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Inhalt

Nachdem ihr frischangetraute Ehemann noch auf den Treppen der Kirche auf tragische Weise ums Leben kam, macht „die Braut“ Julie die Männer aus, die für diese Tragödie verantwortlich waren und rächt sich an einem nach dem anderen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Julie (Jeanne Moreau, Fahrstuhl zum Schafott) trägt Trauer. Warum, das erfahren wir als Zusehenden zunächst nicht. Nachdem die verzweifelte Frau gerade noch davon abgehalten werden konnte, sich aus dem Fenster zu stürzen, scheint sie sich wenigstens wieder halbwegs gefangen zu haben. Von einer Angehörigen begleitet steigt sie in einen Zug, um die Stadt und das dort stattgefundene Trauma hinter sich zu lassen. Doch das ist nur eine falsche Fährte. Noch vor der Abfahrt verlässt sie den Zug wieder und versucht kurz darauf, sich Zugang in das Appartement des Playboys Bliss (Claude Rich, Oscar) zu verschaffen. Dies gelingt nicht, doch auf dessen Verlobungsfeier kommt sie an ihn heran – und stößt ihn vom Balkon! Einer erledigt, noch vier auf dem Zettel, denn neben Bliss sind noch vier andere Männer dafür verantwortlich, dass Julie am Tag ihrer Hochzeit – noch auf den Kirchenstufen – zur Witwe wurde.

François Truffaut (Sie küssten und sie schlugen ihn) begibt sich bei Die Braut trug Schwarz auf ein für ihn bis dato eher ungewohntes Terrain. Der Mitbegründer der Nouvelle Vague hatte zwar schon zuvor in einigen seiner Werke dezente Genre-Annährungen (Schießen Sie auf den Pianisten; Fahrenheit 451), allerdings nie so deutlich und markant wie hier. Maßgebliche Inspiration war wohl sein Interview mit Alfred Hitchcock und das daraus resultierende Buch Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? in dem er tief in die Filmographie des Master of Suspense eintauchte. Unmissverständlich ist dies eine Hommage an das Schaffen seines Idols, nicht umsonst zeichnet sich auch Bernard Herrmann (Vertigo – Aus dem Reich der Toten; Psycho) für den Score verantwortlich. Dabei wirkt Die Braut trägt Schwarz in erster Linie gar nicht mal wie ein klassischer Hitchcock, denn sowohl die verspielte Raffinesse als auch die spitzbübische Ironie des Meisters strahlt dieser Film kaum aus. Es erinnert eher an die Arbeiten von Nouvelle Vague-Mitpionier Claude Chabrol (Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen) – der in seinen Filmen oft auf dem schmalen Grat zwischen Charakterdramen, Milieu-Studien und abgründiger Genre-Kost wanderte -, hier aber mit einem deutlich exploitativeren Beigeschmack. Tatsächlich wird dieses Werk gerne als indirekte Vorlage zu den beiden Kill Bill-Filmen bezeichnet, obwohl Quentin Tarantino angab, diesen Film – trotz wirklich massiver Parallelen - vorher nie gesehen zu haben.

In beinah episodenhafter Struktur richtet Jeanne Moreau als von tiefer Trauer und unnachgiebigem Vergeltungsdrang angetriebene Witwe über die Mörder ihres nur sehr kurzzeitigen Ehegattens, wobei die Hintergründe der Tat für das Publikum erst nach und nach in sporadisch eingestreuten Rückblenden ersichtlich werden. Kein brillanter, aber narrativ durchaus geschickter Schachzug, der den an sich nicht sonderlich tiefgründigen Plot auf erzählerischer Ebene etwas mehr Verve verleiht. Während aber ein Claude Chabrol meistens den Genre-Aspekt eher als Deckmantel für eine scharfsinnige Figurenstudie benutzte, besitzt Truffaut in dem Fall deutlich weniger Substanz. Von reinrassigem Exploitation-Kino ist man grundsätzlich natürlich noch ein gutes Stück entfernt, aber gar nicht mal so weit, wie man es von vornherein vermutlich annehmen würde. Das ist auch der größte Kritikpunkt von Die Braut trug Schwarz, da sich François Truffaut – der diesen Film rückblickend auch selbst deutlich kritisierte – als nicht routiniert im Metier erweist. Ihm fehlt es an inszenatorischer Sicherheit für so klare Genre-Zugehörigkeit und so wirkt der Film an manchen Stellen nicht konsequent und effektvoll genug, wenn er schon auf inhaltlicher Eben nicht viel mehr anbietet.

Uninteressant oder gar misslungen ist der Film dabei aber auf keinerlei Art und Weise, er wirkt nur nicht immer ganz abgeklärt und zielstrebig in seiner Ausrichtung. François Truffaut war einfach kein Genre-Regisseur, dennoch strahlt die Verehrung vor dieser Kunst und seinem Idol Alfred Hitchcock einen großen Reiz aus. Es mag nicht immer optimal inszeniert sein und in seiner Vorgehensweise mitunter unschlüssig wirken, insbesondere aber der starke Schlussakt mit seiner enorm effektiven Pointe dürfte sich langfristig ins Gedächtnis graben.

Fazit

Monsieur Truffaut, wie haben Sie das gemacht? Nun, eindeutig nicht ganz so abgeklärt und souverän wie sein Vorbild oder auch diesbezüglich erfahrenere Kollegen, grundsätzlich ist „Die Braut trug Schwarz“ aber ein hochambitionierter Gehversuch in deutlich Genre-orientierteren Gefilden. Trotz Abzügen in der B-Note ein Werk, dass seine Fußspuren hinterlassen hat und viel Potential offenbart.

Kritik: Jacko Kunze

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