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Kurz nach Erscheinen von The China Syndrome über den fiktiven Hergang eines Unfalls in einem Atomkraftwerk passierte im US-amerikanischen Atomkraftwerk Three Mile Island genau das, was der Film darstellt. Nicht zuletzt dieses Faktum verholf dem Thriller zu ungewöhnlichem Erfolg.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das typische, in seiner Individualität prägende US-Kino der 70er Jahre definierte sich über verschiedene Merkmale: Nah am Zeitgeist, von gesellschaftlicher und politischer Bedeutung. Mit einem Faible für Verschwörungen und Machtspielchen. Journalistischer Wahrheitsfindung, Katastrophen-Szenarien und dem Jonglieren mit allgegenwertigen Ängsten, die sich auf das ganz akute Weltgeschehen bezogen. Einer Dekade des extrem wackeligen Friedens, des Fortschritts mit unerforschten Fehlerquellen und einem Hang dazu, einerseits schnell seiner Furcht Gehör zu verschaffen, andererseits aber mit der berechtigten Begründung, dass vieles gerne verleugnet und vertuscht wurde, um dem Interesse „höherer Ebenen“ zu dienen. Wie kaum einem zweiten Film im Ausklang dieses aufregenden Umbruch-Jahrzehnts kreiert Das China-Syndrom eine harmonische wie beunruhigende Synopsis all dieser Attribute.

Anchorwoman Kimberly Wells (Jane Fonda, Barbarella) ist das Quoten-Darling ihres Senders. Gerne als schnuckeliges Vorzeigepüppchen ins Schaufenster gestellt, darf sie sich mit sensationellen News über Tiergeburtstage im Zoo oder gesungene Grußbotschaften ihre journalistische Integrität in den Ausschnitt stopfen. Bis sie und ihr Kameramann Richard (Michael Douglas, Der Geist und die Dunkelheit, produzierte den Film zu diesem frühen Zeitpunkt seiner erwachsenen Karriere bereits, was für sein Vertrauen darin spricht) zufällig bei einer weiteren 08/15-Lückenbüßer-Reportage in einem Atomkraftwerk Zeugen eines Beinah-Super-GAUs werden. Entgegen des strickten Verbots lässt Richard die Kamera geheim laufen und schon ist eine höchst brisante Story auf Band. Allerdings stellen sich die Verantwortlichen des Senders schnell quer und es wird deutlich, wie sehr interne Machenschaften und Klüngel bereits jetzt jedwede Form der seriösen, investigativen und unbequemen Berichterstattung im Keim ersticken. Wahrscheinlich mit Erfolg, wäre da nicht der leitenden Betriebsingenieur des AKWs. Jack Godell (Jack Lemmon, Ein seltsames Paar) will den hurtig als Bagatelle abgetanen Vorfall nicht einfach so hinnehmen, forscht nach und begibt sich damit auf sehr dünne Eis, was am Ende in einer Katastrophe enden muss – entweder in einer persönlichen, oder einer weitaus größeren.

„Das System funktioniert“…ein gebetsmühlenartig gepredigtes, eingeimpftes Mantra. An dessen Glaubwürdigkeit nicht gerüttelt werden darf. Um keinen Preis der Welt. Ein Mann kann das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Nicht den Instinkt, das berufliche Fachwissen und - noch wichtiger - die Moral für die gut bezahlte Anstellung zum Teufel jagen. Das berühmte, angestochene Wespennest, es ist ein feuchter Fliegen-Dreck dagegen. Regisseur James Bridges (Die grellen Lichter der Großstadt) liefert mit seinem unbestrittenen Karriere-Highlight einen sich dramaturgisch intelligent steigernden, realistischen und in seinem zeitlichen Kontext sehr geschickt eingebetteten Hybrid aus (Fast-)Katastrophenfilm und paranoidem Verschwörungsthriller. Mit massig Kritik am Gebaren von Wirtschaft, Medien und Politik, gepaart mit dem mahnenden Denkanstoß über die Verharmlosung völlig legitimer Bedenken. Schürt damit natürlich ein Stückweit das Unbehagen gegenüber „Den Oberen 10.000“ wie der atomaren Energie, allerdings nicht als billige Propaganda. Dass die damalige Fiktion danach (in abgewandelter Form sogar mehrfach) zur traurigen Realität wurde, bestätigt den Plot in seiner Relevanz umso deutlicher.

Fazit

„Das China-Syndrom“ funktioniert nicht nur als sensibel-hellhöriges Zeitdokument, was selbst heute weit mehr ist als ein historischer Nebenaspekt. Wie scheinbar spielerisch, aber in Wahrheit sehr durchdacht er zunächst die Bedeutung des unabhängigen, investigativen Journalismus stützt und dabei auch als Statement über die der Lächerlichkeit preisgegebenen Emanzipation speziell im Business, aber auch dem Berufsleben allgemein berichtet -  immer noch ein Treffer ins Schwarze. Weitaus spannender gestaltet sich jedoch die Figur des brillanten Jack Lemmon, der Abseits seiner oft zelebrierten Rolle des zwar immer schon leicht melancholischen Spaßvogels zum tragischen Helden wird. Umwerfend, nuanciert gespielt, in jedem Moment. Selbst eine Prise „Dog Day Afternoon“ schwingt da im Schlussspurt mit. Was nur bekräftigt, wie sehr „Das China-Syndrom“ stellvertretend für das oftmals starke, zeitlose Kino dieser Tage ist.

Kritik: Jacko Kunze

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