Inhalt
Um seine 8-jährige Tochter versorgen zu können, schlägt sich Ex-Bodyguard Lukas (JEAN-CLAUDE VAN DAMME) als Türsteher eines Nachtclubs durch. An einem belebten Freitagabend macht dort ein pöbelnder Gast Probleme. Lukas versucht die Situation zu entschärfen, doch der betrunkene Gast verliert die Kontrolle. In der Auseinandersetzung mit dem kampferprobten Türsteher erleidet der Disco-Besucher eine lebensbedrohliche Kopfverletzung. Um einer drohenden Gefängnisstrafe zu entgehen, sieht sich Lukas gezwungen den Job zu wechseln: Er heuert in einem Strip-Club als Türsteher an. Doch es dauert nicht lang und die Cops von Interpol machen ihn ausfindig. Diese haben allerdings mehr im Sinn als den zerfurchten Türsteher in den Knast zu bringen. Sie bieten ihm einen Deal an: Der Boss des Tabledance-Clubs steht unter Verdacht in großem Stile Falschgeld zu drucken. Lukas soll als Informant arbeiten – im Gegenzug könne er auf freien Fuß und zu seiner Tochter zurück. Es beginnt ein bedrohliches Doppelleben.
Kritik
Bis Mitte der 90er Jahre war Jean-Claude Van Damme noch ein überaus erfolgreicher Action-Star, der danach überraschend schnell von der Bildfläche verschwand. Schuld daran war seine Gier nach mehr Geld, wie er heute selbst rekapituliert. Nach seinem Mitwirken am Sci-Fi-Actioner Timecop bot man ihm einen Deal über 3 Filme an, für die er jeweils 12 Millionen Dollar bekommen sollte. Zu dieser Zeit knackte Jim Carrey mit The Cable Guy gerade als erster Darsteller Hollywoods die 20 Millionen Dollar-Marke, die Van Damme nun ebenfalls verlangte. Der Deal paltzte, Rollenangebote wurden zunehmend unattraktiver, der einstige Star verschwand immer mehr im B-Movie-Bereich, wo er sich auch heute noch befindet. Mit Glücksgriffen wie dem Crime-Drama JCVD, das ihm von Kritikern einiges an Anerkennung einbrachte, seinem großartigen Volvo-Werbespot, der schnell viral ging oder der selbstironischen Amazon-Serie Jean-Claude Van Johnson, die jedoch nach einer Staffel wieder eingestellt wurde, machte der Belgier zwar hin und wieder ein wenig Lärm, erholen konnte er sich vom damaligen Fall dennoch nie.
Daran wird auch sein neuer Action-Thriller The Bouncer (OT: Lukas), inszeniert von Julien Leclercq (The Assault, Im Auge des Wolfes - Dealer gegen Diebe), nichts ändern. Das ist gar nicht der Qualität geschuldet, immerhin handelt es sich hier um einen der definitiv besseren Filme Van Dammes, einer seiner besten Arbeiten seit vielen Jahren. Dennoch besitzt The Bouncer nichts herausragendes, was einen derart heftigen Impuls auslösen könnte, um innerhalb des Genres aufzufallen. Muss er das überhaupt? Nein, wenn man einfach an einem sauber inszenierten, soliden Action-Thriller inszeniert ist. In düsteren Bildern fängt Kameramann Robrecht Heyvaert (Revenge) das Geschehen äußerst stilvoll ein und sorgt damit für die passende Grundstimmung, was die Bedrohlichkeit der Lage und den gequälten Gemütszustand des Hauptcharakters, den wir stets ganz nah verfolgen, bestens unterstreicht. Auch zeigt man sich bei der Darstellung sehr verspielt, eine Actionszene, die die Infiltration eines Hauses behandelt, wird so auch schon Mal komplett ohne Schnitt inszeniert. Handwerklich ist The Bouncer zweifellos erhaben und grenzt sich damit deutlich von sonstigen B-Movie-Produktionen des Hauptdarstellers ab.
Erzählerisch ist der Film dagegen eher simpel gestrickt, Drehbuchautor Jérémie Guez (Ares - Der Letzte seiner Art) bedient sich gängigen Genrekonventionen, sodass Überraschungen weitestgehend ausbleiben. Dass der Film aber dennoch funktioniert verdankt er zum einen der oben bereits angesprochenen, gut aufgebauten Atmosphäre, die durchaus zu packen weiß und kontinuierlich und ganz still an Spannung aufbaut, aber auch die überzeugende Leistung des Hauptdarstellers ist ein Grund dafür. Klar, Jean-Claude Van Damme tut auch hier das, was er am besten kann, nämlich hart austeilen, damit hält sich der Film aber überraschend stark zurück. The Bouncer ist daher kein wirklicher Actioner, sondern viel mehr ein ruhig angelegter, grimmiger Thriller, in dem Van Damme sich auch endlich wieder abseits der Klopperei von seiner guten Seite präsentieren kann. Gemessen an seinem eigenen Standard ist er hier so gut wie lange nicht mehr, für Fans absolut erfrischend zu seinen sonstigen Produktionen.
Fazit
Eigentlich erwartet man nicht mehr viel von Jean-Claude Van Damme, ganz selten aber gelingt dem Belgier dann doch ein kleiner Treffer. "The Bouncer" mag inhaltlich zwar nicht über Genrestandards hinausragen, überzeugt aber mit einem gut aufgelegten Hauptdarsteller, einer handwerklich soliden Inszenierung und einer packenden Grundstimmung.
Autor: Sebastian Stumbek