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Inhalt

Der unscheinbare Jonathan lebt mit dem nahen Tod. Er hat Leukämie. Der zwielichtige Amerikaner Tom Ripley vermittelt ihn als idealen Killer. Denn in seinen Augen hat der harmlose Handwerker nichts mehr zu verlieren. Aber Ripley zeigt plötzlich Skrupel. Zu spät. Jonathan wird in der Pariser Metro zum Mörder. Und der braucht jetzt dringend einen Freund.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Innerhalb der deutschen Filmkultur hat Wim Wenders (Der Himmel über Berlin) im Jahre 1977 bereits den Rang einer Art Autorität erlangen können, hat er sein filmisches Können doch mit Werken wie Der scharlachrote Buchstabe, Alice in den Städte und Im Lauf der Zeit hochdekoriert unter Beweis gestellt. Der Impetus, der Wenders dazu getrieben hat, ein Projekt zu verwirklichen, welches sich nicht induktiv entfaltet, sondern einen klaren Rahmen besitzt, in dessen klaren, festgelegten Radius Handlung und Figuren zu agieren haben, war der entscheidende Schritt in seiner Karriere, der die Landesgrenzen öffnete und Wenders zu einem Künstler erklärte, der nicht nur eine internationale (Ko-)Produktion zu stemmen weiß, sondern auch, dass er ein Regisseur von internationalem Format ist: Der amerikanische Freund verifiziert das.

Basierend auf Patricia Highsmiths Roman Regel ohne Ausnahme scheint sich Wim Wenders vor allem vorgenommen zu haben, der Cineastik höchstselbst Tribut zu zollen: Und, da schließt sich womöglich auch der Kreis, als ausgewiesener Anhänger von Alfred Hitchcock (Psycho), der einst mit Der Fremde im Zug selbst eine Patricia-Highsmith-Adaption anging, hatte Der amerikanische Freund natürlich aus cineastischer Sicht auch für Wim Wenders einen noch höheren, sentimentaleren Wert. Harte Schnittfolgen bestimmen den oftmals eigentümlichen Rhythmus der Erzählung, zuweilen erweckt Wenders siebter Spielfilm, der im Übrigen dem renommierten Filmarchivar Henri Langlois gewidmet ist, gar den Eindruck, als ob Bildsequenzen nicht ineinander-, sondern aneinandermontiert wurden. Und da finden wir uns stilistisch nicht nur im amerikanischen, sondern auch im französischen Genrekino jener Tage wieder.

Wenders indes lässt dennoch keinen Zweifel daran aufkommen, dass der kriminalistische Plot, in dessen Fänge der unbescholtene Bildrahmer Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz, Der Untergang) gerät, wirklich nur als Rahmen, als Saum zu verstehen ist, während das Hauptaugenmerk auf dem Protagonisten selbst liegt. Jonathan leidet an Leukämie, seine innere Sanduhr streut ihre Körner unnachgiebig gen Süden. Und ein Mann wie Jonathan, der unentwegt dem Ende entgegentreibt, scheint für ein Verbrechen gerade die richtige Person zu sein, weil er A) nichts mehr zu verlieren hat und B) dem altruistischen Anspruch unterliegt, seiner Familie eine sorglose Zukunft zu ermöglichen. Da kommt dann auch der 'amerikanische Freund', Tom Ripley (Dennis Hopper, Apocalypse Now), ins Spiel, den Wim Wenders als Cowboy in Hamburg inszeniert und mythisch wie ein übergeordnetes Prinzip durch die Szenerie wandeln lässt.

Neben zwei wirklich meisterhaften Spannungspassagen, die Suspense derart stichhaltig definieren und Wenders inszenatorische Meisterschaft sorgsam auf den Punkt bringen, dass selbst Alfred Hitchcock seinen Hut zücken würde, bleibt Der amerikanische Freund einer durchaus einseitigen, aber gleichwohl effizient vermittelten Devise treu: In der Welt sowie in den Charakteren, die Wenders über einen Zeitraum von 130 Minuten beschreibt, scheint sich die Gefühlspalette auf Einsamkeit, Entfremdung und Isolation zu belaufen. Wir sehen die kalte urbane Architektur von Hamburg, New York und Paris und transferieren diese unmissverständlich auf die opaken Figuren. Auch in ihren Herzen herrscht eine existenzialistische Kälte, als hätten sie sich in ihrer Ziellosigkeit die Anonymität der Großstadt einverleibt, um langsam in dieser zu verfließen.

Fazit

"Der amerikanische Freund" mag nicht Wim Wenders' bester Film sein, aber er ist in jedem Fall ein Beleg dafür, wie extrem das deutsche Autorenkino doch vom amerikanischen respektive französischen Genrefilm geprägt wurde. In erster Linie scheint Wenders hier der eigenen Cinephilie zu frönen, ganz zum Leidwesen einer ausgeprägten Psychografie der Figuren. Dadurch, dass die Charaktere jedoch so opak bleiben, umgreift die Kälte, in der sie sich unentwegt winden, jedoch erst so richtig. Und außerdem: Wer zwei so brillante Suspense-Sequenzen inszeniert, der muss einfach einiges auf dem Kasten haben.

Kritik: Pascal Reis

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