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911, wer in Amerika diese Nummer wählt braucht für gewöhnlich die Hilfe von Polizei und Feuerwehr, doch wer sitzen eigentlich am anderen Ende der Leitung ? Was sind das für Menschen, die tagtäglich all die Notrufe entgegen nehmen, seien es nun Hilferufe von Selbstmördern, oder Augenzeugen, die eine Mord beobachtet haben. Jordan Turner ( Halle Berry) ist eine von diesen Menschen. Sie arbeitet in der Notrufzentrale der Polizei  von Los Angeles und ihre wichtigste Regel lautet: Lasse dich nie emotional auf den Anrufer ein. Als sie jedoch eines Tages den Tod einer Teenagerin zu verschulden hat, quittiert sie den aktiven Dienst, doch der Mörder ist noch auf freiem Fuß und schon bald befindet sich ein weiteres Mädchen in seiner Gewalt. Jordan muss erneut zum Hörer greifen, um den Wahnsinnigen zu stoppen und das Leben der unschuldigen Casey ( Abigail Breslin) zu retten. Es entbrennt ein mörderischer Wettlauf gegen die Zeit.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wenn Regisseur  Brad Anderson ( „The Machinist“, „Transsiberian“) einen Film anpackt, dann kann man für gewöhnlich davon ausgehen, dass man nicht das üblichen 0815 Hollywood Popcorn Kino zu sehen bekommt. Sein neuster Streich tut dieser Linie keinen Abbruch, denn auch „The Call“ überzeugt durch starke Charaktere und eine sehr dichte Story. Dabei fokussiert Anderson den Blick nicht auf die eigentlichen Polizisten, sondern auf die Damen und Herren im Call Center, was den Ein oder Anderen sicher verwirren mag. Wieso den Blick auf die scheinbar unbeteiligte Frau am Telefon richten, die in ihrem Stuhl etliche Kilometer von Tatort entfernt sitzt, während es doch die Polizisten sind, die am Ende des Tages als Helden gefeiert werden.

Doch genau aus dieser Distanz zwischen Opfer und Operator zieht der Film einen Großteil seines emotionalen Zündstoffes, denn die Protagonistin Jordan mag hinter ihrem Schreibtisch sicher sein, doch gleichzeitig sie auch dazu verdammt hilflos mit anzuhören, wie der Entführer sein Opfer misshandelt.

Halle Berry („Passwort:Swordfish“, „Cloud Atlas“) besticht, wie so oft, durch eine herausragende Schauspielleistung. Ihre Emotionen wirken authentisch und nachvollziehbar und ihr Charaktere scheint ihr wie auf den Leib geschneidert zu sein, was unter anderen ein Grund dafür gewesen ist das der Film erst jetzt erscheint. Produzent Michael Helfant wollte die Oscar Preisträgerin unbedingt in der Hauptrolle, was dazu führte, dass er ihr rund zwei Jahre lang keine Ruhe lies, bis sie schlussendlich einwilligte den Film zu drehen. Doch das Warten hat sich definitiv gelohnt, denn die Nominierung zur „Best Actress“ des Black Entertainment Television Awards wird sicherlich nicht die Letzte für sie sein.

Doch kein Protagonist ist komplett, ohne den entsprechenden Antagonisten, und auch hier hat das Team mit Michael Eklund („Ferocious“, „Errors of the Human Body“) eine glänzende Wahl getroffen. Dieser war Regisseur Anderson schon aus der TV-Serie „Frindge“ bekannt und auch in „The Call“ schlüpft er mit Leib und Seele in die Rolle des Psychopathen Michael Foster, dessen Rolle stark an die Performance von Ralph Fiennes in „Red Dragon“ erinnert. Komplettiert wird die Besetzung durch Abigail Breslin („Little Miss Sunshine“, „Zombieland“), die ja bereits mit jungen Jahren für den Oscar nominiert war und erneut beweist, dass sie definitiv zu den besten Schauspielern ihrer Generation zählt. Dazu scheint auch ihr der Charakter auf den Leib geschneidert zu sein, denn sie spielt zwar eine verletzliche Teenagerin, doch wenn es hart auf hart kommt, dann beißt sie zur Not auch die Zähne zusammen und wehrt sich. Eben keine Rolle für eine typische 0815 Hollywood Schönheit.

Neben den glänzenden Schauspielern sind es vor allem die großartige Musik und der fabelhafte Schnitt, die dafür sorgen, dass der Zuschauer knapp 94 Minuten lang den Atem anhält. Zwar mögen einige der Tricks veraltet sein, doch ein gelungener Jumpscare lässt weiterhin einen gesamten Kinosaal kollektiv zusammenzucken. Alles in allem also ein überwältigender Thriller ?

Nun, nicht ganz, denn „The Call“ verschenkt sehr viel Potenzial im 3. Akt, der leider in sämtliche Klischees tappt und den Zuschauer ungewollt zum lachen bringen wird. Mit Blick auf den sonst so runden Filmen ist dieser Umstand doppelt ärgerlich, denn Anderson hatte die Möglichkeit einen modernen Klassiker zu erschaffen, doch dank dem Ende reicht es leider nur für einen soliden Platz im Mittelfeld.

Blu-ray (abseits der Wertung):
Die Bildqualität von „The Call“ entspricht ebenso wie die Tonqualität - sowohl im englischsprachigen Original als auch in der synchronisierten Fassung liegt eine DTS-HD Master Audio 5.1 Spur vor - den derzeit handelsüblichen Standards, ohne dabei besonders negativ oder positiv hervorzustechen. Die Extras der Blu-ray von Universum Film lassen sich bei näherer Betrachtung nur in die Kategorie herbe Enttäuschung einordnen. Neben einer Handvoll verschiedener, ausgesprochen kurzer Making-Of-Schnipsel, in denen sich sowohl Cast als auch Produktionsteam in der hollywoodtypischen alle-sind-so-super-nett-und-professionell Selbstbeweihräucherung üben, gibt es noch einige marginal erweiterte Szenen und ein alternatives Ende zu bestaunen, das bei näherer Betrachtung jedoch keinerlei Alternativen anzubieten hat. Außerdem finden sich auf der Blu-ray von „The Call“ neben einem Promo-Trailer des Films auch noch neun Trailer aktueller Produktionen und ein BD-Live-Link. Alles in allem folglich ein eher enttäuschender Aufputz für einen durchaus spannenden Thriller, über dessen Entstehung und Dreh man als Filmfan durchaus mehr hätte erfahren wollen, als lediglich wie toll es für Hinz doch war, endlich einmal mit Kunz zu drehen.

Fazit

Wer vor lauter Popcorn Kino und Sequel Wahn die Übersicht verliert, für den dürfte „The Call“ genau das Richtige sein. Den Zuschauer erwartet ein bodenständiger Thriller der alten Schule, der Einen, trotz grober Mängel in den letzten 20 Minuten, an den Sitz fesseln wird. Für Genre Fans eine klare Empfehlung und auch als gewöhnlicher Kinogänger lohnt es sich einen Blick zu riskieren.

Kritik: Sebastian Pierchalla

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