was hindert „Dread“, nach den vielen positiven Aspekten, daran, eine kleine Genreperle zu werden? Es dauert einfach zu lange bis der Film wirklich Fahrt aufnimmt. Interessante Geschichte hin oder her… auch dies ändert nichts daran, dass erst nach geschlagenen 80 Minuten (Bei einer Laufzeit von etwa 100 Minuten) etwas passiert. Pseudo-psychologische Monologe und Dialoge über Ängste und ihren Ursprung lassen den Zuschauer ermüden. Zu schnell ist dieses Thema ausgereizt und wird langatmig. Da ändern auch die sehr kurzen Traumsequenzen über einen Axtmörder relativ wenig dran, zumal der Zuschauer zu jeder Sequenz weiß, dass der Protagonist träumt. Somit verfliegt die Spannung relativ schnell. Da ändert auch das Setting nichts dran.
Doch auch jene, welche ein blutiges Finale erwarten, werden enttäuscht. Zwar passt das Finale in das Gesamtkonzept des Filmes, fällt aber für Barker-Verhältnisse relativ ruhig aus. Daher kann man bei „Dread“ auch weniger von einem Horrorfilm sprechen, eher von einem Psychothriller mit Drama-Einflüssen.
Fazit
Trotz dem guten, düsteren Look des Filmes, sowie einer interessanten Idee schafft „Dread“ nicht den Sprung zur kleinen Perle des Genres sondern verliert sich aufgrund der Langatmigkeit der Darstellung im Durchschnitt. Nichts desto trotz handelt es sich um einen sehenswerten Film bei dem besonders das Ende im Gedächtnis bleibt.
Autor: Kuehne Kuehne